Katja Diehl steht im Straßenraum und spricht mit ernster Miene. Neben ihr ist in großen Lettern zu lesen: „Deutschland fehlt seit Jahrzehnten: verkehrspolitische Vision und Strategie, konsistente Meilensteinplanung, Interdisziplinarität, Kopplung von Kernkompetenzen.“ Darunter steht: „Folge: Jede Mobilitätsindustrie arbeitet für sich und Deutschland insgesamt rutscht damit in einen klima- und sozial ungerechten Abgrund.“ Unten ist die Website www.katja-diehl.de angegeben.

Deutschland, dir fehlt seit Jahrzehnten etwas.

Neulich fuhr ich hinter einem Kind durch Berlin. Es war ein sonniger Tag und ich freute mich, hinter diesem fröhlich plappernden Kind mit dem bunten Helm zu sein, das augenscheinlich auf dem Weg zur Schule war. Doch schon nach wenigen Minuten wich die Freude der Anspannung: Lieferwagen auf dem Radweg, hupende Autos, enge Überholmanöver. An der nächsten Kreuzung blieb das Kind an der roten Ampel neben seinem Vater stehen und fragte:

„Warum müssen wir immer warten?”

Diese einfache Frage trifft ins Mark. Warum gibt es in einer so reichen und modernen Stadt wie Berlin – und in ganz Deutschland – keinen Platz für die Schwächsten im Verkehr? Für Kinder, für alte Menschen, für Menschen ohne Auto?

Die Antwort ist unbequem: Weil Deutschland seit Jahrzehnten keine echte verkehrspolitische Vision hat. Es gibt keine Strategie, keine konsistente Planung und keine Bereitschaft zur interdisziplinären Zusammenarbeit. Jeder Sektor arbeitet für sich, jede Industrie optimiert ihren eigenen Kurs – und wir alle zahlen den Preis.

Die Folge ist eine Mobilitätspolitik, die an der Wirklichkeit vorbeplant – und eine Gesellschaft, die langsam, aber sicher in den klima- und sozialpolitischen Abgrund steuert.

Deutschland diskutiert viel, baut wenig – und verliert wertvolle Zeit. Besonders im Bereich Mobilität zeigt sich seit Jahrzehnten eine chronische Schieflage: Es fehlt an Richtung, Koordination und dem Mut zur echten Veränderung.
Was genau fehlt – und warum das gefährlich ist? Eine Bestandsaufnahme.


In Deutschland wird viel diskutiert, aber wenig gebaut – und wertvolle Zeit verloren. Besonders im Bereich der Mobilität zeigt sich seit Jahrzehnten eine chronische Schieflage: Es fehlt an Richtung, Koordination und dem Mut zu echten Veränderungen.

Eine Bestandsaufnahme.

1. Eine verkehrspolitische Vision und Strategie

Deutschland hat keine übergeordnete Vision für die Mobilität im 21. Jahrhundert. Es gibt kein Zielbild, das aufzeigt, wohin sich das Land entwickeln soll – ökologisch, sozial und ökonomisch.

Was wäre, wenn wir unsere Mobilität konsequent an Lebensqualität und Klimazielen ausrichten würden? Stattdessen regiert der Klein-Klein-Modus: Pilotprojekte ohne Folgen, Subventionen für das Gestern und kein verbindlicher Rahmen.

2. Konsistente Meilensteinplanung

Ohne klare Zwischenziele verliert jede Strategie an Wirkung. Deutschland fehlt ein verbindlicher, überparteilicher Plan mit messbaren Etappen, etwa zur Reduktion des motorisierten Verkehrs, zum Ausbau des ÖPNV oder zur Rückverteilung urbaner Flächen.

Planung ohne Fahrplan ist keine Planung.

3. Interdisziplinarität: Mobilität ist mehr als Verkehr

Verkehrspolitik wird isoliert gedacht, getrennt von Gesundheit, Bildung, Klima und Stadtentwicklung. Doch Mobilität berührt alles.

Was fehlt, ist der interdisziplinäre Schulterschluss, der Lebensrealitäten abbildet und systemische Lösungen ermöglicht.

4. Kopplung von Kernkompetenzen

In Deutschland arbeitet jede Branche, jede Mobilitätsindustrie weitgehend für sich: Automobil, ÖPNV, Bahn, Logistik, IT.

Statt echter Kooperation herrscht Konkurrenzdenken. Das verhindert Synergien, blockiert Innovation und kostet Zeit und Zukunft.

5. Die Folge ist eine Zerklüftung statt Zukunft.

Diese Defizite summieren sich. Deutschland rutscht in einen klima- und sozial ungerechten Abgrund.

Weder gelingt die Verkehrswende, noch werden Menschen entlastet. Besonders benachteiligt sind diejenigen, die ohnehin schon weniger haben. Mobilität wird zur sozialen Frage, doch eine Antwort bleibt aus.

6. Ehrlichkeit über die wahren Kosten

Kaum jemand weiß, wie teuer Autofahren wirklich ist – für die Gesellschaft, für das Klima und für kommende Generationen.

Die externen Kosten (Lärm, Unfälle, Emissionen, Flächenverbrauch) summieren sich auf rund 5.000 € pro Auto und Jahr – zusätzlich zu den Kosten, die Autofahrende selbst tragen. Eine ehrliche Bilanz? Fehlanzeige.

Was wir stattdessen brauchen:

Eine integrierte, langfristige Verkehrspolitik mit klaren Zielen und Zeitrahmen.

– den politischen Mut, Raum, Geld und Macht neu zu verteilen.

– eine Kultur der Kooperation: interdisziplinär und sektorenübergreifend.

– Investitionen, die Mobilität als Teil der Daseinsvorsorge begreifen, nicht als Geschäftsmodell.

– Medien, die den Wandel nicht nur begleiten, sondern erklären und einordnen.

Fazit: Wer keine Strategie hat, bleibt frustriert im Stau.

Deutschland braucht endlich eine klare Richtung. Nicht mehr fragen: „Was kostet das?” Sondern: Was ist es uns wert?

Mobilität ist kein Selbstzweck. Sie ist der Schlüssel zu Teilhabe, Gerechtigkeit und einem lebenswerten Morgen.

Jetzt ist die Zeit zu handeln. Später ist zu spät.

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