Ich stehe als kleines Mädchen mit rotem Kopftuch, weißer Strickjacke und kurzer Hose vor dem VW Käfer.

Heute ist Weltkindertag!

Das auf dem Cover ist klein Katja mit ihren orthopädischen Schuhen und Stützen – vor dem ersten Familienwagen:
Einem orangen VW Käfer.

Vor ein paar Tagen fragte Helge Thomas auf LinkedIn entsetzt, wie es denn sein könne, dass ein Friedrich Merz ernsthaft als Kanzlerkandidat gesetzt werden konnte – meine knappe Antwort:
In einem kinderfeindlichen Land ist das nur konsequent!

Wir Erwachsenen, vor allem Jene, die sich (zu Unrecht) ob ihres höheren Alters in Sicherheit vor den Folgen der menschgemachten Klimakatastrophe wähnen, haben gefühlt noch die Wahl. Das lässt viele die Kreuze bei Jenen machen, die den fossilen Status Quo wahren oder – noch schlimmer – sogar demokratieerodierend zurück in die Steinzeit mit uns wollen.

Ich habe in meinem aktuellen Buch einen Schwerpunkt auf Adultismus gelegt – also der Altersdiskriminierung gegenüber Kindern. Dies beginnt bei fehlender Einbeziehung, geht weiter über die Domestizierung im erwachsenen Autoraum und endet bei gesundheitlicher Gefährdung durch die so genannten „Vernünftigen“, die Er-Wachsenen.

Ich habe vieles lernen dürfen (oder sollte ich von müssen sprechen, denn ich lerne gerne und täglich, aber in Sachen Adultismus war da eher Entsetzen denn Staunen….) – und Kraft getankt. Da ich diese stets vor allem aus der Ungerechtigkeit ziehe, die so viele Bevölkerungsgruppen angetan wird, damit der Autoverkehr fließen kann.

Wie wichtig die Arbeit von NGOs wie Mums for Lungs ist, beschreibe ich in meinem Buch. Jemima Hartshorn und ich haben bei unserem Interview noch gezittert, ob Sadiq Khan wieder Mayor von London wird, da zur Zeit unseres Austausches eine massive fossile Kampagne gegen ihn gefahren wurde. Aber er blieb im Amt, was zeigt: Haltung schafft Wahlsiege.

Mums for Lungs hat ab 2018 für die Einrichtung einer Ultra Low Emission Zone (ULEZ) geworben. Im April 2019 führte London die weltweit erste Zone dieser Art im Stadtzentrum ein. Am 25. Oktober 2021 wurde diese auf das gesamte Innere Londons ausgeweitet. Die ULEZ umfasst vier Millionen Menschen – 44 % der Londoner Bevölkerung. Sie hat zu massiven Reduzierungen der NO2-Belastung geführ:
16 Prozent weniger im Zentrum von London, 47 Prozent in der Innenstadt und 37 Prozent im äußeren London im Vergleich zum Vorjahr!

Die ULEZ hat zudem dazu geführt, dass Menschen ihr Auto abgeschafft haben und zu nachhaltigeren Transportmöglichkeiten gewechselt sind, weil ihnen die Problematik ihres Autokonsums bewusst gemacht wurde. Schon jetzt täglich 74 000 Autos weniger.

»Es ist der größte Einfluss auf die Luftqualität durch ein Verkehrsmanagement, das ich je gesehen habe«, fasst Dr. Mudway, Ian, Dozent an der School of Public Health, Imperial College London, zusammen.

Die Einnahmen aus dem Mautsystem der ULEZ fließen in Radwege, Busse und U-Bahnen. 2022 sank der Anteil der in London von Dieselfahrzeugen gefahrenen Kilometer um 32 Prozent auf 25 Prozent in der Londoner Innenstadt.

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