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Gedanken zur Autokorrektur #6 – Rückspiegel, Ausblick und eine Vision aus dem August 2020.

Guten Tag und willkommen im neuen noch komplett unbenutzten und frischen 2023!

Ich hoffe, Sie sind gut rübergekommen, gesund, Ihre Akkus können noch etwas laden – denn:

Die Verkehrswende hat noch nicht begonnen.

Woran mache ich das fest?

An immer noch steigenden Pkw-Zulassungszahlen, aber auch an gebrochenen Versprechen aus dem Koalitionsvertrag. Den ich schon nach Veröffentlichung kritisierte. Aber dass er in dem geringen Anteil von Mobilitätswende sogar sich selbst noch übertreffen werde, das habe selbst ich in meinen schlimmsten Alpträumen nicht erwartet.

Warum war ich vorsichtig optimistisch?

Wir erinnern uns:

13.01.2022, 12.44 Uhr

Heute Abend tritt Volker Wissing erstmals als Verkehrsminister vor die Abgeordneten des Bundestags, um seine Pläne für die nächsten vier Jahre zu erklären. Doch schon zuvor machte der FDP-Politiker publik, dass er nicht an eine Zukunft des Verbrennungsmotors in Pkw glaube. »Wir müssen die verschiedenen Energieträger dort einsetzen, wo sie am effizientesten sind. Das ist beim Pkw der E-Antrieb«, sagte Wissing.

Sein Antritt war selbstbewusst. Noch vor seiner eigentlichen Ernennung hatte Volker Wissing Interviews mit großen Medien gehalten. Seine Antrittsrede im Bundestags ließ für mich zumindest die Hoffnung keimen, dass er endlich der Unentschlossenheit der Autobranche klare Rahmenbedingungen in Sachen Antriebe gibt. Davon blieb noch dem ersten Besuch bei der Autolobby nichts mehr übrig. Leider.

Muss der Staat in sechs Jahren alle Autos mit Verbrennungsmotor stilllegen? Tempolimit, Dienstwagenreform, neues Billigticket – die FDP und ihr zuständiger Minister lehnen fast alle Klimamaßnahmen im Verkehr ab. Umwelthilfe-Anwalt Remo Klinger sagt: Dann muss die Regierung eben gezwungen werden.

Der Expertenrat für Klimafragen veröffentlicht den Prüfbericht zu den Sofortprogrammen 2022 für den Gebäude- und Verkehrssektor. Der Bericht ist hier verfügbar: http://expertenrat-klima.de

Auszug:

In Bezug auf das vorgeschlagene Sofortprogramm für den Verkehrssektor stellt der Expertenrat fest, dass dieses zwar eine emissionsmindernde Wirkung entfaltet, aber nicht die Anforderung an ein Sofortprogramm gemäß Bundes-Klimaschutzgesetz (§ 8 Abs. 1 KSG) erfüllt. Das Sofortprogramm für den Verkehrssektor spart nach Angaben des Verkehrsministeriums nur 14 Megatonnen an Treibhausgas-Emissionen ein, so dass sich rechnerisch immer noch eine Erfüllungslücke von 261 Megatonnen bis 2030 ergibt.

Kurvenverlauf der Emissionen im Verkehrssektor.

Und dann der (bis heute) folgenlose Hammer, der in der Wirtschaft wohl den Job gekostet hätte:

Von einer vertiefenden Prüfung der Annahmen des Sofortprogramms für den Verkehrssektor hat der Expertenrat für Klimafragen daher zum jetzigen Zeitpunkt abgesehen.

Es ist schlichtweg egal, als Bundesminister ein solchen Urteil über die eigene Arbeit zu erhalten. Ist der Expertenrat überhaupt ein Gremium, das in der Regierung erst genommen wird?

Für mich wurde innerhalb des Jahresverlaufes von 2022 immer deutlicher, dass trotz meines Willens, Volker Wissing erst einmal neutral zu begegnen, sich dieser vielleicht sogar noch deutlicher als seine Vorgänger als Autominister versteht.

Dazu auch ein Statement in einem von mir sehr geschätzten Podcast „Lage der Nation„.

Gerne nehme ich Hinweise an, was ich übersehe. Vielleicht sehen Sie ja im Rückblick auf 2022 Anzeichen für eine Mobilitätswende. Während ich noch nicht mal das kleinste Detail umgesetzt sehe: Die Pkw-Antriebswende. Zur Autoindustrie habe ich auch noch eine spannende She Drives Mobility-Episode, gern mal reinhören!

Patrick Kaczmarczyk: Warum beruht der "Erfolg"​ der Autoindustrie nicht auf Innovation, sondern auf Rechenkünsten?

Und wussten Sie das hier schon?

Christian Endt: Warum müssen wir 2025 aufhören, Verbrennerautos zu bauen?

Und damit genug des Rückblicks. Für einen Ausblick empfehle ich das Gespräch mit Handelsblatt-Chefredakteur Sebastian Matthes.

Bis 2030 sollen 15 Millionen Elektroautos auf deutschen Straßen fahren – das ist der Plan der Bundesregierung. Aus Sicht von Mobilitätsexpertin Katja Diehl ist dieses Ziel unrealistisch. „Die Verkehrswende hat in Deutschland noch gar nicht begonnen“, sagt sie in der aktuellen Folge des Podcasts Handelsblatt Disrupt mit Chefredakteur Sebastian Matthes.  Doch statt weiter in E-Mobilität, etwa in Ladeinfrastruktur, zu investieren, fordert die Aktivistin, neue Konzepte für autofreie Städte zu entwickeln. „Jeder sollte das Recht haben, ein Leben ohne ein eigenes Auto führen zu können“, sagt Diehl.  Sie beschreibt, wie ein Leben in autofreien Städten aussieht, und entwirft ein Mobilitätskonzept für ländliche Regionen, in denen Menschen auch ohne Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel auf ein eigenes Auto verzichten können.  Diehl kämpft seit 15 Jahren für das Thema Verkehrswende. Bekannt wurde sie zuletzt als Autorin des Bestsellers „Autokorrektur“ sowie durch ihren Podcast „She Drives Mobility“, in dem sie mit Expertinnen und Experten über die Verkehrswende und ihre gesellschaftlichen Implikationen spricht. „Meistens sind es äußere Zwänge, die die Menschen ins Auto steigen lassen“, sagt sie. „Sie würden gern darauf verzichten, wenn sie könnten.“

Dreifache Preisträgerin 2022

Vom Handelsblatt war der Wirtschaftsbuchpreis gemeinsam mit der Buchmesse ausgelobt, hier konnte ich den Preis in der Kategorie Publikumspreis mit 30 Prozent der Stimmen mit nach Hause nehmen. Nur eine Woche später dann das „Double“ von Seiten des Bundesverkehrsministeriums: Die Jury kürte mich in der Kategorie Mensch, das Publikum gab mir den zweiten Deutschen Mobilitätspreis.

Katja Diehl hat sich über ihre gesamte berufliche Laufbahn hinweg Expertise zu Nachhaltigkeit mit dem Schwerpunkt Mobilität der Zukunft angeeignet. Das Mantra ihrer Arbeit lautet: „Jede und Jeder sollte das Recht haben, ein Leben ohne eigenes Auto führen zu können.“ Dazu schreibt sie einen Blog, betreibt den Podcast »SheDrivesMobility« und ist auf den sozialen Medien sowie auf der Bühne unterwegs. Darüber hinaus engagiert sie sich im Bundesvorstand des Verkehrsclub Deutschland e. V., in der Hamburger Vertretung von womeninmobility und als Beirätin der österreichischen Klimaschutzministerin. 2022 ist ihr Buch »Autokorrektur. Mobilität für eine lebenswerte Welt« erschienen. Ihre Kernkompetenz ist es kommunikativ die Dinge auf den Kopf zu stellen – zugunsten einer menschenzentrierten Verkehrswende.  Katja Diehls Vision für die Zukunft ist eine kinderfreundliche, klimafreundliche, barrierearme, entschleunigte Mobilität, die auf Gleichberechtigung abzielt. Privilegien für Autos sollten zurückgeschraubt werden und Parkplätze und Straßen vor allem auch für Radfahrerinnen und Radfahrer sowie Fußgängerinnen und Fußgänger gestaltet werden. Als größte Herausforderung der Verkehrswende sieht sie eine Einstellungs- und Verhaltensänderung.

Und somit bleibt der Ausblick leider ein Rückblick, aber letztlich bestätigt das auch nur, dass wir auf keinerlei Technik mehr warten müssen. Es braucht den politischen Willen, menschen- und nicht autogerecht zu agieren. Dann kann die Transformation von städtischen bis ländlichen Räumen wieder zum Ursprung zurückführen: Gesunden, lebenswerten Räumen, die allen erlauben, selbstbestimmt mobil zu sein. Denn welche Gruppe hat keine Lobby? Die der Menschen, die nicht selbst Auto fahren können oder wollen. Das sind 13 Millionen Erwachsene ohne Führerschein, 13 Millionen Kinder, die zu jung für einen Führerschein sind und über die Hälfte der 13 Millionen Menschen, die in Deutschland in Armut leben, denn sie haben den geringsten Autobesitz. Verzeihen Sie das „Look and Feel“ des hier verlinkten Blogbeitrages aus August 2020. Aber ich denke, er zeigt auf, wieviel Stillstand es seither gab. Denn meine Vision gilt immer noch als nicht erreicht. Falls Ihnen Details fehlen, gern her damit! Ich glaube fest daran, dass wir 2023 zum Kick-Off der echten Mobilitätswende machen werden. Auch wenn wir leider erst durch die Klimakatastrophe genauer auf den Verkehrssektor schauen. Mich hätte es erfreut, wenn wir schon zuvor daran gearbeitet hätten, sozial gerechte Mobilität zu gestalten. Aber wann, wenn nicht jetzt!

Anfrage als Speakerin: patrick@londonspeakerbureau.de Anfrage Lesungen: kerstin.seydler@fischerverlage.de

Nutzen Sie mich, als Speakerin, als Autorin, um gemeinsam diesen Kick-Off zu gestalten. Speichern Sie sich diese virtuelle Visitenkarte ab. Und schauen Sie auf meinen virtuellen Kanälen vorbei. Ich freue mich auf und über Jede:n, die mit mir #Autokorrektur gestalten will!

Herzlicher Gruß – Ihre Katja Diehl

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