Interview im Meedia-Magazin

Wie lange brauchen Sie vom Büro nach Hause?

Manchmal keine Minute, weil ich grad viel von zuhause arbeite. Vor Corona war bei mir das mobile Arbeiten mein Office. Ich hatte eine BahnCard100, so dass ich auch viel im Zug oder der DB-Lounge gearbeitet habe, bei Kund:innen in Hamburg und Berlin oder dort, wo ich grad gebucht war als Speakerin oder für Workshops.

Was tun Sie auf dem Heimweg?

Je nach Länge des Weges und Ort der Fortbewegung.

In der Bahn lesen oder Augen zu plus Podcast/Hörbuch.

Im Nahverkehr ist es meist Twitter, wo ich nach gewissen Schlagworten suche oder schaue, welche Mobilitätsthemen grad aktuell diskutiert werden.

Was ist für Ihre Work-Life-Balance unersetzlich?

Diese nicht mehr anzustreben. Ich habe das jahrelang versucht, richtig Druck gemacht, weil das immer wieder Thema ist und als Ideal präsentiert wird. Passt nicht. Ich habe endlich eine Lifebalance, wo alles Platz findet, in unterschiedlichen Tagesanteilen. Meine Selbstständigkeit, meine Familie, mein Teilzeitjob, meine Freund:innen, mein Aktivismus, Musik hören und lesen, meine Publikationen auf meiner Webseite von Blog bis Podcast. Alles Leben, wenn ich tanze. Balance bestimmt sich nicht aus der Benennung von gegenteiligen Polen, Leben ist ein Puzzle, das wunderbar erfüllend ist, wenn wir selbst bestimmen, welche Teile wohin gehören – und welche aus einem anderen Puzzle stammen.

Für wen sind Sie unersetzlich?

Ganz sicher nicht für Menschen, für die ich arbeite. Ganz sicher nicht für berufliche Kontakte. Unersetzlich bin ich nur für ganz wenige Menschen in meiner Kernfamilie und in dem Zirkel, den ich Freund:innen nenne. Und das ist ein echt gutes Gefühl, weil das auf Gegenseitigkeit beruht. Sowohl bei erstem als auch bei letzterem Part.

Rot oder Blau?

Ich habe Besseres zu tun, als DAS zu entscheiden.

Netflix oder Fitness?

Beides. Ich habe mir mit Beginn der Corona-Quarantäne ein Rudergerät zugelegt, weil ich anerkannt habe, dass ich kein Fitnessstudio-Typ werde. Darauf sitze ich jetzt auch ganz brav und drehe meine virtuellen Runden – aber ohne Serien zu schauen ist mir das echt zu fad.

Träumer oder Rationalist? 

Possibilistin! Ich träume groß genug, um die Realität zu verändern. Wäre ich nur rational, würde mir das zum einen nicht gelingen, und zum anderen könnte ich dann das, was ich voranbringen möchte, nicht mehr leben. Weil die Realität grad den Klimaschutz vergisst und damit die Klimakatastrophe näher rücken lässt, suche ich grad meinen Weg, um Sehnsuchtsorte zu kreieren, die Menschen zeigen, dass der „so called“ Verzicht ein Gewinn ist. Dass ihre „Freiheit“, die sie als Norm empfinden, ein Privileg ist, das auf der Unfreiheit anderer basiert. Da muss ich jeden Tag träumen und rational agieren – aber als Jonglage mit einer großen Prise Shitstorm, weil ich in der Mitte des Sturms zwischen den Fronten zu vermitteln versuche. Denn verändern können wir nur gemeinsam etwas.

Strandhotel oder Berghütte?

Definitiv Strandhütte, da ich keinen Bezug zu Hotels aufbauen kann – und Berge eher einengend empfinde. Berge mag ich nur als Gipfel, aber der Aufstieg ist so anstrengend. Also lieber ans Meer, Füße in den Sand und auf das Unendliche schauen – begleitet vom Klang der Brandung und Möwengeschrei.

Am liebsten übernachten Sie im …

Eigenen Bett. Ich teile meine Wohnung in Hamburg immer wieder mit Menschen, die dann mein Schlafzimmer beziehen. Dann wohne ich in meinem Wohnzimmer, das aus zwei zuvor baulich getrennten Zimmern besteht. Dort habe ich mir mit Hilfe eines Freundes hinter einer Regalwand versteckt ein Hochbett eingebaut.  DAS ist mein Lieblingsort. Es ist wie in einer Koje, niemand kann mich sehen. Wie ein Kokon.

Ihr Lieblingsrestaurant heißt …

Kochen mit Freunden.

Hund oder Katze? 

Katze habe ich, Hunde mag ich. Aber ich mag das Unabhängige von Katzen schon sehr. Seit 2000 spiele ich in dem Fellteam, weil ich in der Stadt Hunde immer ein wenig bedauere. Meine Ladies kamen und kommen aus dem Tierheim und ich bilde mir ein, dass sie es gut bei mir haben.

Fankurve oder Opernsaal?

Warum sollte ich mich da entscheiden? Ich habe Theaterabos, das Schauspielhaus ist mein Favorit in Hamburg. Ich habe aber auch Freund:innen, die mich viel zu selten mit ins Stadion nehmen. Ich habe null Interesse am Fußball, durch Corona und Geisterspiele wurde mir nochmal verstärkt gezeigt, wieviel Kapitalismus den Ball rollen lässt. Ich finde das ziemlich abstoßend. Aber das gilt für alle Sportarten, in denen Millionen gezahlt werden.

Von der Stange oder Haute Couture?

Second Hand – immer. Und nur, wenn ein anderes Teil geht. Ich habe hier im Viertel ein Tauschhaus, da habe ich schon viel gefunden, aber auch abgegeben. Ich hasse Shopping und die widerlichen Begleiterscheinungen von Fast Fashion, aber ich liebe manchmal das zufällige Finden von Dingen, die ich so nie gesucht hätte. Das macht sehr viel mehr Spaß und die Sachen begleiten mich über Jahre.

Wofür geben Sie gerne Geld aus?

Für Kultur, Weiterbildung und gutes Essen – Kaffee! Es gibt nichts Schlimmeres als schlechten Kaffee. Ich trinke jeden Tag zwar nur drei Tassen maximal, aber diese müssen aus guter, fairer Herstellung und am besten frisch gemahlen und aufgebrüht sein. Schwarz, ohne alles.

Und was gehört zu Ihren Guilty Pleasures?

Ben & Jerrys. Gehören jetzt zu einem bösen Großkonzern, aber besonders im Winter, wenn die Eisläden geschlossen haben, und jetzt, wo sie auch noch vegane Sorten haben, … Sie ahnen es.

Der Sinn des Lebens ist …

Das Ich im Zentrum zu pflegen und gut zu behandeln und das Gleiche dann auch anderen zukommen zu lassen. Die Welt ein Stück besser zu verlassen.

Sie möchten irgendwann einmal …

Erleben, dass nicht nur Wachstum in der Wirtschaft zählt, sondern positiver Einfluss auf Klima, Gesellschaft und soziale Gerechtigkeit. Irgendwann einmal sollte es eine Art von Grundeinkommen geben, das es vor allem den so genannten systemrelevanten Berufen und den Menschen, die unsichtbar Carework machen, ein Einkommen sichert, das vor Armut schützt.

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