Es ist verlockend, Veränderung zu romantisieren und den Eindruck zu erwecken, dass sie schnell und leicht zu erreichen ist. Aber die Wahrheit ist: Der Weg, die Welt wirklich zum Besseren zu verändern, ist der schwierige. Genau deshalb habe ich mein zweites Buch geschrieben. Es geht darum, den klaren Kurs zu zeigen, den diejenigen einschlagen, die in der Welt etwas bewirken wollen. Ich hatte das Privileg, über 100 Menschen zu interviewen, und eines wurde dabei immer wieder deutlich: Veränderung braucht Leadership, eine klare Vision einer lebenswerten Zukunft und einen Fokus auf dieses Ziel – sei es in der Politik oder in der Unternehmensführung.
Ein großartiges Beispiel für eine solche umfassende Transformation ist Paris, die „Stadt der Nähe“, wie Anne Hidalgo ihre Vision nennt. In Paris wird, was anderswo als utopisch gelten würde, zur Realität. Ein aktuelles Beispiel: In einer Bürger*innenabstimmung wurde entschieden, ob mehr als 500 Straßen in der Stadt autofrei werden und damit für die Menschen zurückgewonnen werden können. Diese Entscheidung ist nur eines von vielen Projekten, die Hidalgo in ihren beiden Amtszeiten umgesetzt hat. Der entscheidende Punkt? Es geht immer darum, die Menschen einzubeziehen, die direkt von diesen Veränderungen betroffen sind – die Bewohner*innen der betroffenen Straßen.
In Paris wurden seit 2020 bereits 10.000 Parkplätze in Lebensräume umgewandelt. Und weitere 10.000 können jetzt folgen. Tatsächlich hat sich der Autoverkehr in der Stadt seit Beginn der sozialistischen Regierung um die Jahrhundertwende mehr als halbiert. Weitere 500 Fußgängerzonen kommen hinzu, wodurch die „grünen Lungen“ der Stadt auf fast 700 anwachsen werden – mehr als ein Zehntel der Straßen von Paris.
Aber: Wir dürfen nicht nur die positiven Zahlen hervorheben. Die Wahrheit hinter diesen Umfragen ist oft komplexer, als es die schnellen Sharepics zeigen. Zwar stimmten 66 % der Menschen in Paris für diese Veränderung, doch nur 4 % der Pariser*innen haben überhaupt abgestimmt. Und diese Abstimmungen sind nicht rechtlich bindend – die Umsetzung bleibt in den Händen der Stadtteilparlamente.
Warum betone ich das so sehr?
Weil es zeigt, dass solche Veränderungen immer noch einen langen politischen und gesellschaftlichen Prozess erfordern. Doch durch solche Abstimmungen wird mittels internationaler Presse positiver Druck erzeugt, die Veränderungen ernsthaft zu priorisieren.
Ein weiterer Punkt, der mir bei der Pariser Transformation auffällt, ist der Unterschied zur „Dagegen-Fraktion“. In Paris konnte die „Gegenbewegung“ nie die gleiche Mobilisierungskraft entwickeln wie in anderen Städten – zum Beispiel hier in Deutschland. Das liegt vielleicht daran, dass die Menschen in Paris die positive Veränderung und die Verbesserung ihrer Lebensqualität spüren und akzeptieren.
Denn ja, Paris hat Nachholbedarf:
Grünflächen machen nur 26% der Stadt aus, der europäische Durchschnitt liegt bei 41%.
Veränderung erfordert jedoch mehr als nur die Zustimmung einer Mehrheit. Sie erfordert echten Dialog, die aktive Einbeziehung der Bürger*innen und politische Führung, die mutig genug ist, langfristige Veränderungen umzusetzen. Veränderung ist ein komplexer Prozess, und genau darum geht es: nicht nur um schnelle Lösungen, sondern um die Entwicklung von Städten, die den Menschen wirklich dienen.
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