Ich bin wütend. Weil ich schon wieder lese, dass Barrierefreiheit im autonomen Fahren „nicht vorgeschrieben“ werden soll – hier gehts zum Artikel von Jana Kugoth im Tagesspiegel Background Verkehr & Smart Mobility.
Seitdem ich selbstständig arbeite, liegt mein Fokus in der Mobilität auf Teilhabe und Daseinsvorsorge. Seit einigen Jahren ist es in Europa vorgeschrieben, öffentliche Verkehre barrierefrei zu gestalten. Menschen wie Raul Krauthausen, Katrin Langensiepen, Alexander Ahrens und Kay Macquarrie (diesen bitten folgen!!) finden sich daher nicht zufällig in meinen Büchern und Podcasts. Denn die Vorgabe ist ein zahnloser Tiger, weil die geforderte Barrierefreiheit nicht eingeklagt werden kann.
Bundespolitiker wie Alexander Jordan (CDU) – aus der Autoindustrie kommend – erklären allen Ernstes, dass der Staat nicht zu viel regeln solle:
„Der Staat hat nicht den Anspruch, da alles im Detail zu regeln.“ Es gehe darum, an die Verantwortung der Hersteller zu appellieren, dass Barrierefreiheit dazu gehöre.
Nein!!
Barrierefreiheit ist nicht nice-to-have. Sie ist die Voraussetzung für Teilhabe – gerade im ländlichen Raum, wo ÖPNV-Angebote ohnehin rar sind.
Wenn wir also über autonomes Fahren sprechen, dann nicht als rein privatwirtschaftliches Mobilitäts-Experiment, sondern als Lückenschluss im öffentlichen Nahverkehr.
On-Demand-Angebote ohne Anbindung an den ÖPNV, ohne Rampe, ohne akustische Ansage oder sichere Haltemöglichkeiten sind keine Lösung – sie manifestieren alte und schaffen neue Ausschlüsse.
Blinde Menschen erleben abrupte Notbremsungen, ohne zu wissen, warum. Rollstuhlnutzer*innen stehen vor dem Problem, dass sie ohne Hilfe nicht einsteigen oder sich sichern können.
Behinderte bilden eine riesige Gruppe unserer Gesellschaft. Sie erneut zu exkludieren: Für mich undenkbar!
Es ist doch klar: Für Hersteller gibt es keine wirtschaftliche Motivation, deren Bedürfnisse mitzudenken.
Deshalb braucht es gesetzliche Vorgaben. Klare technische Standards. Und politisches Rückgrat. Nicht noch mehr „Technologieoffenheit“ mit Barrieren.
Ich hoffe sehr, dass MOIA und Anjes Tjarks in Hamburg hier weiterdenken – und den Anspruch auf barrierefreie, gerechte Mobilität wirklich ernst nehmen.
Denn die Realität ist:
Ohne inklusive Standards wird autonomes Fahren nicht gerecht. Nicht sicher. Und nicht demokratisch.
Wer barrierefrei denkt, denkt Zukunft.
Ich informiere, berate und begleite bei der Entwicklung inklusiver Mobilitätsangebote – strategisch, konkret und nutzerzentriert.
Ihr plant Pilotprojekte? Modellregionen? Zukunftsmobilität? Meldet euch.
Meine Frage:
Wie gehen wir gemeinsam sicher, dass beim autonomen Fahren wirklich alle mitgenommen werden – und nicht wieder nur die, die sowieso schon mobil sind?

Schreibe einen Kommentar