Ich bin vor einigen Monaten mit einem Fernsehteam durch Hamburg geradelt, ich auf meinem eigenen Fahrrad, die beiden Herren auf Leihrädern. Als wir losfuhren, erzählte ich ihnen von der von mir als „Warnblinkermentalität“ empfundenen Charakterschwäche von Autofahrenden, die mit diesem Lichtsignal anzeigen: Ich weiß, ich darf hier nicht parken, mache es aber trotzdem, weil ich zu faul bin, mir einen Parkplatz zu suchen.
Wussten Sie, dass das strafbar ist? Der Missbrauch der Warnblinkanlage wird mit einem Bußgeldbescheid und einem Bußgeld von 5 Euro bestraft – das geringste Strafmaß im Bußgeldkatalog „Beleuchtung und Warnzeichen“, was aber dennoch kein Grund sein sollte, die Regeln der StVO zu missachten, oder!?
Zu Beginn unserer Fahrt waren sich die beiden Herren noch einig, dass das SO oft ja nicht vorkomme. Doch je länger wir radelten, desto öfter hörte ich ein „krass, das ist ja wirklich überall der Fall!“.
Wer nicht mit dem Auto, sondern anderweitig seine Wege zurücklegt – und da unterscheidet sich der urbane nicht vom ländlichen Raum – hat selten eigene und damit sichere Infrastruktur. Vor allem auf dem Rad ist man ständig auf Spuren unterwegs, die Autofahrende als die ihren betrachten – und somit alles stört, was kein Auto ist. Es sei denn, es handelt sich um einen falsch parkenden Autogenossen. Der ist so lange kein Problem, wie er sich möglichst weit nach rechts auf die Fahrspur stellt und damit nur die, die kein Auto haben, gefährdet.
Falschparken ist KEIN Kavaliersdelikt, sondern kann sogar tödlich für Radfahrende enden – mir sind Fälle bekannt, wo Menschen getötet wurden, weil sie auf dem Rad um diese Autos herumfahren mussten und ihnen entgegenkommende Autofahrer*innen sie im Überholvorgang frontal erfassten. Das ist für mich unerträglich.
Dann aber wie hier in einem Beitrag vom ZDF zu sehen, wie ein Herr mit einem Stapel von Bußgeldbescheiden sich darüber auslassen kann, wie ACH gemein die Welt doch ist, weil Menschen seine Delikte anzeigen, und einen Herren vom ADAC auch nicht die deutliche Verurteilung von diesen Gesetzesbrüchen, sondern von der Eigeninitiative von Betroffenen zu hören, lässt mich sprachlos zurück. Immer und immer wieder zeigt sich, wie tief das Auto in unseren Gehirnen parkt. Wie unproblematisch in diesem Fall zwei erwachsenen Männer Falschparken empfinden.
Ich habe Verständnis, dass sich Gruppierungen gründen, die auf ihren Wegen zur Anzeige bringen, was in manchen Regionen nicht mal überprüft wird.
Denn es ist bitter, aber wahr:
Auf dem Fahrrad sind wir Mobile 2. Klasse, die sich selbst um ihre Sicherheit kümmern müssen, weil wir nicht geschützt werden und uns sichere Wege vorenthalten sind. Kein Wunder, dass nur dort sicher Rad gefahren werden kann, wo massive Poller oder andere bauliche Maßnahmen schützen. Sonst wird dort schlicht geparkt!
Wie sehen Sie das?
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