Auszüge aus meinem neuen Buch.
»Mit dem Arbeitsweg leidet nicht nur die Gesundheit, sondern auch die sozialen Aktivitäten lassen nach. Das hat Harvard-Professor Robert Putnam festgestellt. Pro zehn Minuten an zusätzlichem Arbeitsweg reduziert sich das gesellschaftliche Engagement in Gruppen, Vereinen oder Ehrenämtern um zehn Prozent.«
Pendelverkehr verursacht ein Fünftel des gesamten Personenverkehrs, mit einem im Vergleich zu anderen Mobilitätszwecken deutlich höheren Autoanteil von 74 Prozent der Kilometer. Weiteres Manko: Diese Autos fahren völlig ineffizient mit nur 1,075 Personen je Pkw. 22,4 Prozent der klimarelevanten Emissionen des Personenverkehrs entfallen auf das Berufspendeln und zu 95 Prozent auf Pkw-Verkehr. Zudem hat Autoverkehr eine massive Auswirkung auf Flächenverbrauch und Versiegelung, die den Räumen Klimaresilienz und Lebensqualität gleichermaßen raubt.
Zur Verdeutlichung: Auf einer Fahrbahnbreite bis vier Metern können je Stunde 900 Personen im Pkw befördert werden (Besetzungsgrad 1,3), bis 7000 Fußgänger:innen sowie 8400 Personen mit Standard-Linienbussen, 22 000 in Straßen- oder Stadtbahnen und bis zu 36 000 Menschen in S-Bahnen.
Ergänzend dazu:
Wenn die Kosten pro Kilometer beim beruflichen Pendeln steuerlich gesenkt werden, verlängern sich die Wege zum Arbeitsort, es kommt zur Zersiedelung, Lärm, Luftbelastung und weiteren Emissionen. Ein politisch gewollter Teufelskreis setzt ein.
»Als Instrument zur sozialen Abfederung steigender Mobilitätskosten ist die Entfernungspauschale ungeeignet. Denn die effektive Höhe der steuerlichen Entlastung steigt mit dem Einkommensteuersatz sowie der Höhe der sonstigen Werbungskosten. Insgesamt ergibt sich so eine regressive Verteilungswirkung – die relative Entlastung fällt mit geringerem Einkommen niedriger aus.« Agora Verkehrswende
Eine Studie aus Großbritannien fand heraus, dass wer morgens mit dem Fahrrad zur Arbeit fährt, tagsüber den größten Zufriedenheitswert erreicht. Danach kommen Fußgänger:innen und die Nutzer:innen öffentlicher Verkehrsmittel. Das Schlusslicht: Autofahrer:innen. Die Studie zeigte ebenfalls, dass Fahrgäste in öffentlichen Verkehrsmitteln mehr Zeit für Entspannung haben. Autofahrer:innen hingegen litten unter Anspannung und Konzentrationsproblemen.
Ich weiß, dass viele von Ihnen, während Sie das lesen, bitter auflachen, wenn Sie an die Qualität der Deutschen Bahn denken. Begehen Sie bitte nicht den Fehler, wie zu viele in Deutschland, die mangelhafte Servicequalität dieses so wichtigen und attraktiven Verkehrsmittels als Normalzustand zu sehen. Sondern sehen Sie die Politik, die für diesen Zustand verantwortlich ist und uns vom Auto abhängig gemacht hat, in der Pflicht.
Meine Frage: Wollen oder müssen Sie beruflich pendeln?
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