Zum Inhalt springen

Wenn ich eine Lifestyle-Aktivistin bin, gibt es dann Alltags-Passivist:innen?

Ich wurde bei Twitter als „Lifestyle-Aktivistin“ bezeichnet und ich glaube, das war nicht nett gemeint.
Und ich meine zu wissen, wie das gemeint ist.
Und ich finde das problematisch und würde das gern eingehender diskutieren.

Immer wieder wird es Aktivist:innen – vor allem Jenen aus der Klimabewegung – zum Vorwurf gemacht, dass sie

  • aus „elitären Kreisen“ stammen würden und
  • noch nicht gearbeitet hätten und
  • erstmal selbst was leisten sollen.


zu 1.:

ich weiß nicht, wer mehr für den dringend notwendigen Wandel tun kann, wenn nicht privilegierte Menschen – im Gegenteil!
Ich zähle mich zu dieser Gruppe und sehe als als Pflicht an, zu agieren, weil andere nicht die Zeit, die Kapazität, die Bildungszugänge usw. haben.


zu 2.:

stimmt natürlich, denn viele von ihnen sind Schüler:innen, ohne die all diese Themen bis heute nicht auf dem Tisch von Politik und Industrie liegen würden. Das sollten wir anerkennen! Wer von euch Erwachenen hat in dem Alter schon so viel für die Zukunft aller getan?


zu 3.:

Wie soll so eine Jugend „erstmal etwas leisten“, wenn sie Angst hat vor der Zukunft, die wir Erwachsenen ihnen zu bereiten in der Lage sind?
Was bringt es, im Sinne des fossilen Kapitalismus´ etwas „zu erreichen“, wenn genau dieser uns in die Katastrophe geführt hat?


Wir müssen ein neues Level von „etwas erreichen“ generieren, das sich eben nicht mehr über die Limitierung von der Freiheit anderer etabliert, sondern aus Solidarität und Mehrwert für alle.
Weltweit.


Jetzt geistern Videos durch das Netz, von Aktionen wie @AufstandLastGen , wo junge Aktivisti den Autofluss an Straßen unterbrechen und z. T. auf Menschen treffen, die von Twittermenschen als „prekär verdienend“, „unter den Protesten am meisten leidend“ gelesen werden.
Ich maße mir dieses Urteil nicht an, da ich diese Menschen nicht kenne und es als problematisch erachte, solche Schlussfolgerungen zu ziehen.
Fakt ist, dass es Gruppen in unserer Gesellschaft gibt, die unter hohem Leistungsdruck stehen.

Und damit meine ich nicht hochbezahlte Manager:innen, sondern Menschen in preklären Beschäftigungsverhältnissen – bei Lieferdiensten und Paketzustellern.
Natürlich werden auch diese bei solchen Aktionen vermehrt Druck empfinden.

Aber anstatt die Stimmung aufzuheizen und damit wieder vom eigentlichen Problem abzulenken, könnten wir uns doch mal zusammen überlegen:
Was hilft?

Warum können wir mehr „mit Nazis reden“, deren Demos ertragen, als die von jungen Aktivisti?
Haben wir uns an Nazis gewöhnt?
Liegt die Abhilfe wirklich darin, keine Blockaden mehr zu machen oder – wie oft vorgeschlagen – diese an den Reichstag in Berlin zu verlegen?


Ich denke nein.

Die Kraft der Veränderung liegt in der Empathie, der Kommunikation und des Lernens über die Situation des Gegenüber.

Anstatt uns weiter in Gruppen zerteilen und uns Kraft nehmen zu lassen, sollten wir die Kraft wahrnehmen, die wir gemeinsam darstellen.
Gewerkschaften wie Ver.di setzen sich für gute Arbeitsbedingungen ein – junge Menschen bei Fridays For Future für eine klimagerechte Zukunft
Hier den Lauf der Dinge aufzuhalten, zu zeigen, dass wir gemeinsam auf Missstände hinweisen, wäre ein starkes Symbol.

Aber dazu müssen alle Seiten aufeinander zugehen und sich nicht mehr von den Menschen vergiften lassen, die das bestehende toxische System bewahren, indem sie uns gegeneinander aufhetzen.
Es wäre fantastisch, wenn wir die gemeinsame Kraft endlich entdecken und zusammen gegen diese Zerstörer:innen von Menschlichkeit agieren könnten.
Vielleicht gestaltet sich eine der nächsten Blockaden als Team?
Ich weiß, ich bin naiv 🙂

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert