Sharepic des Verkehrsministeriums. Porträt von Volker Wissing. Zitat: Gegen Verkehrsinfarkt. Deutschlandtempo für den Ausbau ALLER Verkehrsträger - auch der Straße.

Wenn Du Verkehrsminister*in in der Klimakatastrophe wärst: Was würdest Du tun?

Ich habe gerade die neuesten Posts aus dem Bundesverkehrsministerium gelesen.

Meine schnellen Gedanken schreibe ich hier gleich mal auf, wie immer freue ich mich über weitere Hinweise und Ergänzungen und weise darauf hin:
Auch dieser Post ist keine Doktorarbeit, sondern ein Text, der während einer Regionalbahnfahrt entstanden ist.

Aber erstmal zu den Ideen aus dem Verkehrsministerium:

Der Verkehr in Deutschland wird deutlich zunehmen. Das zeigt die neueVerkehrsprognose, die Volker Wissing heute gemeinsam mit dem Studienautor Tobias Kluth von Intraplan Consult GmbH vorgestellt hat.

„Wir brauchen ein hochbelastbares Bestandsnetz. Unsere in die Jahre gekommenen Trassen, Brücken, Tunnel und Schleusen müssen dringend saniert werden“, betont Wissing.

Neben dem Ausbau der Bahn ist auch der Erhalt und Neubau von Straßen unerlässlich. Denn die Straße bleibt das Rückgrat der Mobilität in Deutschland.
Der Verkehrsminister appelliert: „Sorgen wir dafür, dass die Menschen auch in 2040 frei ihren Mobilitätsbedürfnissen nachkommen können und die Wirtschaft wächst – dank einer guten Verkehrsinfrastruktur.“

Puh, die Straße als Rückgrat der zukünftigen Mobilität?

Die am heute vorgestellte Verkehrsprognose 2040 des Bundesverkehrsministeriums (BMDV) zeigt einen deutlichen Anstieg des Verkehrs in Deutschland bis 2040. Sie prognostiziert, dass der Personenverkehr um etwa 3,5 % und der Güterverkehr um 23,2 % zunehmen wird. Der Straßenverkehr bleibt dabei das dominierende Verkehrsmittel, während der Schienenverkehr nur moderate Zuwächse verzeichnet. Dies steht im klaren Widerspruch zu den Zielen der Bundesregierung, die CO₂-Emissionen im Verkehrssektor bis 2045 auf null zu senken.

Ich schildere mal den Weg, den ich gestalten würde.

1. Vision entwickeln (meine Vision ist eine Zukunft, die im Heute gebaut wird und immer mehr Menschen vom unfreiwilligen Autobesitz befreit, Transitorte zurück zu Lebensorten entwickelt, Kindern bis Senior*innen, Behinderten bis Armen selbstbestimmte, bezahlbare, inklusive, wahlfreie, klima- und sozial gerechte Mobilität ermöglicht).

2. Meilensteinplan zur Erreichung dieser Vision für urbane, suburbane, ländliche Gebiete aufstellen (Reaktivierung von Bahnstreckung, Straßen- und Brückensanierung statt Neu- und Ausbau von Autobahnen, Schaffung von sicheren, unterbrechungsfreien Radwegesystemen deutschlandweit, Bahn als Rückgrat des Massentransports und dann je nach Siedlungsdichte bis hinab zu On-Demand-Verkehren systemisch verzahnen, Nahversorgung und Coworkingspaces im Ländlichen stärken… wären die ersten Ideen auf diesem Plan).

3. Steuern und Subventionen entsprechend umbauen
, so dass das gewünschte Verhalten und die gewünschte Mobilität auch fiskalisch gefördert sowie Richtung klimagerechte Mobilität angereizt wird (hierzu gehört u. a. Autosubventionen abschaffen, Mobilitätssubventionen gestalten, z. B. je mehr CO2 ein Auto ausstößt, desto mehr KfZ-Steuer wird fällig, Parkraummanagement in den urbanen Zentren, Ladeinfrastruktur auf bereits versiegelten Flächen bei Supermärkten, Arbeitgeber*innen…).

Was wäre DEIN 4. – und wie findest Du meine Ideen im Vergleich zur Manifestation und Skalierung des Status Quo, das meiner Wahrnehmung nach sehr visionlos aus dem Bundesverkehrsministeriums kommt?
Spannend auch, dass es nur die Straße in das Sharepic schafft…

8 Antworten zu „Wenn Du Verkehrsminister*in in der Klimakatastrophe wärst: Was würdest Du tun?“

  1. Avatar von Reinhard Hahn
    Reinhard Hahn

    Ich würde möglicherweise mal damit anfangen, zu schauen, ob es nicht ein sinnvollere Maß für Mobilität gibt, als die üblichen Pkm bzw. tkm.
    Offensichtlich schwieriger zu messen: Wie gut befriedigt meine Mobilität meine Bedürfnisse? Entfernung hat in der Regel keinen Nutzen per se, sondern nur kontextbezogen.


    1. Najaaaaa – im ländlichen Raum sind über 50 % der Autowege unter fünf Kilometern – und bei diesen würden doch wahrscheinlich auch alle behaupten, dass diese „Sinn“ machen. Fakt ist, dass Autos nur 45 Minuten am Tag genutzt werden. Von diesen „Bedürfnisautos“ könnten also unfassbar viele schlicht abgeschafft werden. Oder?


  2. Avatar von André Rohrbeck
    André Rohrbeck

    Ich denke, Reinhard meint hier einen anderen Punkt, Katja.

    Es ist immer vom „Mobilitätsbedürfnis“ die Rede. Aber was ist das? Bewegungsdrang wohl nicht, wenn man sich zur Befriedigung des Bedürfnisses in eine Blechkiste setzt 😉

    Nein, wir sind mobil, um Bedürfnisse zu befriedigen (Essen, Arbeiten, soziale Kontakte, etc.). Mobilität ist somit das, was nötig ist, um diese Bedürfnisse zu befriedigen. Verkehr ist das Mittel, wie wir Mobilität umsetzen.

    Entscheidender Faktor hier ist damit auch die Entfernung. Klar können wir kurze Wege mit dem Fahrrad oder zu Fuß viel besser zurücklegen, aber lange Wege bleiben anderen Verkehrsmitteln vorbehalten (Auto, Zug, Flugzeug). Damit bleibt der wirksame Hebel hier doch die Entfernungen zu reduzieren (Stichwort: „15-Minuten-Stadt“).

    Die Quadratur des Kreises als Verkehrsminister (oder besser „Mobilitätsminister“ ist es somit, die Mobilität der Menschen zu erhalten und dennoch die Verkehrsmenge a) zu senken und b) in einer „guten“ Art zu gestalten.

    Die Maßzahlen hierfür gibt es ja eigentlich schon: Pkm für den Verkehr und „Anzahl Wege“ für die Mobilität. Wenn man dann noch die Pkm mit dem spezifischen Flächenverbrauch eines Verkehrsmittels multipliziert, dann hätte man sogar noch die benötigte Verkehrsfläche (inkl. Sicherheitsabständen, etc.) und könnte auch diese optimieren, so dass der öffentliche Raum wieder für andere Zwecke als Verkehr genutzt werden könnte.

    Mit diesen Maßzahlen ließe sich m. E. nach sehr schön eine Zielerreichung messen. Nur beheben diese schönen Zahlen eins nicht: Wenn ein Verkehrsminister sich nicht als Gestalter sondern nur als Verwalter versteht und die Entwicklung einfach fortschreibt, dann bringt das alles nichts.

    Damit wäre mein „4.“ auch klar: In erster Linie erreicht man Verkehrsmengensenkung indem man die Bedürfniserfüllungsorte wieder näher an die Menschen bringt, das heißt geschickte Raumordnungspolitik betreibt, z.B. Läden auf der grünen Wiese verhindert, Industriegebiete nur dort ausweist, wo sie mit ÖV-Angeboten angebunden werden können, den ÖV sowie alle Dinge des täglichen Bedarfs (Lebensmittelläden, Schulen, Kitas, etc.) bei neuen Wohngebieten mitdenkt, etc.


    1. Danke für deine Gedanken! Ich sehe das sehr ähnlich, dennoch ist nicht jeder Weg notwendig. Der erste Schritt zur Verkehrswende – und der mit dem meisten Impact – ist das Wege vermeiden. Wir müssen raus aus dieser Hypermobilität.


  3. Ich würde mich 4. mit der Bauministerin zusammensetzen und das Baugesetzbuch, die Baunutzungsverordnung und noch ein paar weitere Gesetze anpassen. Stadtentwicklung muss viel stärker auf die Verkehrsvermeidung ausgerichtet sein. Das Reisezeitbudget eines Menschen ist seit jeher weitestgehend konstant. Die Dinge des täglichen Bedarfs müssen sich also in der Nähe befinden, wenn ich mein Leben weitestgehend ohne (eigenes) Auto regeln will: Die Stadt der kurzen Wege. Weitere autoabhängige Neubaugebiete (Wohnen, Gewerbe) darf es nicht mehr geben. Die bestehenden Siedlungsbereiche müssen zur Stadt der kurzen Wege (z.B. durch Nachverdichtung) umgebaut werden. (Vorbild: Zürich)
    Und 5. würde ich die Herstellungspflicht zur Errichtung von KfZ-Stellplätzen bei Bauvorhaben ersatzlos streichen.


    1. Danke! Das habe ich letzten auch mit einer Person besprochen, dass es ein Superministerium für Klimaschutz bedarf, wo die beiden „Problemkinder“ Bau und Verkehr mit rein müssen!


  4. Avatar von Wolfgang

    Ich würde erstmal das Kapital auflisten, das wir in Straßen, Schienen und Brücken verbaut haben. Und dann müssen wir davon jährlich einen festen Prozentsatz für die Instandsetzung ausgeben (vielleicht 5%). Wenn dann neue Straßen gebaut werden sollen, steigt auch die Instandhaltungssumme. Und dann kann man sich überlegen ob man lieber eine Schiene baut, die länger hält und mehr befördern kann, oder ob man sich eine Straße leisten kann.


    1. Gefällt mir der Vorschlag!


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