Ich trage ein weißes Tshirt mit der Aufschrift you better move.

Bye 2024.

Endlich nicht mehr in Krankenhausumgebung. So sehr ich demütig und dankbar bin, dass ich mich in einer geschützten Umgebung seit dem 12.11. ausschließlich dem Projekt „neu gehen lernen“ widmen durfte, so sehr merke ich auch grad die Erschöpfung, die das für mich bedeutete. Ich bin introvertiert – und wer da jetzt wieder denke „dafür ist Katja aber ganz schön >laut<!“, möge diesen Begriff nachschlagen.

Ich liebe es, Menschen Perspektivwechsel zu eröffnen und auf Fehler im System hinzuweisen, die ihnen zuvor nicht auffielen, weil ihnen dieses System ziemlich gut passt – andere aber ausschließt. Dafür gebe ich alles, auf Bühnen, bei Vorträgen, auf Panels, zu Gast bei Podcasts, beim Schreiben für Medien… Um danach komplett auf null zu fahren. Seit ich Post Covid habe, ist es noch „heikler“, auf einer Mission zu sein, der Mission, allen Menschen in diesem Land eine selbstbestimmte Mobilität zu schaffen, die inklusiv, bezahlbar, sozial- UND klimagerecht ist. Denn das ist möglich. Das Geld ist im Überfluss dafür da, aber an das Auto gebunden. Und damit an das individuellste, ineffizienteste und egoistischste Transportmittel. Fahren mit diesem zumeist doch nur Einzelpersonen. Im beruflichen Pendelverkehr sind es nur noch 1,075!

Dieses Jahr ist ein Jahr, von dem ich sogar selbst sagen würde, dass ich ziemlich tapfer war. Ich habe trotz massiver Schicksalsschläge ein Buch herausgebracht, das vielen „zu wütend“, „zu deutlich“, „zu fordernd“ war. Seitdem ich denken kann, ist dieses „zu“ in meinem Leben.

Während meine Eltern – wohl auch in dem Wissen, ein behindertes Kind beim Wachsen zu begleiten – nie einzudämmen versuchten, war es spätestens nach Auszug aus diesem Nest etwas, was mich hochgradig belastete. Zumindest do solange, wie ich es als „abzuschaffenden Umstand“ betrachtete. Ich „arbeitete an mir“ – weil das mein Umfeld eines war, das eine seltsame Vorstellung einer weiblich gelesenen Person und der von ihr zu erfüllenden Vorausgaben hatten.
Vier Jahrzehnte Lebenszeit sollte es dauern, bis eine massive Krise dafür sorgte, dass ich auf meinem Popo sitzend alles mal von außen betrachten musste.

Seitdem bin ich auf MEINEM Weg – was null bedeutet, dass es einfacher wurde. Vielleicht sogar im Gegenteil!?

Ich gab mir Mühe, mich zu mögen, ich versuchte, all das Pieksen von außen, dass ich falsch sei, weniger an mich heran zu lassen. Um dann auch wirklich an diesen Punkt zu gelangen, dass mein Innen und mein Außen sich die Hand reichen konnten. Ich bin soloselbstständig, ohne klassisches „Geschäftsmodell“, aber mit einem großen Herzen, in dem all die Menschen leben, die durch unsere autozentrierte Gesellschaft immobil, krank, ausgegrenzt werden.

Wartest du schon auf das Aber? Kommt. Jetzt.

Bei allem Ruhm und aller Ehre, die mein Engagement beizeiten so erhält:
Auf Dauer davon zu leben ist grad noch nicht gewährleistet.
Auch an dieser Erkenntnis musste ich so lange knabbern, bis es nicht mehr weh tat.
2024 schien es sogar rückwärts zu laufen. Selbst Menschen wie Robert Habeck fördern weiterhin Autofahrende mehr als alle anderen, die diese Art von Mobilität weder bezahlen noch benutzen wollen. Dienstwagen werden subventioniert, während das Deutschlandticket teurer wird und Gelder zum Ausbau verschlingt.

All das habe ich beobachtet, teilweise mit weißer Wut. Weil ich sah, dass für Inklusion, Menschen in Armut, Kinder, Alte, Kranke mal wieder weder Gedanken noch Gelder platziert wurden.
Ein gesamtes Quartal war ich dann noch gesundheitlich bedingt ohne Einnahmen.
Danke danke danke an dieser Stelle an alle, die durch kleine Beträge für meinen Newsletter eine Basis für mich schaffen. Vor allem gegen den Hass, der sich bis heute nicht gelegt hat.

Wie blicke ich nun auf 2025?
Mittlerweile mit großer innerer Ruhe.

Ich habe mit Menschen, die meine Mission unterstützen, erstmalig „professionell“ analysiert, wo Einnahmequellen liegen, welche Dinge ich loslassen sollte, weil sie Kraft binden, ohne Mehrwerte für mich zu generieren.

Noch vor ein paar Monaten hätte ich mich für solche Aussagen geschämt. Mittlerweile kann ich sie völlig neutral schreiben. Denn ja: Es geht auch um mich – es darf und muss auch um mich gehen. Ich will gesund werden, bleiben und ohne finanzielle Ängste sein. Dafür werde ich 2025 ein paar neue Dinge ausprobieren, auf die ich mich schon sehr freue.

Dinge für eine bessere Welt für alle zu organisieren, wird seltsamerweise als „aktivistisch“ gelesen – egal, wie viel Expertise hinter diesen menschenzentrierten Ansätzen steckt.
Die ich auch nie verbiegen werde.
Mein Ansatz ist Intersektionalität – Feminismus – Antifaschismus.

Das „laut zu schreiben“, ist den einen schon zuviel, während die andere Seite der Skala es lächerlich macht.

Auch das ist mittlerweile für mich neutral. Es wird immer Menschen geben, die nur auf Fehler von mir warten. Die es natürlich gibt! Ich bin ein Mensch.
Aber ich mache eben auch eine Menge richtig.
Das lasse ich mir von Passivistinnen, Fossilistinnen, Besserwisser*innen und Hasserfüllten nicht (mehr) nehmen.

2025 wird mir zeigen, wo der Weg liegt, der mir erstmalig echte Pausen, Zeit für die Carearbeit, für meine Kreativität und eben auch mein Privatleben lässt.

Ich wünsche euch friedliche Zeiten mit euren Lieben.

Danke für jede Nachricht, jeden Euro, jede Naturalie, die ihr mir gegeben habt. Und danke an all die Herzensmenschen, aus denen ich mir in den letzten Jahren ein völlig neues Netzwerk flechten durfte.

Euer Halt ist meine Energie.

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2 Antworten zu „Bye 2024.“

  1. Avatar von Helmut Dirks
    Helmut Dirks

    Hallo liebe Katja,
    ich gehöre zu denen, die durch Deine Arbeit einen Perspektivwechsel erfahren haben! Deine Arbeit ist ungemein wichtig. Du hast einen enormen Wissensschatz aufgebaut und teilst ihn durch Deine Vorträge, Bücher und Deinen Podcast. Danke dafür!
    Ich versuche, dieses Wissen weiterzutragen, diskutiere mit Menschen.
    Gerade komme ich von einer kleinen Fahrradrunde zurück. Ich habe eine Mutter getroffen, die gerade ihre Kinder in einer verkehrsberuhigten Straße vor dem Autoverkehr in Sicherheit bringen musste, da die Autofahrer zu schnell unterwegs waren. Dies ist ein Beispiel dafür, wie die Stärkeren in ihren Autos anderen das Recht auf Spiel und freie Bewegung wegnehmen. Ich habe mit der Mutter über meine Kindheit gesprochen, in der es möglich war, gefahrlos mit anderen Kindern auf der Straße zu spielen. Autos sind in unserer Gesellschaft wichtiger als Kinder. Wohin sind wir gekommen?
    Ich wünsche Dir viel Kraft und Weisheit für die Gestaltung Deines Lebens. Mach nur so viel wie Du tragen kannst.


    1. Ich danke dir, auch für die schöne Anekdote, die zeigt, was Perspektivwechsel bewirken können.


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