Ich durfte im Juli die Auftaktveranstaltung und eine sich anschließende dreiteilige Webinar-Reihe des Bundesverbandes Taxi und Mietwagen e.V. moderieren – und feststellen, dass es im Taxigewerbe viele Menschen gibt, die sich intensiv damit beschäftigen, wie man Klimaschutz und regionale Partnerschaften sowie Wertschöpfung zusammen zukunftsfähig gestalten kann. Die Reihe „Taxi Driving Innovation“ gibt es schon länger, diesmal jedoch erstmalig als digitales Event. Der Schwerpunkt lag in diesem Jahr auf Informationen und Möglichkeiten rund um die Elektrifizierung von Taxiflotten.
Bei der Auftaktveranstaltung ging es vor allem darum, einen Blick auf die Rahmenbedingungen zu werfen. Denn: Die automobile Zukunft ist elektrisch. Hier ist keinerlei Grundlage mehr für Diskussion. Die ersten Städte in Europa beschließen Daten, an denen sie keine Verbrenner mehr einfahren lassen. Deutsche Städte haben Fahrverbote eingeführt, die zeitnah auch das Taxi- und Mietwagengewerbe betreffen, dann aber ohne Ausnahmeregelungen. Europäische Städte wie Amsterdam ziehen Taxen bereits in die Verantwortung (100% emissionsfrei bis 2025).
Diese Beispiele zeigen: Die Zeit, die Zukunft zu gestalten, ist jetzt und sollte nicht mehr aufgeschoben werden. Was jedoch schon bei der Anschaffung privater PKW kein leichter Schritt ist, gewinnt bei der Umstellung von gewerblichen Flotten noch mehr an Bedeutung. Denn, seien wir ehrlich: Wir sind im zehnten Jahr des so genannten Elektromobilitätsgipfels, auf dem Kanzlerin Merkel und die deutsche Autoindustrie vollmundig verkündeten, dass 2020 eine Millionen Elektroautos auf den Straßen fahren werden.
Umso erfreulicher, dass sich der Bundesverband dieses Themas annimmt und seinen Mitgliedern in der Webinar-Reihe weitere Informationen im interaktiven Format zukommen ließ. Die Verweildauer von fast 100 Prozent zeigte: Das Interesse an diesem Thema ist groß.
Modellversuche zum Beispiel in München zeigen: Bereits nach 60.000 gefahrenen Kilometern amortisiert sich das E-Fahrzeug aus ökologischer Perspektive gegenüber einem vergleichbaren Benziner. „Das Ziel für die Zukunft muss es sein, durch klare Fakten die Angst vor der Elektrifizierung zu nehmen und Akzeptanz für den Umstieg zu schaffen“, so Dennis Klusmeier vom Bundesverband.
Daher widmeten sich die nächsten drei Webinare auch bestimmten Schwerpunkten: Zum einen verfügbaren Fahrzeugen, die den Ansprüchen eines Taxibetriebes genüge tragen, der Ladeinfrastruktur und möglichen Fördermitteln, die Taxiunternehmer:innen den Umstieg auf die klimafreundliche Technik erleichtern können.
Bei den Fahrzeugen stellten sich zwei Hersteller genauer vor: Jaguar und Polestar. Denn: Ein Taxibetrieb möchte seinen Fahrgästen Komfort während der Fahrt bieten. Hier fehlt es jedoch an entsprechenden Angeboten der Premiumklasse. Oder aber, die Premiumklasse bietet nicht die gewohnten Rabatte der bisherigen fossil betriebenen Fahrzeuge. Hier gibt es jedoch verschiedene Förderprogramme von der Bundesregierung, den Ländern, Kommunen bis hin zu den Herstellern. Um hier für Übersichtlichkeit zu sorgen, muss der Bundesverband eine Vermittler- und Informationsrolle einnehmen. Auch mögliche weitere Förderprojekte in Metropolen sind vorstellbar. Denn – kein Geheimnis – das Taxi- und Mietwagengewerbe besteht zum Großteil aus Einzelunternehmer:innen mit nur einem Fahrzeug und dementsprechend wenig Lobbykraft im Einzelnen.
Auch bei der Ladeinfrastruktur muss dies berücksichtigt werden, da gerade Unternehmer:innen mit einzelnen oder wenigen Fahrzeugen keine Betriebshöfe haben, auf denen Ladesäulen installiert werden könnten. Ähnlich wie im privaten Bereich wird hier eine heterogene, also möglichst breitflächig verbreitete Ladeinfrastruktur von Langsam- und Schnelladesäulen das Ziel sein. Ideal wären taxispezifische Lade-Hubs (innerorts), Business-Tarife speziell für die Bedürfnisse des Taxigewerbes und stärkere kommunale Regulierungen, um eine Konkurrenz zwischen Privatnutzern und Gewerbetreibenden um Ladeinfrastruktur zu verhindern.
Es zeigte sich nach den vier virtuellen Zusammenkünften, dass sich viele Taxler:innen aus ganz Deutschland munter für dieses Thema interessieren, die Vielzahl an falschen Informationen und Unübersichtlichkeit des deutschen Marktes aber die Entscheidung pro Elektro-Taxi noch hemmt. Anwesende Referenten des Verkehrsministeriums und regionaler Behörden aus Hamburg sagten zu, hier gemeinsam nach Lösungen im Herbst zu suchen, die die Finanzierbarkeit einer klimagerechten Mobilität auch im Taxibereich finanziell erleichtern.
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