Die Hamburgerin Katja Diehl setzt sich für das Grundrecht auf selbstbestimmte Mobilität ein – unabhängig vom Auto. Wegen eines Beitrags bei Twitter ist ihre Stimme in dem Sozialen Netzwerk aktuell verstummt.
Weil unsere gesamte Infrastruktur in den vergangenen Jahrzehnten auf den Gebrauch des Autos ausgelegt wurde, muss man als Fußgänger oder Radfahrer täglich um ein wenig Platz in den Innenstädten kämpfen. Und weil diese Infrastruktur zwar Platz für Autos schafft, gleichzeitig aber Lebensraum für Menschen zerstört, setzte Katja Diehl am Montag einen Tweet an ihre 27.000 Follower bei Twitter ab.
Darin schrieb sie, bezugnehmend auf ihre Recherchen für ihr Buch, einen Satz, der einen Shitstorm auslöste: „Autoverkehr hat in Europa mehr zerstört als die Kriege, die es durchlitten hat“. Schnell machten der Tweet und Screenshots davon die Runde. Schnell landete ihre Aussage, übrigens ein Zitat aus einem Buch über Mobilität, in rechten Twitter-Bubbles. „Verblödete Kuh“, „Vergangenheitsaktivismus“, „psychisch krank“ – nur einige der Kommentare, die Katja Diehl entgegenschlugen.
Sie stehe weiterhin zu diesem Satz, sagt Diehl. Doch er sei zu kurz formuliert gewesen, aber weder kriegsverherrlichend noch antisemitisch gemeint.
Normalerweise würde sie ihre Tweets nach kurzer Zeit aufklären und mit weiteren Infos unterfüttern. So habe sie es bei den weit mehr als 100.000 Tweets vorher auch getan. Doch weil auch Teile ihrer eigenen Follower sie für den Tweet kritisierten, zog sie diesen zurück und bat um Entschuldigung. Der Shitstorm zog jedoch weiter seine Kreise. Am Ende zog Diehl die Reißleine und legte ihren Account vorerst auf Eis. Viele solidarisieren sich nun mit der Hamburgerin und wünschen sich, dass eine laute Stimme für die Mobilitätswende zurück in das Soziale Netzwerk kommt.
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