Wer werden wir gewesen sein wollen?
Diese Frage klingt sehr gestelzt, sie ist aber zentral für unser heutiges Handeln, das unsere Zukunft gestalten und in manchen Entscheidungen Fakten auch unumkehrbar machen wird.
Bürger:innen und Anwohner:innen konnten sich Montag über den geplanten Bau der A 26 Ost, lieblich „Hafenpassage“ genannt, informieren. Dieses Bauvorhaben zeigt, wie harmlos manche Dinge klingen, die sich bei näherer Betrachtung als Dystopie herausstellen.
Der Planfeststellungsbeschluss für den Neubau der A26 Ost Bauabschnitt 6a liegt vor, damit ist der erste Schritt vollbracht, Pläne aus einer scheinbar überwundenen Vergangenheit ohne Rücksicht auf die Zukunft kommender Generationen (erinnern Sie sich an das Urteil des Bundesverfassungsgerichtes?) umzusetzen.

Der NABU e.V. Hamburg und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland Landesverband Hamburg e.V. erläuterten die massiven Einwirkungen dieses so harmlos klingenden „Lückenschlusses“ auf unsere Mitwelt, Tiere und Pflanzen, aber auch auf uns Menschen:
Sabine Sommer und Malte Siegert:
„Die Hamburger Behörde für Wirtschaft und Innovation und das Bundesverkehrsministerium haben beschlossen, die Zeichen der Zeit und Vernunft zu ignorieren und eine weitere Autobahn in Hamburg zu bauen. Und das mitten in der Klimakrise, nach dem wärmsten Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen und trotz Extremwetterkatastrophen im ganzen Land. Der Ausbau der A26 Ost ist aufgrund seiner Bauweise nicht nur extrem klimaschädlich und steht den Hamburger Klimazielen konträr gegenüber. Der Neubau zerstört auch die Lebensräume streng geschützter Arten wie dem Moorfrosch und gefährdet somit die Artenvielfalt in Hamburg. Auch wertvolle Torfböden werden überplant. Hinzu kommen die unfassbaren Kosten von 2,4 Milliarden EUR – für nicht einmal zehn Kilometer Autobahnneubau. Laut einer Studie des Deutsches Institut für Urbanistik (Difu) fehlt die immense Summe von 372 Milliarden Euro bis 2030 für den Ersatz von Verkehrsinfrastruktur in den Kommunen. Wir als Hamburger Umweltverbände werden diesen Irrsinn nicht hinnehmen und prüfen aktuell eine Klage vor dem Verwaltungsgericht.“

Betrachten wir die Zukunft rein als Skalierung des Status Quo (so wie es bisher in der deutschen Verkehrspolitik geschah), könnten wir das, was Sie hier sehen, natürlich tun. Wir haben aber nach dem heißesten Jahr aller Aufzeichnungen, großer Zerstörung durch Extremwetterereignisse und weiterhin steigenden Emissionen im Verkehrssektor (die zu weit über 60 % dem Autoverkehr anzulasten sind) „Besseres“ zu tun, als noch mehr Bequemlichkeit für Autofahrende im Fokus zu haben.
1. ist wenige Hundert Meter weiter die Verbindung über die Köhlbrandbrücke vorhanden
2. können wir auf kein Moor mehr verzichten, wir haben ja sogar Programme zum Moorschutz
3. verursacht der Bau und die Zerstörung wertvoller Natur soviel Ressourcenfraß und CO2, dass mich interessieren würde, wann das amortisiert sein soll
4. gab es vorbildhaft in Österreich ein Moratorium, das sich ein Jahr lang genau diesen Fragestellungen bei Großbauprojekten stellte – und Autobahnneubauten sowie Tunnelvorhaben absagte
5. brauchen wir die Ressourcen, die Fachkräfte für alle andere Verkehrssysteme dringlich
Der großartige Till Laßmann hat die Versammlung zusammengefasst. Das Titelfoto kommt vom BUND Hamburg.

Was mich persönlich ärgert, ist auch die leider von mir mittlerweile als typisch empfundene Begleitung durch die Medien. Anstatt die Fakten und Auswirkungen des Vorhabens sowie die Sorgen der über 150 Anwohner:innen und auch der vielen Kinder im Raum widerzugeben, wird aus meiner mehrminütigen Rede ein Satz hochgejazzt, der dann den gesamten Radiobericht dominiert:
Stoppt ein Lurch die A26 Ost?
Danke Norddeutscher Rundfunk für nichts. Ich weiß, dass unsere Welt ein Clickbait ist, sich diesem unterzuordnen ist jedoch eine aktive Entscheidung.
Für alle, die sich für die weitaus drängenderen Fragen dieses unsinnigen Bauvorhabens interessieren, habe ich mir erlaubt, diese in einem Video zusammenzustellen.
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