Sie zeigen, dass Mobilität neu gedacht werden kann – lokal, gerecht und klimagerecht.
In der aktuellen She Drives Mobility-Folge spreche ich mit Martin Richard Becker (VOI) und Zukunftsforscher Stefan Carsten über die von Stefan ausgerufene „Generation Scooter“, kulturelle Haltungswechsel und konkrete Beispiele, wie Mobilität auf dem Land und in der Stadt neu gestaltet wird.
Mit dabei: Zahlen, Wirkung und Visionen für eine echte postfossile Zukunft.
Höre direkt rein – und lass dich inspirieren!
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Was in dieser Folge zur Sprache kommt
Die Verkehrswende wird oft als technisches oder urbanes Thema diskutiert – doch sie ist viel mehr: eine soziale, kulturelle und politische Gestaltungsaufgabe. Wir sprechen über:
- die Rolle von Mikromobilität (z. B. E-Scooter, Fahrräder, Lastenräder) als ernsthafte Ergänzung zum ÖPNV – nicht nur in der „letzten Meile“
- neue Mobilitätslösungen im ländlichen Raum – etwa über geteilte Angebote, Dorfshuttles oder kommunale E-Flotten
- die gesellschaftliche Ungleichheit im Zugang zu Mobilität: Wer kein Auto hat (oder will), wird schnell abgehängt
- die Notwendigkeit, Gewohnheiten und Raumverteilung zu hinterfragen: Warum ist der Parkplatz wichtiger als der Spielplatz?
Zahlen, die bewegen
- Nur rund 50 % der Haushalte auf dem Land haben Zugang zu regelmäßigem ÖPNV (Statistisches Bundesamt).
- Deswegen ist dort der Motorisierungsgrad mit über 600 Autos pro 1.000 Einwohner:innen besonders hoch.
- In deutschen Städten beanspruchen Autos bis zu 70 % der Verkehrsflächen, stehen aber 95 % der Zeit nur herum.
- Der CO₂-Ausstoß des Verkehrssektors stagniert seit Jahren – 2023 bei ca. 146 Mio. Tonnen in Deutschland.
- Dabei bewegen sich im ländlichen Raum die Menschen bei Wegen unter einem Kilometer zu zehn Prozent mit dem Auto, bei Wegen unter fünf Kilometern sind es weit über 50 Prozent – allesamt Strecken, die von gesunden Menschen auch gelegentlich autofrei bewältigt werden könnten.
- Doch es fehlt an sicherer Infrastruktur und Angeboten, die andere Mobilität einfach mal nutzbar machen.
- Laut dem Sozialreport Mobilität (Agora Verkehrswende 2021) geben einkommensschwache Haushalte bis zu 20 % ihres verfügbaren Einkommens für Mobilität aus – doppelt so viel wie Haushalte mit hohem Einkommen.
Diese Zahlen zeigen: So wie es ist, kann es nicht bleiben.
Thematische Gliederung der Folge:
- Mikromobilität im Wandel Von der „letzten Meile“ zur vollwertigen Mobilitätslösung Infrastrukturbedarfe für E-Scooter, Fahrräder und Co. Datenbasierte Erkenntnisse über Nutzungsmuster
- Verkehrswende in Stadt & Land – Gemeinsamkeiten und Unterschiede Warum Verkehrspolitik oft an urbanen Realitäten ausgerichtet ist Herausforderungen im ländlichen Raum: Entfernungen, Infrastruktur, soziale Isolation Lokale Lösungsansätze wie On-Demand-Angebote, Sharing im Dorf
- Sharing Economy: Modeerscheinung oder Gamechanger? Die Rolle geteilter Mobilitätsformen im Wandel Was funktioniert bereits – und was (noch) nicht? Vertrauen, Regulierung und Raumverteilung
- Mobilität als soziale Frage Wer wird wie mobil – und wer bleibt zurück? Kosten, Barrieren und gerechte Verteilung von Mobilitätsangeboten Warum Mobilität mehr als Fortbewegung ist: Teilhabe, Arbeit, Wohnen
- Kultureller Wandel statt nur Technikwechsel Warum Technologie allein keine Wende bringt Die Rolle von Gewohnheiten, Symbolik und gesellschaftlichen Leitbildern Neue Narrative für eine geteilte, nachhaltige Zukunft
- Ausblick & Handlungsimpulse Was wünschen sich die Gäste von der Politik? Was können Kommunen, Unternehmen und Zivilgesellschaft konkret tun? Mut, Pragmatismus und Allianzen als Schlüssel zur Transformation
Generation Scooter & kultureller Wandel
Ein besonders starker Begriff, den Stefan Carsten in dieser Folge prägt, ist die „Generation Scooter“. Damit meint er nicht eine Altersgruppe – sondern eine neue Haltung zur Mobilität: pragmatisch, geteilt, emissionsarm. Eine Generation, die sich nicht mehr über das eigene Auto definiert, sondern über den Zugang zu passenden Verkehrsmitteln.
Diese Denkweise zeigt, wie tiefgreifend der kulturelle Wandel ist, den wir aktuell erleben – und wie wichtig es ist, ihn politisch zu begleiten und infrastrukturell zu ermöglichen.
Das 500-Seelen-Dorf als Hoffnungsträger
Ein eindrückliches Beispiel kommt von Stefan Carsten: In einem kleinen Dorf mit 500 Einwohner:innen wird jetzt ein Angebot von Leih-Scootern etablieter, elektrische Mikromobilität, die den Lückenschluss zum nächsten Bahnhof schafft. Und damit völlig neue Möglichkeiten, sich von A nach B zu bewegen, ohne ein Auto zu benötigen. Das Ziel: Mehr Freiheit und weniger Abhängigkeit vom privaten Pkw.
Dieses Beispiel zeigt: Wir haben die Werkzeuge – wir müssen sie nur nutzen. Und auch das Geld ist vorhanden, nur fließt es aktuell fast ausschließlich in das ineffizienteste Verkehrsmittel: Das private Auto.
Laut einer Analyse von VOI aus dem Jahr 2023 basieren über 60 % der E-Scooter-Fahrten auf alltäglichen Wegen, z. B. zur Arbeit, zur Ausbildung oder zum ÖPNV-Anschluss – also keine Freizeitnutzung, sondern echte Alltagsmobilität. (Quelle: VOI Mobility Report 2023)
Zudem zeigt die Studie: In Städten mit gut integrierter Mikromobilitätsinfrastruktur lassen sich pro Jahr bis zu 300 Tonnen CO₂ einsparen, da Autofahrten ersetzt werden. (Quelle: VOI & Teralytics 2022)
Martin sagt:
- „Wir müssen raus aus dem Denken: Auto oder nichts.“
- „Unsere Daten zeigen: E-Scooter werden nicht aus Spaß genutzt, sondern für echte Alltagsmobilität.“
Zum Hintergrund: Laut dem BMVI-Mobilitätsreport 2023 legen Menschen im ländlichen Raum im Schnitt 48 km täglich zurück – rund doppelt so viel wie Städter:innen. Gleichzeitig steht ihnen deutlich weniger öffentlicher Verkehr zur Verfügung.
Zudem zeigen aktuelle Mobilitätsstudien (MiD 2023): In Großstädten besitzen unter 30-Jährige immer seltener ein eigenes Auto – die Quote liegt teils bei unter 30 %. Gleichzeitig steigt die Nutzung von ÖPNV und Sharing-Angeboten kontinuierlich.
Stefan Carsten:
- „Mobilität ist die Freiheit, sich ohne Zwang fortzubewegen.“
- „Der Status quo bevorzugt das Auto – alles andere muss sich rechtfertigen. Das ist verkehrt herum.“
Mein Fazit:
Die Verkehrswende gelingt nicht durch Appelle – sondern durch konkrete Alternativen. Wir müssen den Mut haben, Räume neu zu verteilen, Mobilität inklusiv zu denken und Menschen einzubinden, die bisher übersehen wurden. Stadt und Land sind dabei keine Gegensätze, sondern zwei Seiten derselben Transformation. Und alle Menschen haben das Recht darauf, ein gutes Leben ohne eigenes Auto führen zu können. Autoabhängigkeit ist keine Freiheit – und wenn noch so viele absurde Werbemaßnahmen der Autoindustrie dieses Framing erzeugen.
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