Ich trage einen karierten Anzug, den ich grellpink eingefärbt habe. Der Blick geht zum Himmel, die Hände fragend nach oben. Dazu der Spruch: Warum in die Ferne schweifen? Weil: Das Schlechte liegt zu nah?

Es ist wichtig, den Wahlkampf in den USA zu beobachten, aber auch „wichtiger“ als das, was mit der Menschenwürde bei uns geschieht?

Der Antrieb meiner Arbeit ist intersektional, feministisch und antifaschistisch.

Wie auch anders könnte ich agieren?
Ich will, dass es allen gut geht!

Zudem habe ich in mir eine hohe Demut, im Geburtslotto Privilegien gewonnen zu haben. Nur möglich, weil meine beiden Eltern flüchteten und an neuen Orten mit offenen Armen empfangen worden sind.

Ich möchte eine Frage stellen:
Warum gelingt uns kein gesamtgesellschaftlicher Aufschrei zu dem, was ab dem 16. September von unserem Land ausgehend möglich sein wird:
Die Menschenwürde mit Füßen, Waffen und herabwürdigenden Maßnahmen zu treten?

Ab diesem Datum sind zur „Begrenzung irregulärer Migration und Schutz der inneren Sicherheit: Binnengrenzkontrollen an allen deutschen Landgrenzen“ angeordnet.

An den Landgrenzen zu Frankreich, Luxemburg, den Niederlanden, Belgien und Dänemark für die Dauer von sechs Monaten „besteht an allen deutschen Landgrenzen das gesamte Bündel an stationären und mobilen grenzpolizeilichen Maßnahmen einschließlich der Möglichkeit von Zurückweisungen nach Maßgabe des europäischen und nationalen Rechts.“

Ich verstehe total, dass es fast einem Coping*-Mechanismus gleichkommen kann, wenn Kamala Harris in den USA Donald Trump verbal zu Kleinholz verarbeitet und Taylor Swift sich für die Wahl von Kamala Harris ausgesprochen hat. Ich wünschte, in meinem Kopf wäre auch grenzenloser Jubel und Erleichterung ob dieser Nachrichten und Bilder möglich.

Aber auf mich hat das alles grad kaum Wirkung, weil mir regelrecht schlecht ist und ich mich hilflos fühle, was Deutschland vor viele Flüchtende bald sein wird:
Ein kaltes, abwehrendes, willkürlich agierendes Land ohne offene Arme für Jene, die unseren Schutz benötigen.

Denn hinter diesen lapidaren Zeilen des Ministeriums von Nancy Faeser steht Polizeigewalt, Waffengebrauch, Traumatisierung bereits Traumatisierter und Willkür, über das Leben Flüchtender zu entscheiden.
Ich wünschte, ich könnte „einfach nur über Mobilität“ posten, aber das kommt mir lapidar vor bei der Beobachtung, in welche Richtung sich unser Land unter einer demokratischen Regierung entwickelt.

Wie geht es euch damit?

*Bewältigungsstrategie in einer schwierigen Lebenssituation

2 Antworten zu „Es ist wichtig, den Wahlkampf in den USA zu beobachten, aber auch „wichtiger“ als das, was mit der Menschenwürde bei uns geschieht?“

  1. Avatar von Walter Kofent
    Walter Kofent

    Geht mir genauso! Kann echt nicht glauben, was hier abgeht! Nie wieder ist JETZT!


    1. Aber wir waren doch schon im Sommer auf der Straße und jetzt ist Herbst!!11 Ich sage nicht, dass ich grad auf der Straße bin, dafür habe ich zu wenig Akku. Aber ich mache das, was ich tun kann. Und da interessiert mich Taylor Swift grad echt null 🙁


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