Weniger Autos, mehr Platz für Menschen, mehr Fahrrad, Ridesharing und smarter ÖPNV – so stellt sich Hamburgs rot-grüne Regierung den Stadtverkehr der Zukunft vor. Dafür soll verkehrspolitisch vieles umgekrempelt werden. Von Vorbildern wie Paris oder Barcelona ist die Stadt aber noch weit entfernt.
Von Axel Schröder
Paris und Barcelona als Vorbilder
Um einen anderen, einen neuen Blick auf unsere Mobilität geht es auch Katja Diehl. Die Hamburgerin schreibt gerade an den letzten Seiten ihres Buchs „Autokorrektur“, einem Plädoyer für einen rigorosen verkehrspolitischen Paradigmenwechsel. Diehl hat Verkehrssysteme in ganz Europa unter die Lupe genommen und beobachtet, wie europäische Großstädte wie Barcelona oder Paris Tempo machen bei der Mobilitätswende.
„Ich glaube, den Beat der Verkehrswende, den lernen wir gerade in Städten wie Paris. Die Anne Hidalgo ist dort ja auch sogar wiedergewählt worden mit der Ansage, Paris den Menschen zurückzugeben. Und sie hat Tempo 30 eingeführt, Sie nimmt manchmal über Nacht tausende von Parkplätzen weg und schafft Stadtraum.“
Dass die Mobilitätswende in Hamburg langsam Fahrt aufnimmt, das sieht auch Katja Diehl so. Und wie die Verkehrsforscherin Philine Gaffron ist auch sie sicher: diese Wende kann nur gelingen, wenn es abgesehen von den technischen Lösungen, die auf dem ITS-Kongress vorgestellt werden, auch ein generelles Umdenken bei den Menschen gibt. Noch würden Autofahrerinnen und Autofahrer glauben, die Straße und der Stadtraum gehöre ihnen allein, sagt die Radfahrerin Katja Diehl.
„Ich kann jeden verstehen, der nicht Rad fährt in Hamburg. Weil es wirklich nichts nach dem Lustprinzip ist. Da wirst du angehupt, dir wird als Frau das F-Wort entgegengebrüllt. Es fahren Herren so eng an mir vorbei, dass die Außenspiegel meinen Oberarm berühren. Das ist kein friedliches Miteinander. Aber wie auch? Also, es sind komplett unterschiedliche Mobilitätsformen.“
„Andere genauso privilegiert behandeln wie das Auto“
Die Autorin wünscht sich eine schnellere Mobilitätswende. Eine, die bequeme, per App abrufbare Angebote macht, die sich auch Menschen mit geringem Einkommen leisten können, die die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung berücksichtigt. Eine perfekte Hamburger Mobilitäts-App würde ihnen barrierefreie Routen durch die Stadt heraussuchen. Wer in zehn Jahren, wenn tatsächlich neue und bequeme Mobilitätsangebote flächendeckend verfügbar sind, dann unbedingt immer noch mit dem eigenen Auto durch Tempo-30-Zonen fahren will, könne das auch weiterhin tun, findet Diehl. Aber:
„Das Auto muss seine Privilegien teilen. Es muss sie nicht komplett abgeben. Aber alle anderen sind genauso privilegiert zu behandeln wie das Auto!“
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