Es wurde sich auf LinkedIn lobend darüber ausgetauscht, dass eine Werbung einer Getränkemarke, die auf ihren Einwegflaschen miese Kritiken zu ihren Produkten aufdruckt, ein echter „Coup“ sei, um Hatespeech vorzuführen.
Ich erhalte nahezu täglich Diffamierung, Abwertung, Hatespeech bis hin zu Morddrohungen.
Habe mir dazu ein System von Menschen aufbauen müssen, aber durch die Einnahmen meines Newsletter auch können (und halte mich dadurch für privilegiert), was mich schützt.
Ich lese meine Mails nicht mehr selbst, habe eine Person, die beweissicher Screenshots macht von allen Vorfällen (denn ich zeige alles an, was justiziabel ist!), habe engen Kontakt zu HateAid aufgebaut, weil mir das aktuelle Rechtssystem weder Schutz noch den Tätern ausreichend Bestrafung zuweist. Anwaltskosten, Hilfe bei Social Media… all das organisere ich mittlerweile mithilfe toller Menschen und mithilfe der mehreren Tausend Euro, die ich durch die Unterstützer*innen/Abonnent*innen einsetzen kann, um mental gesund zu bleiben.
Ich wünsche mir eine Welt, in der es endlich aufhört, dass diese Mechanismen bagatellisiert werden.
Und genau das macht die genannte Werbung.
Das Unternehmen will Getränke verkaufen.
That´s it. Fair enough – könnte man sagen.
Natürlich könnte diese Firma, wenn sie das Thema schon aktiv vermarktet, es auf ihre Flaschen druckt, auch aufklären, Hilfekontakte für Betroffene bekannt machen, Zeug*innen erklären, was sie tun können, um Betroffenen zu helfen. Und die Einnahmen dieser Flaschensorte Organisationen wie Hateaid oder der Amadeu Antonio Stiftung oder Our Job To Be Done – Gemeinsam bekommen wir es besser hin ⭐️ spenden.
Das alles ist nicht geschehen.
Aber ehrlich gesagt erwarte ich das von einer kapitalistisch orientierten Firma nicht.
Was schade ist und viel über unsere Welt aussagt.
Ich habe kommentiert, was diese in ihrer Vergangenheit an rassistischen, sexistischen Sprüchen zur Absatzsteigerung auf die Flaschen brachte.
Um zu sensibilisieren.
Und dann setzten leider die üblichen Mechanismen ein.
Es wurde verharmlost („das ist doch schon länger her“ – „da habe die Firma halt mal >danebengegriffen<„),
ich wurde zum Problem gemacht, mich „doch nicht so anzustellen“, auch immer wieder der Fall:
Frauen, die sich an die Seite der Herren stellen und nochmal betonen, dass sie auch sehr über die Sprüche gelacht haben – als ob es hier um einen Komikkongress ginge.
Ich habe durchaus Humor, das wissen alle, die mich näher kennen – aber auch Humor darf nicht bagatellisieren.
Und damit verletzen.
Humor und Satire sind gut, wenn sie nach oben treten, nicht nach unten.
Menschen, die rassistisch, sexistisch beleidigt oder eben auch in ihrer Bedrohung bagatellisiert werden, lachen da nicht.
Hier der Link zu einer aktuellen Doku, danke Johannes Ceh für den Hinweis!
Bin gespannt, wie „lustig“ das die Beteiligten finden.
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