Oder: Warum Christian sich vor mir fürchtet – und warum das gut so ist.
Letzte Woche erschien ein Videopodcast über mich. Nicht über meine Argumente zur Verkehrswende, nicht über meine Positionen zu Mobilität oder Stadtplanung. Sondern über mich als Frau. Als Bedrohung.
Der Autor heißt Christian – wie lustig! Gag am Ende des Videos 😉
Und in seinem Video wird sehr deutlich, was er in mir sieht – und was er fürchtet.
Wer bin ich für Christian?
Lassen wir ihn selbst sprechen. In seinem Text schreibt er:
„Bildung, Studieren, Expertin spielen, Karriere, Vorträge halten – das ist alles orwellsche Clownsscheiße. ‚Stark und unabhängig‘ ist die PsyOp Nummer eins. Frauen sind in der Regel entweder von einem Mann ‚abhängig‘ oder sie heiraten in irgendeiner Form den Staat.“
Für Christian bin ich also:
- Eine Frau, die „Expertin spielt“ (nicht ist – spielt!)
- Teil einer „PsyOp“ – einer psychologischen Operation zur Manipulation
- Jemand, der einen „Krieg gegen die traditionelle Familie“ führt
- Eine Bedrohung für eine Ordnung, in der Frauen „von einem Mann abhängig“ sein sollten
Was bedrohe ich seiner Meinung nach?
Sein Weltbild. Eine Ordnung, in der Frauen keine eigenständige Stimme haben, keine Bildung brauchen, keine Expertise entwickeln dürfen. Eine Welt, in der Frauen definiert werden durch ihre Beziehung zu einem Mann – oder zum Staat.
Ich bedrohe die Vorstellung, dass Frauen sich klein machen, leise bleiben und ihre Rolle akzeptieren sollten.
Und ja: Diese Bedrohung ist real. Denn genau das tue ich nicht.
Was sieht Christian in mir?
Eine Projektion seiner Angst.
Christian sieht in mir nicht Katja Diehl, die Mobilitätsexpertin. Er sieht nicht die Autorin, die Podcasterin, die Beraterin. Er sieht eine Stellvertreterin – eine Verkörperung dessen, was ihn bedroht:
Frauen, die sich Räume nehmen.
Frauen, die sprechen, ohne um Erlaubnis zu fragen.
Frauen, die studieren, arbeiten, verdienen – ohne dass ein Mann ihre Existenz legitimiert.
Frauen, die sichtbar sind, laut sind, unbequem sind.
Für ihn bin ich keine Person mit Argumenten, die man widerlegen könnte. Ich bin ein Symbol. Und Symbole bekämpft man nicht mit Fakten – man bekämpft sie, indem man sie delegitimiert, lächerlich macht, entmenschlicht.
„Orwellsche Clownsscheiße.“ „PsyOp.“ „Expertin spielen.“
Das sind keine Argumente. Das ist Angst, verkleidet als Überlegenheit.
Was bin ich wirklich?
Ich bin eine Frau, die einen langen Weg gegangen ist.
Ich war nicht immer laut. Ich war lange eine People Pleaserin, jemand, die es allen recht machen wollte. Die Konflikte vermied. Die sich kleiner machte, um anderen Raum zu geben.
Aber irgendwann habe ich verstanden: Kleinmachen schützt nicht. Es bestätigt nur die Erwartung, dass Frauen klein bleiben sollen.
Also habe ich angefangen zu sprechen. Über Mobilität. Über Gerechtigkeit. Über die Frage, wem unsere Städte gehören – und wer das Recht hat, sich in ihnen sicher zu bewegen.
Ich habe Bücher geschrieben. Vorträge gehalten. Podcasts gemacht. Ich habe mich eingemischt, unbequeme Fragen gestellt, Widerspruch provoziert.
Und ja: Ich habe studiert. Ich bin Expertin. Ich verdiene Geld mit meiner Arbeit. Ich bin unabhängig.
Nicht, weil ich gegen Familien bin. Nicht, weil ich Männer hasse. Sondern weil ich glaube, dass Frauen das Recht haben, ihr Leben selbst zu gestalten – genau wie Männer.
Ist das radikal? Nur, wenn man glaubt, dass Frauen keine eigenständigen Menschen sind.
Was sieht meine Community in mir?
Das ist die Frage, die mich wirklich berührt. Denn im Gegensatz zu Christian kennen mich die Menschen, die meine Arbeit unterstützen, tatsächlich. Sie haben meine Texte gelesen, meine Vorträge gehört, meine Podcasts angehört.
Sie sehen in mir:
- Jemanden, der komplexe Themen verständlich macht
- Eine Stimme für eine gerechtere, nachhaltigere Mobilität
- Eine Frau, die nicht perfekt ist, aber authentisch
- Jemanden, der auch dann weiterredet, wenn es unbequem wird
- Eine Kämpferin für eine lebenswerte Zukunft – für alle
Und sie unterstützen mich. Finanziell, emotional, durch Solidarität. Sie teilen meine Inhalte, widersprechen Hass, stehen an meiner Seite.
Sie nennen es Unterstützung. Christian würde es vermutlich meinen „Bettlerinnentopf der Katzenladies über 50, die noch nicht zu Gott gefunden haben“ nennen.
Ich nenne es: Solidarität. Und sie bedeutet mir alles.
Warum ich das Video veröffentliche
Dieser Hass ist real. Er ist systematisch. Und er zielt nicht auf Widerlegung – er zielt auf Einschüchterung. Und er wird zu oft bagatellisiert. Einige Stimmen sind nach solchen Angriffen verstimmt – was ihr gutes Recht ist! Denn es ist nicht normal, wenn so etwas geschieht.
Aber ich lasse mich nicht einschüchtern.
Jeder dieser Angriffe zeigt mir nur eines: Ich bin genau richtig. Ich erschüttere Strukturen, die erschüttert werden müssen. Ich stelle Fragen, die gestellt werden müssen. Ich bin sichtbar – und das macht nervös.
Gut so.
An alle, die mich unterstützen
Danke.
Danke an alle, die widersprechen, wenn sie Hass sehen.
Danke an alle, die meine Arbeit teilen, kommentieren, verstärken.
Danke an alle, die mich finanziell unterstützen – ob für meine Sicherheit, mein BC100 oder einfach, weil sie glauben, dass meine Stimme wichtig ist.
Ihr seid der Grund, warum ich weitermache. Ihr seid der Beweis, dass es mehr von uns gibt als von ihnen. Dass Solidarität stärker ist als Hass.
Und an alle, die glauben, uns zum Schweigen bringen zu können:
Ihr unterschätzt uns. Wir sind keine Einzelkämpferinnen. Wir sind Katzenladies, studierte Clowns, PsyOp-Überlebende und unbequeme Frauen mit Meinungen und Fahrrädern.
Wenn du meine Arbeit unterstützen möchtest, findest du hier alle Möglichkeiten.


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