Plötzlich war alles anders. Mit den Geschäftsschließungen durch den Corona-Lockdown wurde es in den Städten gähnend leer. Fußgänger und Radfahrer eroberten die frei gewordenen Flächen. Teile mehrspuriger Straßen wurden mancherorts zu Pop-up-Radwegen umfunktioniert. Ad hoc war es möglich, Mobilitätsveränderungen schneller umzusetzen als bisher denkbar. Das macht Hoffnung auf notwendige Veränderungen im Stadtverkehr.
Nicht alle nachhaltigen Verkehrsmittel profitieren von der Krise. Die Nachfrage im öffentlichen Nahverkehr brach ein. Um das Infektionsrisiko zu senken, stiegen Menschen aufs Rad oder das Auto um – viele blieben ganz zu Hause. „Man stelle sich vor, wir hätten die Fahrgastzahlen im ÖPNV vom letzten Jahr – zusammen mit der aktuellen Radnutzung“, sinniert Martin Schmitz, Vorstandschef des Forums für Verkehr und Logistik. „Das wäre ein großer Schritt in Richtung Verkehrswende und die richtige Entwicklung für das Klima.“
Umverteilung des Verkehrsraums
Den Stadtverkehr klimafreundlicher zu gestalten, geht in Deutschland laut Christof Kerkhoff nur über eine Umverteilung des begrenzten Verkehrsraums. Der Geschäftsführer der VDI-Gesellschaft Fahrzeug- und Verkehrstechnik sieht Herausforderungen in den gewachsenen Stadtstrukturen. Auch wenn es in Europas Städten an Platz mangle, gelte es die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer und die Aufenthaltsqualität der Menschen zu gewährleisten. Das erfordere Kompromisse. Katja Diehl, im Vorstand des Verkehrsclubs Deutschland zuständig für die Mobilität von morgen, bringt es auf den Punkt: „Es geht jetzt nicht um Pro-Fahrrad, sondern um Pro-Mensch.“
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