Nur kurz, weil ich mich darüber aufrege, dass aktuell zuviele Menschen und politische Accounts die Videos Dritter mit Falschaussagen und Diffamierungen reproduzieren, um dann dazu Stellung zu nehmen – und damit erst für große Reichweiten genau dieser Inhalte sorgen:
Das Phänomen nennt sich „Rage Bait“ und ist sehr oft schlicht Kalkül, weil es an die niedersten Instinkte adressiert und dann per geplanter Empörung Reichweite generiert wird.
Definition laut Wikipedia:
„Rage Bait bezeichnet Online-Inhalte, die gezielt Wut oder Empörung hervorrufen, um das Engagement der Nutzer zu steigern. Diese Inhalte erscheinen oft auf Social-Media-Plattformen und zielen darauf ab, virale Interaktionen zu generieren, indem sie emotionale Reaktionen provozieren.[
Zu den typischen Formen von Rage Bait gehören kontroverse Aussagen, irreführende Informationen oder polarisierende Themen, die besonders auf Plattformen wie Facebook, Instagram, TikTok und YouTube verbreitet werden. Der Algorithmus dieser Plattformen fördert Inhalte mit hoher Interaktionsrate, da sie Nutzer stärker binden. Empörung, Frustration und Wut sind dabei besonders wirkungsvoll, da diese Emotionen häufig zu hitzigen Diskussionen und intensiven Reaktionen in Kommentarbereichen führen. Diese Taktik fand bereits in traditionellen Medien durch reißerische Schlagzeilen oder kontroverse Themen Anwendung. Die Anonymität des Internets und die Algorithmen der sozialen Netzwerke haben Rage Bait jedoch im digitalen Zeitalter noch effektiver gemacht. Studien, wie die der Beihang-Universität in China, belegen, dass Wut sich schneller und kraftvoller im Netz verbreitet als positive Inhalte.“
Wenn wir also die Inhalte reproduzieren und empört:
„Schaut euch mal diesen Quatsch an!!!“
ins Netz rufen, machen wir genau das, was vom Absender gewünscht ist.
Vielleicht schaffen wir es ab Montag, diesen Mechanismus zu durchbrechen?
Und wenn wir uns doch empören, mache ich hier mal einen Vorschlag, wie wir uns dabei etwas „runterkochen“.
Ich habe gestern Abend etwas zu Blackrock und den Verstrickungen von Friedrich Merz zu diesem hochproblematischen Fossilverstehern recherchieren wollen – und bin dabei darauf gestoßen, dass er diese sehr fragwürdige berufliche Tätigkeit auf seinen politschen CDU-Webseiten schlicht verschweigt.
Wir erinnern uns an die riesig aufgeblasenen Skandale rund um Annalena Baerbock, als diese Fehler in ihrem Lebenslauf zugeben musste?
Mich irritiert, dass so ein Vorgehen bei Friedrich Merz wieder völlig in Ordnung zu sein scheint. Zumindest habe ich darüber noch nichts in den Medien lesen können – denn so eine „Annalena Baerbock Empörung“ hätte mich ja erreicht.
Wenn ich jetzt also „empört“ bin, dass hier zumindest wissentlich was verschleiert wird, etwas Wesentliches, nämlich das Friedrich Merz als Kanzler ein Telefonbuch aus alten Zeiten hat, dann mache ich das, ohne die Videos von damals zu reproduzieren, mit denen sich CDU-Politiker im Wahlkampf empörten.
Vielleicht geht es auch so?
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