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Stop killing cyclists – RIP #natenom

TW Verkehrstod

Gestern hat die Fahrradcommunity in Deutschland erfahren, dass einer ihrer stärksten Kämpfer für den Schutz von Radfahrenden von einem Autofahrer getötet wurde. Auf genau der Strecke, auf der er per Dashcam immer wieder dokumentiert hatte, wie gefährlich es dort für Radfahrende ist.
Auf Landstraßen gilt es z. B., zwei Meter Überholabstand zu Radfahrenden einzuhalten, wenn ich mit dem Auto vorbeifahren möchte. Immer wieder hat es Andreas, den viele unter kannten, per Open Bike Sensor nachgewiesen, dass es manchmal nur 70 Zentimeter waren.

Vor zwei Tagen, um halb acht abends, wurde Andreas von hinten von einem Autofahrer mit großer Wucht erfasst. Er verstarb noch an der Unfallstelle.

Diese Nachricht erreichte mit gestern:

„Ich bin sein bester Freund hier im Dorf. Er gehörte mit all seinen Liebenswürdigkeiten zu unserer Familie. Seine Mutter und wir wünschen uns, dass ihr die Sache groß macht. Das war sein Wunsch über all die Jahre hinweg, falls im was zustoßen sollte. Er hat für das sichere Radfahren gekämpft, Anzeigen gestellt, dokumentiert und sich beharrlich für die Verfolgung der ihn und andere mit ihrem Kfz Gefährdenden eingesetzt, nachgefasst. Er hat die Politik angesprochen.
Er hat alles getan, was möglich war, um sicherer zu sein. Genau diese Gefahr, gefährliche überholende KFZ-Lenkende, hat ihn nun umgebracht. Seine Zugehörige schreien auf vor Trauer, ich aus Angst, Solidarität, Schock, Würdigung seines Einsatzes. Laute Politik hat Natenom sich für diesen Fall gewünscht.
Katja, bitte mach´ eine große Sache daraus, danke.“

Allein 2023 kamen in Berlin auf dem Fahrrad und zu Fuß 34 Menschen ums Leben. Was ist mit uns passiert, dass wir da so gleichgültig bleiben können? Wo ist unsere Wut über die mangelhafte Verkehrspolitik, die eben nicht uns ohne Auto in den Fokus stellt, damit wir selbstbestimmt UND sicher unterwegs sein können?

Ich habe keine Worte.
Die Alltäglichkeit der Verkehrstoten in unserem Leben wird nur dann gesellschaftlich durchbrochen, wenn die Toten Gesichter haben, weil wir sie kannten.

Jeden Tag sterben acht Menschen auf deutschen Straßen – und es spielt keine Rolle. Die Opfer werden wie in einem prähistorischen Kult geopfert.

Ich habe mich nie damit abgefunden, jeder einzelne Todesfall macht mich krank, denn er könnte verhindert werden, wenn Radfahrer:innen und Fußgänger:innen und Kinder und alte Menschen endlich im Mittelpunkt unserer Verkehrspolitik stehen würden – und nicht das Auto.

Stoppt das Töten. Jetzt!

Sharing is caring. Machen wir groß.

8 Gedanken zu „Stop killing cyclists – RIP #natenom“

  1. „I hate to say I told you so!“ klingt zu zynisch, oder? Aber das ist das erste, was mir dazu einfällt. Natenom ist ein Märtyrer geworden, bzw könnte einer für die Verkehrswende werden, wenn wir uns reinhängen. Es muss ein Aufschrei durch die Öffentlichkeit gehen, wie seinerzeit bei George Floyd und Black Lives Matter! Wir von XR & friends in Nürnberg haben dazu letzten Freitag auf unserer monatlichen Cycling Rebellion ein Die-in (mit Rädern!) veranstaltet – magst du die Bilder davon haben? Sie sind sehr eindrucksvoll. Die öffentliche Aufmerksamkeit liegt ja gerade beim Kampf gegen Rechts, aber die Diskussion über Parkgebühren für SUV in Paris zeigt, dass noch Raum für Verkehrsthemen ist. Im Übrigen: zur rechtsextremen Gesinnung zählt Petromaskulinität (freie Fahrt für freie Autos….), das könnten wir auch bei den Demos gegen Rechts thematisieren… die Kämpfe hängen alle zusammen.
    Meine ganze Solidarität den Hinterbliebenen von Andreas!

    1. Liebe Nicola – GROSSARTIG!!! Ich danke euch sehr, dass ihr genau das tut, wonach ich schon so lange Sehnsucht habe: Der übergreifende Kampf für eine gute Zukunft. Auch #WirFahrenZusammen von ver.di und fff finde ich so klasse!

  2. Liebe Katja,
    danke für Deinen Nachruf auf #natenom und für die starken Worte. Am letzten Dienstag ist nicht nur #natenom gestorben. Fast zeitgleich wurde in der Nähe von Kassel ein Radfahrer getötet. Ich kannte ihn und möchte hier nur sagen, dass es hier den absolut falschen getroffen hat. Einen hilfsbereiteren, offeneren einfach tollen Menschen findet man nur selten.
    Eine 26jährige „traf“ den 44jährigen Vater von drei Kindern, der offenbar mit seinem Mountainbike unterwegs war, mit ihrem Auto. Zum genauen Unfallhergang ist nicht viel bekannt, aber das ist eigentlich auch egal. Es gibt jetzt einfach mehrere sinnlos zerstörte Leben. Nicht nur der Radfahrende, nein, auch seine Frau, die Kinder, seine ganze Familie und auch die Autofahrerin, die damit leben muss am Tod eines anderen Menschen (vermutlich mindestens mit) Schuld zu sein.
    Die Straße auf der der Unfall passiert ist, ist breit aber kurvig. Aus gutem Grund ist dort „70“ signalisiert. Einen Radweg gibt es „natürlich“ nicht. Wozu auch. Die meisten Autofahrenden sind ja vernünftig und verantwortungsvoll…, also muss man ja nichts tun… Der Fehler, den jeder Mensch mal machen kann, wird einfach nicht mitgedacht! Die Asphaltfläche der Straße wurde problemlos eine breiten Radweg mit aufnehmen können. Es bräuchte wohl nur eine Leitplanke…

    Wie viele Menschen müssen noch sterben, damit wir endlich umdenken. Deinem Aufruf kann ich mich nur anschließen.

    Stoppt das Töten. Jetzt!

    1. Lieber André – danke für deine Worte. So hart es klingt: Wir müssen das als Momentum nutzen. Unüberhörbar werden – nicht nur nächsten Sonntag, sondern ab jetzt. Es ist richtig, dass Andreas´ Tod jetzt diesen Widerhall findet, aber so viele – das schreibst du ja auch – sterbern anonym und ihre Angehörigen bleiben mit diesem Verlust allein. Wir haben hier grad eine Möglichkeit, zu zeigen, dass wir es uns nicht länger gefallen lassen, Menschen 3. Klasse zu sein.

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