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Zu Gast bei der Elite – brandeins-Konferenz

Es war ein guter halber Tag Input. Aus dem ich dennoch mit einem schalen Geschmack im Mund ging. Vorweg: Ich bin seit Jahren Fangirl der brandeins. Sie ist meine Dosis monatliches Nudging, sie stupst und zerrt und fordert heraus, die Dinge mal anders zu sehen oder auch zu relativieren, was ich mir so als „Wahrheit“ zurecht gebastelt habe. Sie führt mir Gehirne von Menschen zu, in die ich schauen darf. Und von deren Lebenssicht und -erfahrung ich enorm profitiere. Ich freute mich also logischerweise auf die Zukunftskonferenz. Und ich habe viel Neues erfahren. Aber es gab immer wieder Momente, in denen ich mir selten wie je zuvor bewusst wurde, hier auf einer elitären Veranstaltung zu sein. Deren Gedanken „Otto und Erna“ nicht erreichen werden. Was mache ich jetzt mit dieser Erfahrung? 

Auf in den Tag

Erster Redner war – neben den Grußworten der Chefredakteurin – der Chief Evangelist von Google. Ein deutschsprachiger. Was ich zuvor nicht wusste, ich mir aber auch noch nie vor Augen geführt habe. Er erzählte, begleitet von immens beeindruckenden Animationen, die sich auf keiner meiner Power Point Folien finden würde, von Innovation bei Google. Von prozessualen Dingen, die gewährleisten sollen, dass das Unternehmen immer wieder überprüft, ob die Dinge richtig sind, die getan werden. Und bei Google heißt das eben: Kundenzentriert. Denn nur so generieren sich die Daten, die Google zum Geschäft macht. Erste Irritation – nach der Begeisterung dafür, dass die Gründer JEDEN Freitag vor Ort sind, um für ihre Mitarbeiterinnen Rede und Antwort zu stehen: Es MUSS gefragt werden. Von den Neuen. Die optisch durch Mützen auch als solche erkennbar sind. Ist das dann noch natürlich Neugier und Hinterfragen des neuen Arbeitgebers – oder auch einfach nur ein Ritus, der inhaltsleer, weil organisational ist?

Führungskraft!?

Den gesamten Tag über wurde ich dann – wie alle anderen Anwesenden auch – beständig als „Führungskraft“ angesprochen. „Sie als Führungskräfte wissen um den Wandel, der sich aktuell vollzieht…“ und ähnliche Ansprachen gab es da. Ich bin aber keine Führungskraft. War ich damit in der Minderheit? War das gar kein Innovations- und Querdenker-Treffen, so wie von mir gedacht? War ich mit einem falschen Framing an den Start gegangen und fühlte mich deswegen etwas angestrengt und teilweise neben der Spur?

Müll zu mehr

Beeindruckt hat mich Michael Hofmann, der Abfallwirtschaft neu denkt, der ein Getriebener für das Bessere ist. Beeindruckt haben mich die Jungs von „Unter Palmen aus Stahl“ und „Go Banjo“, weil sie wie ich etwas deplatziert wirkten mit ihren Themen. Richtig der Kommentar von Dominik Bloh – spendet nicht, sondern gebt eure Expertise! Ihr könnt alle etwas, setzt das ein, um die Welt besser zu machen. Jule Waibel war bezaubernd offen in ihrer Art, zwar exakt arbeiten zu müssen, es aber eigentlich nicht zu können und sich einfach auf Dinge einzulassen, ohne zu wissen, was daraus entsteht. Lisa Blumenberg hat mit „Bad Banks“ eine deutsche Serie geschaffen, die ich komplett durchschauen musste. Das erste Mal. Eine deutsche Serie, die das schafft, ist ungewöhnlich genug. Wie gesagt: Es gab das erhoffte Nudging, es gab aber auch einen nachdenklichen Weg zum Bahnhof und eine nachdenkliche Fahrt nach Berlin, wie wir all diese Dinge Menschen zugänglich machen, die preislich sich solche Tickets und Magazine nicht leisten können, sozial in anderen Kreisen verkehren, die solche Dinge nicht thematisieren – und auch mal zu fragen: Was machen wir da eigentlich? Beschäftigen die Fragen, die Führungskräfte beschäftigen, sonst irgendwen? Was ist euer Gefühl? Sind wir schon immer viel zu elitär, wir Wissensarbeiter?

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