TW Suizid.

Update:

„Gesuchte Journalistin lebend gefunden.“

Das ist eine gute Nachricht, die nur gut bleibt, wenn wir als Gesellschaft zusammenstehen gegen all Jene, die durch Hass und Hetze unsere Gesellschaft spalten, Ängste schüren und Geld damit verdienen, Menschen zerstören zu wollen.

Ich habe lange überlegt, ob ich zum aktuellen Vorfall etwas schreibe, dann aber an meinen Vorsatz gedacht, nicht zu schweigen, wenn mir Dinge in dieser Gesellschaft auffallen, die ich für unerträglich halte.

Seit heute morgen wird nach einer zunächst als „bekannten Journalistin“ benannten Frau gesucht, mit großem Aufwand, da ein Suizidversuch vermutet wird. Die Anzeichen, dass es sich um Alexandra Föderl-Schmid, Vizechefin der Süddeutschen Zeitung handelt, verdichten sich. Gegenüber Föderl-Schmid gab es zuvor etwas, was ich „Kampagne“ nennen möchte. Ja, es stehen Plagiatsvorwürfe sowohl im Hinblick ihrer journalistischen Beiträge als auch ihrer Doktorarbeit im Raum. Ihr Arbeitgeber, die Süddeutsche Zeitung, leitete eine Untersuchung ein, Föderl-Schmid zog sich daraufhin aus dem operativen Tagesgeschäft zurück.

Seit einigen Tagen ist nun bekannt, dass das Gutachten zur Doktorarbeit vom rechtspopulisten Portal Nius bezahlt wurde. Führungsgestalt ist hier Julian Reichelt, der als CEO von Bild und Welt wegen des Vorwurfs des Machtmissbrauchs gegenüber weiblichen Angestellten entlassen wurde. Auch über mich finden sich auf diesem Portal Inhalte, die viele immer als „die kann man doch nicht ernst nehmen“ kategorisieren. Immerhin: Ich brachte eine „Journalismusdarstellerin“ zum Gendern, da sie mich zitierte.

„Eine E-Mail, die dem SPIEGEL vorliegt, zeigt eine enge Absprache zwischen dem Medium und dem Plagiatsforscher, was die Publikation der Ergebnisse angeht. So einigte man sich etwa auf ein gemeinsames Wording in Bezug auf den Auftraggeber gegenüber anderen Medien.“

Sie können mir nun gern entgegnen, dass es rechtens sei, so vorzugehen. Und dass die Entscheidung von Föderl-Schmid eine persönliche sei, sollte sich der Verdacht erhärten, dass sie sie Suizid begangen hat. Dem stimme ich zu. Unter „normalen“ Umständen. Jedoch, wenn Portale wie Nius sich auf eine Person fokussieren, verlassen wir das, was wir „normale Umstände“ nennen. Wir wechseln in zutiefst menschenverachtende Schlammschlachten und Diskreditierungen, die im ersten Moment – und auch in den Momenten danach – Menschen völlig überrollen und hilflos fühlen lassen. Ich werde hier keine Inhalte verlinken, da ich einer solchen „Mediumsimitation“ keine Reichweite verleihen werde. Aber ich kenne das Gefühl, das entstehen kann, wenn Verlage wie der Axel-Springer-Verlag ihren Fokus auf einen richten.

Ich möchte nicht in einer Welt leben, in der eine Frau, die vielleicht Fehler begangen hat, ihr Leben beendet. Zumal die ihren weit von jenen liegen, die Julian Reichelt und auch anderen Herren aus diesem Verlag angelastet werden. Ich wünsche mir, dass diese „Herren“ kommunikativ auch entgegen einer gewissen Sensationsgier der Gesellschaft nie die Oberhand erhalten über den Diskurs. Ich wünsche mir, dass wir aufeinander acht geben und immer das Mitgefühl und nicht die Häme siegen lassen.

Recherche Spiegel:
https://www.pnp.de/lokales/landkreis-rottal-inn/vermisste-journalistin-im-inntal-ist-stellvertretende-sz-chefredakteurin-foederl-schmid-15394415

Aktueller Informationsstand:
https://www.pnp.de/lokales/landkreis-rottal-inn/vermisste-journalistin-im-inntal-ist-stellvertretende-sz-chefredakteurin-foederl-schmid-15394415

Podcast „Boys Club“ Diese Journalistinnen wollen Machtmissbrauch im Axel-Springer-Verlag aufdecken
https://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/zuendfunk/der-neue-podcast-boys-club-ueber-axel-springer-julian-reichelt-matthias-doepfner-100.html

Buch vom BildblogWie die „Bild“ die Gesellschaft spaltet
https://www.deutschlandfunkkultur.de/neues-buch-vom-bildblog-wie-die-bild-die-gesellschaft-100.html

Wie Julian Reichelt die Wirklichkeit verdreht – und was dahinter steckt
Hier interessant: Großer Geldgeber stammt aus der CDU:
https://www.ardmediathek.de/video/Y3JpZDovL25kci5kZS9iOTY1YjZkZi1iY2U4LTQ1MWEtYWUzMy0wODRhYjNjNWI3YWY

Ein Schelm, der bei „Nius“ an Recherche denkt. Übermedien-Beitrag – Paywall.
https://uebermedien.de/91935/ein-schelm-der-bei-nius-an-recherche-denkt/