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Stadtentwicklung durch datengetriebene Mobilität

Zurzeit politisch und medial in aller Munde: Der Mobilitätswandel. Es ist viel von Visionen die Rede. Von autonomen Fahrzeugen, Drohnen und Flugtaxen. Bilder, die Lust auf die Zukunft machen, aber auch Fragen unbeantwortet lassen: Wie gelingt dieser Wandel? Wie gestalten wir ihn so, dass er allen Vorteile bringt? Wie nutzen wir ihn für eine menschengerechte Gestaltung unserer Städte? Wie gewinnen wir Lebensqualität dort, wo heute schon Verkehre für hohe Emissionen und Belastungen sorgen?

Lokale Champions digital transformieren 

door2door beschäftigt sich seit 2012 mit diesen Fragen. Der Marktführer in Softwarelösungen und Beratungsdienstleistungen für den Nahverkehr hat erkannt: Nachhaltig gelingt dieser Wandel nur, wenn er die lokalen Champions mit einbezieht. In diesem Falle die Verkehrsunternehmen, Städte und Kommunen, die gemeinsam mit den regionalen Taxiunternehmen neue Mobilitätsangebote ad hoc umsetzen können. Die OECD simulierte in ihrer “Lissabon Studie” dass 100.000 private PKW durch 3.000 geteilte On-Demand Shuttles ersetzt werden. Das bedeutet: weniger Staus, weniger Emissionen und viel mehr Platz in der Stadt. Aber die Studie sagt auch: Shuttles müssen tief in den Nahverkehr integriert sein, also in Verbindung mit Bussen und U-Bahnen. Erst dann kommt es zu den Effekten wie Verminderung von Staus und Emissionen.

Vision: Ridepooling als Ersatz ineffizient genutzter privater PKW

Im Moment fahren statistisch 1,3 Personen in einem PKW – schon die Verdopplung der Besetztquote auf 2,6 Personen würde somit die Anzahl der PKW halbieren. Diese Zahlen zeigen, wie stark der Hebel von Ridepooling sein kann, wenn es datengetrieben Menschen zusammenführt, deren Ziele auf einer Route liegen. Ridepooling ist seit Beginn Kernkompetenz der Verkehrsunternehmen. Durch Digitalisierung dieser Dienstleistung auf Basis einer umfassenden Analyse des Status Quo berechnet die Software von door2door, welche Szenarien den meisten Erfolg versprechen, Effizienz zu steigern und Kosten zu betrachten. Diesen Service in einer Stadt rund um die Uhr anzubieten hat somit positiven Einfluss auf die Umwelt, die Verkehrslage und die Stadtgestaltung, da Raum für Menschen von den PKW zurückgewonnen wird.

Attraktive Angebote schaffen – kundenzentriert

Bei door2door ist man sich sicher: Ein attraktiver Mobilitätsmix, der Menschen aus den Autos „zieht“, gelingt nur auf Basis des bisher bestehenden Nah- und Fernverkehrs. Denn dieser leistet schon heute einen hervorragenden Job – bei aller Kritik, die auch zum Teil berechtigt ist. So sind zum Beispiel bereits heute mehr als 20 Millionen Autofahrten durch diesen ersetzt. Im Vergleich hat das Auto hohe emotionale Bedeutung für unsere Mobilitätslandschaft. Wer heute einen PKW fährt, ist in diesem nahezu groß geworden. Der Schlüssel wird umgedreht und die Mobilität ist ad hoc verfügbar. DAS kann heute – so müssen wir es neidlos anerkennen – noch kein einzelnes Produkt der alternativen Mobilitätsformen. Nur das Bemühen um Schaffung etwas ähnlich Simples wie der Mobilität im Auto kann Menschen bewegen, ihre Mobilität alternativ zu gestalten. Zugunsten aller. Aktuell akzeptieren PKW-Halter Fakten und Kosten, weil sie unabhängig in der Gestaltung ihrer Mobilität sein wollen.

Stadtentwicklung positiv beeinflussen 

Wo also liegen weitere Szenarien, mit denen der Mobilitätswandel durch alternative Angebote helfen könnte, Stadtentwicklung positiv zu beschleunigen? Hier gibt es bei door2door zum Beispiel Ansätze, so genannte „feeder cases“ zu betrachten. Das sind Zubringerdienste zu großen Stationen im ÖPNV aus ländlichen oder durch Nahverkehr nur schlecht erschlossenen Gebieten heraus. Hier werden per App Menschen zusammengeführt („gepoolt“) die dasselbe Ziel haben. So werden private PKW auf diesen Pendlerstrecken überflüssig und durch Überleitung der Fahrgäste in den öffentlichen Verkehr Infrastruktur genutzt, die bereits vorhanden ist.

Barrierefreiheit für alle

Denn Barrierefreiheit bezieht sich heute nicht nur auf Mobilitätseingeschränkte, sie bezieht sich auch auf jene, die aktuell gar keinen Zugang zu öffentlichen Verkehrssystemen haben. Und das sind laut aktuellen Zahlen 16 Millionen Personen, die im ländlichen Raum leben. Hier kann Ridepooling helfen, schnell Anbindung an nachgefragte Gebiete zu genau jenen Zeit zu schaffen, die attraktiv sind. 39 Kilometer legt der Deutsche aktuell zurück, 45 Prozent davon im Auto als Fahrer, 14 Prozent als Beifahrer. Viel Kundenpotenzial für Nah- und Fernverkehr. Wenn diese schnell in die Zukunft transformieren und den Kunden in den Fokus ihres Handelns stellen. Die Novellierung des Personenbeförderungsgesetzes wird Schwung in dieses Thema bringen. Städte und Kommunen müssen ihre regionale Mobilität als etwas begreifen, das lokale Wertschöpfung wieder in die Innenstädte bringen kann.

Eventverkehre als „Einstiegsdroge“

Aber auch spezielle Verkehre wie zu großen Veranstaltungen oder Fußballspielen können mit Ridepooling sehr viel besser abgewickelt werden. Heute sind um solche Orte oftmals riesige Parkareale z. T. mitten in der Stadt gebaut. Diese werden jedoch nur benutzt, wenn Veranstaltungen stattfinden. Bzw. sie können langfristig nicht für die Allgemeinheit nutzbar gemacht werden. Was wäre, wenn diese Flächen als Parkraum überflüssig wären? Wenn Besucher mit dem PKW zu Park and „Ride(pooling)“-Plätzen vor der Stadt fahren und bedarfsgerecht und zeitnah sowie ohne Stau zu ihrem Ziel gelangen?

Erste Verkehrsunternehmen setzen Ridepooling ein

Beispiele für bereits umgesetzte Projekte sind u. a. die Duisburger und die Münchner Verkehrsgesellschaften, welche unter den hauseigenen Marken (DVG myBUS und MVG IsarTiger) On-Demand-Ridepooling betreiben. Auch im ländlichen Raum ist die Software von door2door bereits im Einsatz. In Freyung sorgt FreYfahrt zum Beispiel dafür, dass Fahrgäste Zugang zum öffentlichen Nahverkehr auf Abruf haben und sich nicht an feste Fahrpläne und Routen halten müssen.

Virtuelle Stopps ohne Fahrplan

Damit verbinden sich zwei Systeme – bestehender ÖPNV und Formen der neuen Mobilität – ohne Einschränkungen. Wir gehen auf alle Verkehrsunternehmen zu, um mit ihnen zu klären, welche Lösungen geeignet sind. Vorab jedes Projektes gibt es intensive Workshops unserer Entwickler mit den Kunden. Wir denken vom öffentlichen Verkehr her und wollen diesen verbessern. Dabei ist unser Weg ein schneller, da weder Haltestellen noch weitere Infrastruktur gebaut werden muss. Virtuelle Stopps attraktivieren das Angebot enorm, da sie flexibler sind. Auch Fahrpläne werden überflüssig, weil sich der Nahverkehr nach der Nachfrage richtet.

Nach der Datenanalyse das richtige Angebot

Und damit realisiert door2door mit seinen Kunden „Anruftaxen 2.0“, indem auf Basis von Datenanalyse „Made in Germany“ dort Lücken geschlossen werden, wo Nachfrage, aber kein Angebot ist, oder Effizienz gesteigert wird, wo heute große Busse mit nur wenigen Fahrgästen fahren. Denn der Vorteil dieser neuen Generation von ehemals per Telefon und Disponent angebotenen Nischenprodukte. Die Kompetenz und Expertise zum Aufbau eines regional attraktiven Verkehrsangebotes liegt in den ÖV-Unternehmen, die Expertise zur Weiterentwicklung dieser Verkehre in eine multimodale Zukunft bei door2door. Mobility-as-a-Service ist bei door2door mehr als nur ein Begriff. Als langfristig denkender Technologiepartner für Verkehrsunternehmen ist das Ziel eine vertrauliche und partnerschaftliche Zusammenarbeit. Ziel ist es, dass Fahrgäste auch in Zukunft von der Daseinsvorsorge öffentlicher Verkehrsunternehmen profitieren, zugleich aber ein verbessertes Dienstleistungsniveau genießen dürfen, das öffentliche Mobilität kundenfreundlicher macht und dabei nachhaltig bleibt.

Teufelskreis auf dem Land durchbrechen

Der öffentliche Nahverkehr im ländlichen Raum sind momentan als Alternative zum Auto wenig attraktiv. Im Gegenteil: Dort ist ein “Teufelskreis” entstanden, der immer weniger Menschen Busse nutzen lässt. Damit lohnt es sich auch wirtschaftlich immer weniger, der Versorgungspflicht durch feste Fahrpläne nachzukommen. Es wird in der Folge noch mehr auf den PKW gesetzt. Zeitgleich findet jedoch aktuell eine Entwicklung statt, dass in Städten erwerbstätige Menschen in den Umkreis ziehen, um weniger Miete zu zahlen oder Hausbau finanzieren zu können. Dadurch entstehen täglich viele Pendlerwege, die – ankommend in der Stadt – für große Belastung der Verkehrswege sorgen. Hier können ausgehend vom ländlichen Raum Menschen in Fahrzeugen zusammengeführt und einzelne PKW-Wege gespart werden. Mit einer aktiven Bewusstseinsänderung hin zu mehr Mobilität und der Chance für Standordvorteile kann das neue On Demand Ridepooling der entscheidende Treiber für eine bedarfsgesteuerte, flexible Mobilität rund um die Uhr sein. Das wird derzeit z. B. in Freyung getestet. Mehrere Stunden täglich fahren dort kleine Busse auf Anforderung per App oder Telefon zum Bürger und bringen ihn an sein Ziel im Betriebsgebiet. Kein Fahrplan und keine festen Fahrpläne bieten den Menschen in Freyung die maximale Flexibilität, die sie für ihre alltäglichen Erledigungen benötigen, damit steht der Benutzung von ÖPNV nichts mehr im Wege.

Den Kunden im Fokus – nicht den Fahrplan

Nachfrageorientierte Mobilität wird so in jeder Stadt, aber eben auch in jedem Landkreis und jeder Gemeinde möglich. Dies hat enorme Bedeutung auch für die Attraktivierung von Gemeinden als Wohnort, sogar Pendelverkehre können durch Nahverkehrsangebote abgebildet werden, die bedarfsorientiert und ohne festen Fahrplan fahren. Es ist wichtig, dass Städte und Gemeinden mit ihren Verkehrsunternehmen Besitzer des Mobilitäts-Ökosystems bleiben. In Software-Plattformen müssen jedwede Angebote integrierbar sein, so dass die öffentliche Hand die Hoheit über diese Entscheidung bei maximaler Flexibilität behält.

Dieser Autorinnenartikel erschien in DER NAHVERKEHR 06/2019

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