Ein goldenes Schild, auf dem in türkiser Schrift steht: Love digga love.

Warum es nicht reicht, „die AfD zu hassen“.

Ich war gestern auf der dritten Demo in Folge gegen das Wiedererstarken des Faschismus´ und für die Demokratie.
Ich konnte aus gesundheitlichen Gründen nach der Kundgebung den Lauf durch Hamburg nicht mitmachen, bis dahin waren mir aber viele Dinge positiv aufgefallen:

– die ersten Redner:innen waren Menschen mit Migrations- oder Fluchtgeschichte, die Sängerin Alli Neumann berichtete von ihrer polnischen Familie und dem Kampf, der in Polen für die verlorengegangene Demokratie geführt wird. „Ich weiß, was es heißt, Familie in einem Land zu haben, in dem die Demokratie verloren ging. Das werden wir hier in Deutschland nicht akzeptieren!“

Luisa Neubauer wies in ihrer Rede nachdrücklich darauf hin, dass es nun an uns privilegierten Weißen ist, unsere Hausaufgaben zu machen. Wir haben zu lange nicht auf die warnenden Stimmen gehört, die der Marginalisierten, die schon längst von Nazis bedroht werden. Wie konnte es geschehen, dass es so weit kommen musste? Es geht um Selbstreflektion, um Verantwortung aber auch um Empathie mit Jenen, die noch nicht völlig an ein menschenfeindliches Weltbild verloren sind

– der am meisten von der Menge skandierte Spruch war eben nicht
„Ganz Hamburg hasst die AfD!“,
sondern
„Wir sind mehr!“ – für mich so viel umarmender, positiver und vor allem „utopischer“ als jedweder Hass gegen andere.
Ich verstehe den Impuls, Nazis als „dumm“ (übrigens ein ableistischer Begriff) und die Partei als hassenswert zu kennzeichnen. Denn das macht das Komplexe hinter der massiven Bedrohung durch die Faschisierung erleichternd einfach. Aber dabei belügen wir uns. Und gehen dem Problem zu wenig auf den Grund. Denn faschistisches und menschenfeindliches Gedankengut ist eben KEIN Alleinstellungsmerkmal der AfD, das zeigt u. a. die Werteunion

Zudem: in Metropolen ist es einfach, auf die Straße zu gehen. Hier sind wir viele. Mein großer Respekt gilt Jenen, die in so genannten Nazihochburgen Flagge für die Demokratie zeigen. Gestern verlor die AfD die Stichwahl um das Landratsamt im Saale-Orla-Kreis. Das beruhte nicht auf dem CDU-Gegenkandidaten und den landesweiten Demos, sondern vor allem auch auf der 2023 gegründeten Bürger:inneninitiative “Dorfliebe für alle”. Chapeau und großer Dank!

Wo stehen wir?

Matthias Quent hat in einem Interview mit der ARD über die hohe Verunsicherung innerhalb der AfD durch die Massendemos gesprochen. „Die extreme Rechte ist regelrecht in Panik. Es wird versucht, diese Demonstrationen als Fälschungen und als Inszenierungen in Frage zu stellen.“ Denn die Demos zeigen, dass die AfD nicht die Volkspartei ist, als die sie sich inszeniert.

Was heißt das?
Matthias Quent spricht von „Radikalisierungsseffekten“ durch die Demos in der AfD, aber eben auch über Teile der Partei und Wähler:innenschaft, die dadurch erreichbar werden.

Was meinen Sie, um es ganz simpel zu machen, welcher Demospruch kann hier mehr für ein neues „wir“ Sorge tragen?

6 Antworten zu „Warum es nicht reicht, „die AfD zu hassen“.“

  1. Avatar von Spürmeise
    Spürmeise

    Der Spruch „hasst dir A.“ hat mir auch bei der Demo in Nürnberg nicht so gefallen. „Nürnberg scheißt auf die AfD! “ wäre mein Favorit – mit entsprechendem Plakaten im Hintergrund:

    Lieber Bunt und Sexy
    Als Braun und Scheiße


    1. Ich mag den schlichten Spruch „wir sind mehr“. 🙂


  2. Wir sind alle Menschen. Rechte, Linke und dazwischen. Wir wollen keine Spaltung. Wir wollen Recht und Linke Meinungen hören. Wir wollen demokratisch, nach Anhörung aller Argumente, jeder für sich entscheiden. Wir tragen gemeinsam diese Entscheidungen.

    Wir werden nie wieder gegen Menschen, mit anderer Meinung, demonstrieren. Wir demonstrieren für unsere Argumente. Aber niemals wieder gegen Menschen. Denn wir sind echte Demokraten.

    Wir akzeptieren andere Lebensvorstellungen auch wenn Sie unseren persönlichen entgegen wirken. Wir glauben an den langfristigen Erfolg der Wahrheit. Ganz ohne Zwang.

    Wir glauben an das Gute in jedem Menschen.


    1. Hallo Anonym. Danke für deinen Kommentar. Aber in das Gute im Menschen glaube ich nicht, wenn diese Menschen andere Menschen deportieren wollen.


  3. Guten Tag Frau Diehl,
    danke für den Beitrag von Anonym. Ich glaube auch an das Gute im Menschen; und weiß daß nicht alle es sind,. Frau Diehl; sie hassen nicht nur Autos, Sie hassen auch Menschen, wie es scheint?
    Haben Sie mitbekommen, daß an den Aussagen zur Deportation offensichtlich etwas nicht gestimmt hat?
    Mit freundlichen Grüßen


    1. Sehr geehrter anonymer Account umurmel. Gern Ihre Behauptungen mit Quellen belegen, dann können wir diskutieren.


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Dir gefällt, was ich tue?

Unterstütze mich gern! Du und ich: Wir sind ein Kollektiv!

Detailbeschreibung ausklappen

Ich freue mich sehr, wenn meine Arbeit dir Mehrwert bietet und du mich dabei unterstützen möchtest!

Um meine Projekte langfristig fortsetzen zu können, möchte ich mir ein Grundeinkommen sichern. Seit einiger Zeit habe ich ein unterstützendes Team um mich aufgebaut: Jemand kümmert sich um meine E-Mails, eine andere Person übernimmt meinen Instagram-Account, und ein weiterer Mensch mixt meinen Podcast ab. Auch mein Steuerberater und meine Rechnungsfee gehören dazu. Dieses Outsourcing entlastet mich enorm, bringt aber natürlich auch Kosten mit sich. Deshalb möchte ich im ersten Schritt diese Kosten decken und freue mich über jede Unterstützung.

Exklusive Inhalte und virtuelle Treffen

1 × wöchentlich schaue ich in den Rückspiegel: Wo stehen wir in der Mobilitätswende? Und gebe Abonnent:innen exklusive Inhalte.

Detailbeschreibung ausklappen

Für nur fünf Euro pro Monat erhältst du meinen wöchentlichen Steady-Newsletter. Es gibt auch weitere Pakete, die Gastzugänge oder größere Pakete für Unternehmen beinhalten, die bis zu 20 Zugänge für Mitarbeiter:innen oder Kolleg:innen bieten. Bei den größeren Paketen ist ein virtuelle