Der I-PACE von Jaguar Land Rover Deutschland und der Polestar 2 sind zwei Elektrotaxis, die mit dem Raumangebot der E-Klasse vergleichbar sind und mit Norm-Reichweiten über 400 Kilometern einen weitgehend von Reichweiten-Sorgen freien Taxibetrieb ermöglichen könnten. Schnellladefähig sind sie auch. Ihre beiden Hersteller möchten ihre Fahrzeuge gerne über den Taxi-Einsatz bekannter machen, aber sie werden nicht mit Rabatten in den Markt gehen. Das waren die wichtigsten Ergebnisse, die am 13. Juli 2020 das zweite von insgesamt vier Webinaren brachte, die der Bundesverband Taxi und Mietwagen mit Unterstützung der Telekom anbietet.
Christoph Engler, Key Account Manager Mobility Services von Jaguar Land Rover, konnte nach fast zwei Jahren Erfahrung mit den I-PACE im mtz münchner taxi zentrum Erfahrungswerte einbringen. Er stellte das Modelljahr 2021 vor, das jetzt auch das schonende dreiphasige Wechselstrom-Laden mit 11 kW erlaubt und mit einer im Verhältnis 40:20:40 statt wie bisher 40:60 geteilten Rücksitzbank eine flexiblere Raumaufteilung erlaubt. Ab August 2020 soll es mit einem Taxi-Paket von INTAX zum subventionierten Preis von 990 Euro samt Folierung und 590 Euro ohne sie bestellbar sein. Da die Händler in ihrer Preisgestaltung frei seien, könnten sie ein paar Prozent ihrer Marge abgeben, aber üppig werde der Nachlass nicht sein, sagte Engler.
Alexander Lutz, Managing Direktor von Polestar Deutschland, einem Unternehmen, das wie Volvo zum chinesischen Geely-Konzern gehört, sagte klar, bedingt durch die Marke und die hohe Nachfrage gebe Polestar keine Rabatte, vor allem nicht bei kleinen Flotten. Der Preis des nur online und nicht bei Händlern bestellbaren Polestar 2 sei für alle Kunden gleich. Vorstellbar sei aber, sich zu anderweitigen Kooperationen zusammenzutun. Das Elektrofahrzeug werde wie die Volvo-Taxis von ADLER Taxameter und Funktechnik in München umgerüstet, wo das Taxi-Paket samt Taxameter und Folierung rund 3.000 Euro koste.
Im Hinblick auf die langen Lieferzeiten deutscher Hersteller fragte Moderatorin Katja Diehl die beiden, wann sie liefern könnten. Alexander Lutz von Polestar antwortete „Ende Oktober“ mit dem Zusatz, dass sich wegen der hohen privaten Nachfrage der Auslieferungsbeginn von Taxis nach hinten verschieben könne. Christoph Engler von Jaguar sprach etwas vorsichtiger von einer Lieferung im vierten Quartal zuzüglich vier Wochen für den Taxi-Umbau, was Anfang 2021 bedeuten könne. Beide Hersteller wollen ab dem Herbst Testfahrten anbieten, Jaguar vielleicht sogar mit dem elften der mtz-Taxis aus München, das der Hersteller als Reservefahrzeug finanziert hat.
Dennis Klusmeier, Vorstandsmitglied des Taxi-Bundesverbandes, fragte beide Hersteller-Vertreter nach den Garantien, die sie für das Fahrzeug und die Batterien geben. Bei beiden ist nach 160.000 Kilometern Schluss mit der Batterie-Gewährleistung – eine Grenze, die laut Jaguar sehr konservativ berechnet worden sei. Auch bei täglicher völliger Entleerung der Batterie und anschließender Schnellladung würden nach dieser Laufzeit noch 80 Prozent der Batteriekapazität garantiert. Jaguar spreche derzeit mit Versicherungspartnern darüber, die ab Herbst für das Fahrzeug abschließbare Anschlussgarantie bis 300.000 Kilometer auch auf die Batterie auszudehnen.
Sowohl Dennis Klusmeier als auch Christoph Engler empfahlen den Webinar-Teilnehmern die Broschüre, die mtz-Geschäftsführer Gregor Beiner für den HUSS-VERLAG geschrieben hat, als gute Basislektüre über den praktischen Einsatz von Elektrotaxis.
Dieser Artikel wurde von Dieter Fund hier veröffentlicht.
Schreibe einen Kommentar