Volker Wissing im ADAC-Interview vom 04.06.2024.
„Ich überlege mir, wie wir die Mobilität – dazu zählt auch die individuelle mit dem Auto – für jede und jeden in Deutschland bezahlbar gestalten. Das Auto ist und bleibt für viele Menschen unverzichtbar, vor allem wenn man auf dem Land lebt.“
Das stimmt – aber was ist mit Jenen, die einfach nur sicher auf dem Land mit dem Rad unterwegs sein wollen?
Jedes Jahr steigt die Zahl der Unfälle, natürlich auch, weil immer mehr Menschen unabhängig vom eigenen Auto eine Wahl treffen wollen – darunter viele, die auf das Fahrrad umgestiegen sind. Jedes Jahr verlieren mehr Radfahrende im ländlich Raum ihr Leben, weil sie wie viele andere, die nicht mit dem Auto unterwegs sind, nicht im Fokus unserer deutschen Verkehrspolitik stehen.
Vier tote und 58 schwerverletzte Radfahrende – das ist die Unfallbilanz einer durchschnittlichen Woche auf deutschen Landstraßen. Das sind ein Drittel mehr als noch vor zehn Jahren, wie eine wissenschaftliche Studie der Unfallforschung der Versicherer (UDV) im Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft zu schweren Radunfällen auf Landstraßen zeigt.
„Das Hauptproblem ist, dass Radfahrende auf Landstraßen immer wieder übersehen werden“, sagt UDV-Leiterin Kirstin Zeidler. Häufigste Unfallursache sind Zusammenstöße mit Autos (41 Prozent), wobei Autofahrende den Unfall auch meist verursachen (59 Prozent).
„Unsere Analyse ausgewählter Unfallstellen zeigt, dass oft ein eigener Radweg fehlt, es an zwei von drei Stellen Sichthindernisse gibt und Autos an jeder zweiten Unfallkreuzung mehr als 70 Stundenkilometer fahren dürfen“, so Zeidler. Kritisch sind zudem Radwege, die in zwei Richtungen befahrbar sind. Radfahrende von rechts, die Vorfahrt haben, werden leicht übersehen. Die UDV fordert: Behörden sollten sichere Übergänge für Radfahrende schaffen, Sichthindernisse beseitigen und an schlecht einsehbaren Kreuzungen mit Radverkehr die Geschwindigkeit begrenzen.
„Schnelle Autos und ungeschützter Radverkehr gehören wegen der großen Geschwindigkeitsunterschiede nicht auf eine Fahrbahn“, kritisiert Zeidler. „Doch auf Landstraßen gibt es keine Vorgabe wie in Städten, dass bei mehr als 50 Stundenkilometern der Autoverkehr vom Radverkehr zu trennen ist.“ An den Unfallstellen gelten weit überwiegend mindestens 70 Stundenkilometer. Häufig fuhren Autos bei schlechten Sichtverhältnissen, etwa im Schatten der Bäume oder bei Dämmerung, von hinten auf.
Wenn ich mich ohne Auto bewege, habe ich oft durchgängig das Gefühl, dass mangelnde Infrastruktur zum einen Konflikte erst erzeugt und zum anderen die Schwächsten, nämlich die ohne Fahrgastzelle, am wenigsten schützt.
Ich sehe da keinerlei Umdenken wie in anderen Ländern, die beschlossen haben, den Schutz der Schwachen zu fokussieren. Wo sichere Radwege entstehen, steigen die Menschen aufs Rad, das zeigen Studien deutlich.
Warum verwehren wir diesen Umstieg?
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