Wir brauchen den Zusammenschluss aller Einzelkämpfe für die Demokratie und gegen die Klimakatastrophe!

Lasst uns endlich Banden bilden und die einzelnen Fäden zusammen spinnen!

Großartiger Appell von Harald Welzer, den ich seit Monaten genau SO als Sehnsucht in meinem Herzen trage.
Bisher ist keine der „Einzelbewegungen“ gewillt, ein überfälliges breites Bündnis zu initiieren.
Wie könnten wir das schaffen?

„Die außerordentlich überraschenden Demonstrationen überall im Land zu Anfang dieses Jahres, gegen rechts und für die Demokratie, kamen auf paradoxe Weise zu früh. Und es war ein großes Versäumnis, ihnen danach kein Format zu geben, in dem sich zivilgesellschaftliches Engagement hätte verstetigen und entfalten können. Da hat die organisierte Zivilgesellschaft versagt. Jetzt, nach den Wahlen in Ostdeutschland und dem Sieg des Trumpismus in den USA und nach dem Ende der Ampelkoalition, scheint ein Aufbruch zu einer zukunftsfähigen Politik, die die Moderne nicht abbricht, sondern sozial, ökologisch und wirtschaftlich fortsetzt, nochmal schwieriger.

Jetzt gilt es, ähnlich wie mit „Unteilbar“, dem Bündnis aus NGOs, Gewerkschaften und Initiativen von 2018, alle zu versammeln, die gegenwärtig in den unterschiedlichen Sektionen des zivilgesellschaftlichen Normalbetriebs vor sich hin agieren – von der Letzten Generation bis zu den Landfrauen. Für „eine kraftvolle, lebendige Reaktion gegen das Ungeheuerliche“, nämlich den Sieg der Menschenfeinde. Eine nächste Chance wird es nicht geben.“

Auch hier bei LinkedIn werden „wieder“ „nur“ neue Initiativen gegründet – anstatt den Anschluss an Bestehendes zu suchen. Natürlich ist das „besser als nichts“, aber schlagkräftig werden wir so nicht. Es gibt großartige Vorbilder wie jüngst den Protest gegen eine Autobahn in den Niederlanden, der das Parlament dazu zwang, den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen endlich zu terminieren. Die Polizei schritt zunächst angekündigt nicht ein, da sie selbst für bessere Löhne streikte. Oder Island, wo alle Frauen und nicht-binäre Personen an einem Tag gemeinsam streikten, um für ihre Rechte einzustehen.

Wie sind Ihre Gedanken?
Sind es die vielen Einzelinitiativen oder braucht es ein übergreifendes Dach, mit dem diese zusammengeführt werden, um nachhaltig Wirkung als Zivilgesellschaft zu erzielen?

3 Antworten zu „Lasst uns endlich Banden bilden und die einzelnen Fäden zusammen spinnen!“

  1. Liebe Katja Diehl,

    ich stimme diesen Überlegungen zu.

    Aber es scheint viel einfacher zu sein, neue Initiativen zu gründen als sich vorhandenen anzuschließen. Ich sage das nach fast vierzig Jahren Arbeit für den Umweltschutz und eine wache Zivilgesellschaft.

    Und das hat folgende Gründe:

    1. Eine vorhandene Struktur will niemanden „fremdes“ reinlassen;
    2. Eine vorhandene Struktur hat sich eine Meinungsblase gebildet und wenn andere dazukommen muß diese erneut hinterfragt werden;
    3. Differenzen hinsichtlich Erfahrung, Aktionsbereitschaft, was-klappt-was-klappt-nicht usw. sind unterschiedlich;
    4. Der Altersunterschied hemmt ein vertrauensvolles zusammenarbeiten;
    5. Einem vorhandene Struktur, vor allem wenn sie institutionalisiert ist, ist nicht mehr innovationsfreudig und muß auf ihren Status als gemeinnützige Organisation achten:
    6. Kulturelle Unterschiede und unterschiedliche politische Anschauungen peripher der zentralen Themen für eine mögliche Zusammenarbeit machen die Zusammenarbeit schwer.

    Wahrscheinlich gibt es noch viel mehr Gründe warum ein Zusammenschluss nicht erfolgt.

    Wir haben im Bereich Landwirtschaft mit „Wir haben es satt“ so einen Zusammenschluss vor über zehn Jahren erreicht. Und dies war nicht nur ein schwieriger Prozess sondern es ist auch ein ständig fluider. Auch hier verlassen Initiativen und Partner die Bewegung, einige neue kommen hinzu. Dabei wäre eine Verbindung mit FFF hier nur eine logische Konsequenz. Mir aber beispielsweise ist es nicht gelungen, eine Pressesprecherin von FFF für eine meiner Konferenzen zu gewinnen. Die reagieren einfach nicht oder reagieren abweisend. Man könnte auch sagen arrogant, denn der Erfolg (vor Covid) hat vermutlich berauscht.

    Wahrscheinlich (es fehlt ihnen der historische Überblick) wissen sie auch nicht, wer in den letzten Jahrzehnten seriös gekämpft hat und interessieren sich nicht dafür. Jedes Grüppchen meint ja, es erfinde Demonstrationen und Aktionen neu und führe sie zum ersten Mal überhaupt durch.

    Es ist und bleibt eine Frage von Personen und von der Zielsetzung. Mit einer klaren Zielsetzung ist auch ein Bündnis möglich.

    Ich selbst war übrigens Aktivist für eine Verkehrswende von 1983 bis 1992, davon fünf Jahre als Landesvorsitzender des VCD in BAWÜ. Damals haben wir schon zu Stuttgart 21 gearbeitet, kritisch und konstruktiv. Leider völlig ohne Erfolg. OOHHH, ich bin den Leuten auf die Nerven gegangen… 🙂

    Heute helfe ich Imkern so zu arbeiten, dass es den Bienen gut geht. Wird das Tierwohl an die erste Stelle gesetzt, dann müssen keine Honige mehr importiert werden. Denn eine Selbstversorgung mit Honig ist natürlich auch in Deutschland möglich.


    1. Wow – danke für diese umfassenden Einblicke! Und so hart es ist: Ich ziehe ein ähnliches Fazit. Persönliches Eitelkeite aber eben auch persönliche Aversionen stehen uns im Weg. Da sind die Rechten schlicht „einfacher gestrickt“. Natürlich haben sie auch oberflächlich betrachtet weniger heterogene Ansätze wie „wir“, dennoch sehe ich an deren Kommunikation und Zusammenhalt, wie überlegen sie hier agieren können 🙁


  2. Avatar von Hendrik Scheider
    Hendrik Scheider

    Ich würde es wählen, solch ein Bündnis. Wobei, ist die Mission, auf jener Flughöhe beschrieben, nicht identisch mit Bündnis90/die Grünen ?

    Außer zu spenden und zu wählen kriege ich leider kein weiteres Engagement hin.

    Vielen Dank an meinen Vorredner Jürgen, dessen Kommentar mir intuitiv sehr schlüssig erscheint.


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