Eine Frau lehnt an einem Radständer, der wie ein Auto gestaltet wurde.

Mein Pitch: Was bedeutet eigentlich Verkehrswende? Deine Ergänzungen!?

Ein Gedankenanstoß – und eine Einladung zum Weiterdenken

Was ist eigentlich gemeint, wenn wir von Verkehrswende sprechen? Diese Frage wurde mir heute gestellt – noch vor dem ersten Kaffee.

Ich habe spontan meine Gedanken zur Mobilitätswende im Bereich Individualverkehr notiert. Es ist keine vollständige Beschreibung, keine Masterplanung. Vielmehr ist es ein persönlicher Entwurf – eine Skizze, wie ich mir eine gerechte, sichere und zukunftsfähige Mobilität für alle Menschen vorstelle.

Dieser Beitrag ist eine Einladung: an Planende, Entscheidende, Engagierte – und an alle, die Mobilität mitgestalten wollen.


Verkehrswende heißt: freie und sichere Mobilität für alle

Wenn die Mobilitätswende vollzogen ist, dann…

  • können sich alle Menschen frei, sicher und selbstbestimmt fortbewegen – unabhängig von Einkommen, Alter, Wohnort oder körperlichen Voraussetzungen.
  • wird Gehen zur bevorzugten Fortbewegungsform: gesund, sicher, staatlich gefördert.
  • sind umweltschonende Verkehrsmittel günstiger und besser erreichbar als klimaschädliche.
  • werden keine neuen Autobahnen mehr gebaut, bestehende Infrastrukturen werden rück- oder umgebaut.
  • ist Vision Zero Realität: In manchen Regionen stirbt niemand mehr im Straßenverkehr.
  • werden externalisierte Kosten internalisiert – Lärm, CO₂, Flächenverbrauch schlagen sich in tatsächlichen Preisen nieder.
  • sind Subventionen für Autos, wie das Dienstwagenprivileg, abgeschafft.

Mobilität in der Praxis – städtisch und ländlich

In Städten ist Mobilität flächendeckend verfügbar. On-Demand-Systeme, Taktverkehre und flexible Angebote passen sich dem Alltag der Menschen an.
Wer ein Auto nutzt, tut das aus gutem Grund – nicht, weil es keine Alternative gibt.

Auf dem Land braucht es keine Dritt- oder Viertwagen mehr.
Flexible Modelle, gemeinschaftlich genutzte Fahrzeuge, Rufbusse und Radinfrastruktur sorgen für Anschluss und Teilhabe.

Kinder, ältere Menschen, Menschen mit Einschränkungen: Alle können selbstbestimmt mobil sein – ohne Führerschein, ohne Barrieren.

Fliegen und Autofahren sind kostenwahr und damit teuer.
Zu Fuß gehen, Radfahren, Bus und Bahn sind gesund, günstig – und systemisch bevorzugt.


Diese Vision braucht viele Perspektiven

Ich weiß: Diese Skizze ist unvollständig. Logistik, Güterverkehr, Lieferketten, Arbeitsbedingungen im Verkehrssektor – all das wurde bewusst ausgeklammert.
Hier geht es um einen Ausschnitt: den Bereich individueller Alltagsmobilität.

Gerade deshalb ist mein Ziel, diesen Entwurf gemeinsam weiterzudenken. Was fehlt? Was sollte ergänzt oder hinterfragt werden? Wie sieht gerechte Mobilität aus Sicht verschiedener Lebensrealitäten aus?

Wenn wir Mobilität als Teil unserer Daseinsvorsorge ernst nehmen, dann ist Verkehrswende nicht nur Klimapolitik – sondern Gesellschaftspolitik. Und sie gelingt nur, wenn wir sie gemeinsam gestalten.


Ich freue mich über Ergänzungen, Anregungen und Widerspruch – in den Kommentaren, im Gespräch oder auch gern mit einem eigenen Beitrag.

8 Antworten zu „Mein Pitch: Was bedeutet eigentlich Verkehrswende? Deine Ergänzungen!?“

  1. – „15 Minuten Stadt“
    – inkludierende NutzungsRechte, also die „Starken“ (motorisierte) nachrangig einstufen
    – GefahrenPotenziale sachlich erkennen und minimieren (motorisiert, kinetische & potenzielle Energie, AufPrallFlächen wie FahrzeugFront)
    – private/profit-wirtschaftliche Nutzung des öffentlichen Raumes gerecht gestalten (AbstellFlächen für Dinge vs. NutzungsFlächen für Menschen)


    1. danke für die Ergänzungen!!


  2. Avatar von Martin Herweg
    Martin Herweg

    Was mir aktuell fehlt:
    * Ein sicherer Stellplatz für ein e-bike (Mehrfamilienhaus 60er Jahre)

    * Eine einfache, sichere und kostengünstige Möglichkeit ein e-auto mit meinen Nachbarn zu teilen. Meine Erfahrungen mit online Platformen für privates carsharing waren nicht gut.

    * Solardachpflicht für Mehrfamilienhäuser, so dass man auch dort günstig e-autos tanken kann.

    Leute wie Trump, Spahn oder Merz haben kein Interesse an Gerechtigkeit oder „für alle“


    1. Bei Letzterem hast du leider Recht, und es liegt an der inneren Unsicherheit dieser Männer, die nach außen nur brüllen können, nicht zuhören und keine leisen Momente kennen. Ich wünschte, sie könnten die Sicherheit in sich selbst finden, dann wäre auch mehr Empathie für andere möglich.


  3. Avatar von Daniel

    Der öffentliche Nahverkehr braucht stets ein hohes Maß an Sauberkeit und Sicherheit. Man sollte sich wohlfühlen auch in Bus und Bahn. Auf den letzten Metern braucht es ggf. individuelle Möglichkeiten, ob Rufbusse, Fahrräder oder e-Roller.

    In den großen Städten könnte man Stellplätze für Car-Sharing-Angebote bei Neubauten zwingend implementieren, so wie man bisher Stellplatzzahlen für privat PKW vorgegeben hat.

    Ich denke zudem, Du solltest insbesondere den Güter- und Lieferverkehr nicht ausklammern, da er hohe Einfluss auf alles andere hat – auch in den Städten.
    Mehr Güterverkehr auf der Schiene würde offensichtlich Entlastung auf den Autobahnen und den Zubringern und so gar in den Städten bedeuten, da es weniger Rückstau gäbe. Implizit würde die Energie- und Antriebswende beschleunigt, da Züge mit Strom betrieben werden und selbst der größte Ignorant nicht mehr mit der vermeintlichen Reichweitenangst kommen kann, wenn die LKW nur noch die letzten maximal 100 bis 200 km einer Lieferung betreffen.

    Gleichzeit würden die Straßen weniger abgenutzt, neue Autobahnen und die ein oder andere Umgehung bräuchte es dann ebenso wenig, was Mittel für wichtige Dinge und Flächen für die Natur freisetzen könnte.

    Apropos Natur. Eine Mobilitätswende könnte dadurch begleitet werden, dass überall Grünflächen in die Netze der jeweiligen Verkehrsmittel integriert werden. Jeder Straße, jeder Weg sollte mit Bäumen, und Grünstreifen ergänzt werden. An manchen Stellen sollten entsprechend grüne Oasen vorgesehen werden. Für mehr Sicherheit, bessere Luft, besser Wasserspeicherung, für Abkühlung, für mehr Wohlbefinden, mehr Biodiversität, mehr Verbundenheit.


    1. Wow – danke, dass du deine ausführlichen Ideen teilst!


  4. Avatar von Stephan Vogt
    Stephan Vogt

    Die von dir formulierte übergeordnete Vision bringt bereits alles Wesentliche auf den Punkt, Katja.
    Es wäre ein Traum, wenn diese Vision zum politischen Leitbild würde.
    Hier ein paar lose Gedanken zur konkreteren Ausgestaltung:

    ***
    Fußverkehr bildet also die Basis unserer Mikromobilität und schließt selbstverständlich Kinder, ältere Menschen, sowie Nutzerinnen und Nutzer von Rollstuhl, Kinderwagen, Rollator etc. mit ein.
    Darüber hinaus wird die Bevorzugung des kleinstmöglichen Fahrzeugs (in Raumbedarf und Motorisierung) zum Prinzip. Mit Fahrrad und E-Scooter am unteren Ende der Skala und entsprechend hoher Priorität bei der Planung von Wegenetzen und Abstellflächen.
    Damit sind beispielsweise Autobrücken ohne Fuß- und Radweg endgültig Vergangenheit.
    Öffentlicher Parkraum wird folgerichtig konsequent nach Fahrzeugmaßen (inklusive Höhe). bepreist, was insbesondere ungenutzte Wohnmobile und dergleichen aus dem kostbaren Straßenraum verdrängt, wodurch über Begrünung etc. die Aufenthaltsqualität deutlich verbessert wird.
    Ein stufenweise gesteigerter Anteil öffentlicher Parkflächen wird Sharing-Anbietern zur Verfügung gestellt, während Autoparkplätze insgesamt Schritt für Schritt reduziert werden.
    Das schafft Planungssicherheit für Carsharing-Anbieter, die somit gerne investieren und zügig eine kritische Masse an Kunden erreichen. Regelgeschwindigkeiten von unter 40km/h machen den Gebrauch minimalistischer E-Fahrzeuge mit 45km/h-Begrenzung attraktiv und sicher. Solche Kleinstfahrzeuge ersetzen mittelfristig mindestens innerstädtisch für viele Anwendungen den klassischen (schweren, autobahntauglichen) PKW und sparen somit viel Platz und Energie.

    Mobilität ist ganzheitlich multimodal gedacht. ÖPNV und Schienen-Fernverkehr sind niederschwellig, einfach und nahtlos gestaltet. Das Deutschlandticket wird um preislich gestaffelte Varianten für Kinder sowie für Fahrradmitnahme ergänzt. Kombi-Angebote wie D-Ticket mit Bahncard senken für spontane Fahrten die (zur Zeit riesige) preisliche Hürde zwischen Regional- und Fernverkehr.
    Kostentransparenz und Einfachheit in der Nutzung werden zum obersten Gebot. Metaverbünde und ganzheitliche digitale Angebote ersetzen Insellösungen.

    Insgesamt sorgt eine klare politische Richtung für gute Planbarkeit bei Industrie, Verbrauchern und allen anderen Akteuren. Der große Fundus vorhandener beispielhaft erprobter Lösungen aus In- und Ausland findet zielstrebig Anwendung. Darüber hinaus sorgen gute Vernetzung und unbürokratische Rahmenbedingungen für Experimentierfreude und stetige Weiterentwicklung von Best-Praxis-Modellen – konsequent ausgerichtet an der formulierten übergeordneten Vision.
    ***

    Soweit mein Brainstorming-Beitrag. Herzlichen Dank und sonnige Grüße


    1. ooooooooo wow!!! Danke dir für die großartigen Ergänzungen Stephan!!!


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