Meine Arbeit rund um die Mobilitätswende schien erst fokussiert – dann weitete sie sich bereichernd um Intersektionalität, Barrierefreiheit, Armutsbekämpfung und wurde zur Autokorrektur. Denn unter diesem etwas augenzwinkernden Begriff verbirgt sich so viel mehr als das, was wir seit Jahrzehnten Verkehrswende nennen, aber nicht starten.
Auch Zeitfreisetzung oder das Erkennen von selbstbestimmter Zeitverwendung gehört für mich zur Autokorrektur. Denn unsere Hektik zwingt zu oft ins Auto. Daher denke auch ich: Weniger Stunden, mehr Sinn, mehr Zeit tut allen gut.
Heute erschien vom Konzeptwerk Neue Ökonomie e.V. eine großartig radikale und zugleich menschenzentrierte Betrachtung zur 28-Stunden-Woche. Die einen wichtigen Beitrag zur Verkehrswende leisten würde.
„Neben dem essentiellen Beitrag für den ökologischen Umbau wird durch Arbeitszeitverkürzung (AZV) mit einer 4-Tage-Woche auch der Energie- und Ressourcenverbrauch der (weiter) bestehenden Branchen und der Arbeitswege gesenkt. Die ökologische Wirkung von kollektiver AZV ist insgesamt wenig erforscht und Studien bescheinigen unterschiedliche Effekte auf Ebene des individuellen Verbrauchs. Ob Beschäftigte mit kürzerer Arbeitszeit umweltfreundlicher leben oder nicht,
hängt logischerweise maßgeblich davon ab, was sie mit ihrer freien Zeit machen. Wenden sie sich Sorgetätigkeiten und Zeit mit anderen Menschen zu, so sinkt ihr ökologischer Fußabdruck. Reisen oder konsumieren sie mehr, so steigt dieser. Dass
eine gesamtgesellschaftliche AZV dazu beitragen kann, die Freizeit gemeinsam mit anderen und emissionsarmen Aktivitäten zu verbringen, legen Erfahrungen zur Einführung der 4-Tage-Woche bei Volkswagen AG nahe.“
„Zeitwohlstand bedeutet, mehr freie Zeit zur Verfügung zu haben und diese selbstbestimmt zu nutzen für Dinge, die individuell wichtig sind. Außerdem bedeutet er mehr Planbarkeit, ein angemessenes Lebenstempo und die zeitliche Vereinbarkeit von verschiedenen Tätigkeiten miteinander. Bei diesem Aspekt geht es also darum, Beziehungen, Spiel, kreative Tätigkeiten, Sport, Genuss und Muße als wichtige Elemente für ein gutes Leben ernst zu nehmen.“
Dabei waren zumindest bei VW schonmal die Welten in Ordnung:
Stephan Krull, ehemaliger Betriebsrat und Mitglied der Tarifkommission bei Volkswagen Wolfsburg, zur AZV bei VW ab den 1990er Jahren:
„Das war für alle Beschäftigten eine unglaubliche Erfahrung … Man ist morgens nicht mehr erschlagen aus dem Tiefschlaf zur Arbeit gefahren. Man ist abends nicht fix und fertig nach Hause gekommen. Sechs Stunden: locker! Im Sommer war es abends nach der Spätschicht noch hell. Man konnte noch in den Garten gehen, es war noch Leben in der Stadt. Die Erfahrung, mehr Zeit zu haben, einen zusätzlichen freien Tag in der Woche oder nur sechs Stunden am Tag: Das wurde von den Kolleginnen und Kollegen sehr wohl als Befreiung empfunden und die waren auch sauer, als das 2014 wieder rückgängig gemacht wurde.“
Absenkung der Wochenarbeitszeit stützt Verkehrswende – neue Studie.
Eine Antwort zu „Absenkung der Wochenarbeitszeit stützt Verkehrswende – neue Studie.“
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Ich kann dem aus eigener Erfahrung bestätigen, dass Arbeitszeitreduktion auch erlauben kann, seine Mobilitätsemmissionen stark zu verringern.
Ich habe vor einiger Zeit meine tägliche Arbeitszeit von 7:35 auf 6h reduziert. Die gewonnene freie Zeit ermöglicht es mir mit dem Rad zur Arbeit zu pendeln ohne insgesamt mehr Zeit aufwenden zu müssen. Insgesamt habe ich zusätzlich an jedem Pendeltag 2 h Bewegung / Sport in meinen Alltag integriert.
Dieses funktioniert jedoch natürlich nur, da ich mir die gewonnene, freie Zeit nicht mit privaten Terminen vollgeladen habe. Insofern passt das sicherlich nicht für jeden.
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