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Im Gespräch mit Deutschlandfunk Kultur. Frau Diehl, hassen Sie Autos?

„Autokorrektur“ hat Mobilitätsexpertin Katja Diehl ihr Buch genannt, und sie meint, was sie sagt: Diehl fordert viel weniger Autos auf den Straßen. In einem autoverliebten Land wie Deutschland kein leichtes Unterfangen.

Unter Autokorrektur verstehen wir normalerweise die technische Fähigkeit, Tippfehler in Schreibprogrammen zu korrigieren. Die Journalistin und Autorin Katja Diehl hat nun das Buch „Autokorrektur“ geschrieben und fordert darin das, was das Wort auch sagt: eine Korrektur des Autos beziehungsweise des Autoverkehrs. In ihrer Arbeit für die Mobilitätswende habe sie gemerkt, dass viele Fakten über die negativen Folgen des Verkehrs und die drohende Klimakrise zwar bekannt sind, dieses Wissen aber grundsätzlich an unserem Verkehrssystem nichts ändern würde: „Und da habe ich gedacht, wie können wir das in neue Narrative packen?“ In 60 Interviews ist sie deshalb den Fragen nachgegangen: Was ist Parkdruck, was ist fließender Verkehr und welche Bedürfnisse haben eigentlich die einzelnen Menschen?

Willst Du oder musst Du Auto fahren?“

So hat die Journalistin Menschen ganz direkt gefragt: „Willst Du oder musst Du Auto fahren?“ Die Antwort darauf sei erst einmal Stille gewesen, sagt Katja Diehl, weil den Menschen vorher noch keiner diese Frage gestellt habe. Aber gerade in ländlichen Regionen, mit weiten Wegen zum Einkaufen, zur Arbeit, zur medizinischen Versorgung und schlechten ÖPNV-Anbindungen, hätte sich herausgestellt, dass viele mit dem Auto fahren müssten, weil es gar keine Alternativen gebe. Viele würden sich aber Alternativen wünschen.

Buchcover: "Autokorrektur" von Katja Diehl

Unser Verkehrssystem sei undemokratisch, sagt Katja Diehl, auch deshalb müsse eine „Autokorrektur“ her. © Deutschlandradio / S. Fischer Katja Diehl zeigt in ihrem Buch vor allem auch die Perspektive von alten, kranken und von körperbeeinträchtigten Menschen oder auch von Kindern auf und sagt: „Wenn wir das System von heute im Verkehr einfach nur digitalisieren und Antriebe elektrisch machen, dann helfen wir ganz vielen Menschen nicht, die heute schon keine Lösung haben.“ Sie fordert eine Demokratisierung des Verkehrssystems, in dem jeder Mensch das Recht habe, ein Leben ohne Auto zu führen.

Und was ist mit Menschen ohne Führerschein?

In einer auf das Auto fixierten Gesellschaft wie in Deutschland wird die Journalistin mit solchen Forderungen oft auch als Autohasserin angefeindet. Sie selbst bestreitet das. Im Gegenteil, sie würde selbst ab und zu das Auto nutzen. Ihr gehe es vielmehr darum, das Auto als Teil eines Ganzen von Carsharing, ÖPNV, E-Scooter, Taxi, Rufbusse, etc. anzusehen. Dennoch könne sie die emotional geführte Debatte auch verstehen. Denn dahinter stehe ein Gefühl von Verlust, meint Katja Diehl. „Das kommt daher, dass gerade im ländlichen Raum die Menschen wirklich ihr Leben vielleicht ohne Auto nicht abbilden können. Aber was heißt das denn für 13 Millionen Erwachsene zum Beispiel, die keinen Führerschein haben. In Deutschland dürfen die nur im ländlichen Raum leben, wenn die eben dieses Papier vorzeigen können und ein Auto. Ich finde, das ist nicht demokratisch.“

Was Städte einmal waren

Katja Diehl ist es auch wichtig, darauf hinzuweisen, was Städte ursprünglich einmal waren – nämlich „Begegnungsorte“. Und um ein solcher Orte der Begegnung wieder zu werden, sei in Europa zum Beispiel Paris Vorreiter, sagt Katja Diehl, wo das Konzept einer 15-Minuten-Stadt versucht werde: Innerhalb eines Quartieres sollen Menschen innerhalb einer Viertelstunde alles Wichtige zu Fuß erreichen, etwa Einkaufsmöglichkeiten, Schule und Kultur. Ein anderes Vorreiter-Beispiel sei Barcelona mit sogenannten Superblocks: Dort ist innerhalb eines solchen Quartieres kein Autoverkehr mehr erlaubt. In Deutschland sei ein Positivbeispiel wiederum die geplante Siemensstadt in Berlin-Spandau. Und vielleicht sind dort ja Parkplätze tatsächlich irgendwann mal wieder Plätze fürs Parks und Grünanlagen. Das wäre für Katja Diehl zumindest ein Teil einer gelungenen Verkehrswende.

Hier zum Nachhören.

4 Gedanken zu „Im Gespräch mit Deutschlandfunk Kultur. Frau Diehl, hassen Sie Autos?“

  1. Es ist bemerkenswert, wie wichtigtuerisch Frau Diehl die Automobilbranche zur Nullnummer reduzieren will. Dass sie in Kauf nimmt, Millionen Arbeitsplätze incl. Zulieferern zu vernichten, ist mit der grünen Brille kein Thema. Ihr exklusives
    Leben, u.a. mit Buchverkäufen, wird sich dann mehr ausgehen.

  2. Es ist bemerkenswert, wie wichtigtuerisch Frau Diehl die Automobilbranche zur Nullnummer reduzieren will. Dass sie in Kauf nimmt, Millionen Arbeitsplätze incl. Zulieferern zu vernichten, ist mit der grünen Brille kein Thema. Ihr exklusives
    Leben, u.a. mit Buchverkäufen, wird sich dann nicht mehr ausgehen.

    1. Auch Herr Pülm, wie wir alle wissen, lässt sich mit Büchern nicht wirklich Geld verdienen. Die Arbeitsplätze können aktuell noch umgestaltet werden – das wäre der richtige Weg. Sonst geht es unserer Autoindustrie wie Nokia nach dem iPhone und Kodak nach der Digitalkamera. Naja, Kutschen fährt auch kaum noch jemand.

  3. Warum dürfen solche Figuren, die von nichts eine Ahnung haben, uns vordiktieren, wie wir zu leben haben. Katja kann dich gerne und mit meinem Segen Tag für Tag auf‘s Lastenfahrrad schwingen und so fortbewegen. Da ich in der Realität lebe und diese linksgrünen radikalen Sozialiste nicht gewählt habe und an den mir verkauften Klimawandel nicht glaube, gestalte ich mein Leben, wie ich will. Wer in der Märchenwelt leben will, kann das gerne tun, ich aber lebe in der Realität. Katja, halt‘ die Schnauze, du hast keine Ahnung, nix geschafft und gönnst das Deinen Mimenschen nicht.

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