Zum Inhalt springen

Studie aus Norwegen: E-Autos werden oft zusätzlich und nicht als Ersatz eines Verbrenners gekauft.

Sie erinnern sich? Dass ich Abonnent:innen verliere, weil ich betone, dass die Gefahr in sich tragen, den automobilen Status Quo zu manisfestieren?

„Leider“ hat sich diese Vermutung nun bewahrheitet.
Es wurde soeben eine Studie aus dem Pionierland der automobilen Elektromobilität Norwegen veröffentlicht.

Die Erkenntnis:
Mehr als die Hälfte der Haushalte, die 2022 batteriebetriebene Elektrofahrzeuge besaßen, hatten im Haushalt drei oder mehr dieser Pkw, was auf eine unausgewogene Verteilung hinweist, die sich auf die wohlhabendsten Haushalte konzentriert. Darüber hinaus hat fast jeder zehnte Haushalt, der einmal ein batteriebetriebenes Elektrofahrzeug besaß, diesen Besitz bis 2022 aufgegeben.

„Unsere Analyse zeigt, dass ein niedrigeres Einkommen, Kinder und eine Berufstätigkeit außerhalb der Wohngemeinde positiv mit dem Besitz fossiler Fahrzeuge verbunden sind, während der gegenteilige Effekt für den Besitz batteriebetriebener Elektrofahrzeuge nachgewiesen wurde. Auch die Haushaltsgröße und das Bildungsniveau scheinen den Fahrzeugbesitz positiv zu beeinflussen.“

Was leite ich daraus ab?

1. es ist kapitalistisch betrachtet nachvollziehbar, dass Autohersteller riesige Elektro-SUV bauen und verkaufen, da diese am meisten Marge abwerfen – dass auf diese Weise massiv kleinere Pkw fehlen, ist jedoch ein Versagen auf Anbieterseite.
2. Jene zu fördern, die schon ein gutes Haushaltseinkommen besitzen, ist auf zweierlei Weise problematisch: Diese schaffen sich staatlich subventioniert zusätzliche E-Pkw an, während die Haushalte mit wenig Geld ihre hoch emissionsintensiven Pkw „bis zum bitteren Ende fahren“ – und somit die Emissionsstatistiken nach oben treiben.
3. Das bei Oldtimern schon durchaus übliche „Retrofitting“ im Sinne des Austausches von fossilem zu elektrischem Antrieb hätte der genaueren Betrachtung und Förderung bedurft. Wenn hier ein staatlich geförderter Massenmarkt entstanden wäre, wäre der Umbau preislich erschwinglich und die Anschaffung fabrikneuer Fahrzeuge nicht der einzige Weg gewesen, lokal CO2-frei zu werden
4. abgelaufene Maßnahmen wie Tankrabatt (3,1 Milliarden Euro), Abwrackprämie (fünf Milliarden Euro) und der so genannte „Umweltbonus“ für den Kauf (teil-)elektrischer Autos (4,6 Milliarden Euro) waren milliardenschwere Fehlinvestitionen, die keinerlei lenkende Wirkung in die richtige Richtung hatten.
5. Weiterhin laufend: das Dieselprivileg (8,2 Milliarden Euro), Pendlerpauschale (sechs Milliarden Euro) und immer noch fossil möglich: Dienstwagenprivileg (bis zu 5,5 Milliarden Euro). Diese Subventionen müssen verändert werden, um gewünschte Effekte Richtung klima- und sozial gerechte Mobilität zu schaffen.

Welche Maßnahmen hätten Sie ergriffen, um die Elektrifizierung in die breite Bevölkerung zu bringen?

Hier geht es zur Studie.

2 Gedanken zu „Studie aus Norwegen: E-Autos werden oft zusätzlich und nicht als Ersatz eines Verbrenners gekauft.“

  1. …bei uns (MobilitySharing Steyerberg, Landkreis Nienburg/Niedersachsen) ist es genau umgekehrt, ganz nach unserem Slogan “Mehr Mobilität durch weniger Fahrzeuge!”.
    Selbst Familien mit (mehreren) Kindern brauchen gar kein eigenes Fahrzeug mehr.
    Allerdings achten wir auch sehr genau darauf, dass wir unserem Anspruch, einen 100% Ersatz fürs eigene Fahrzeug zu ermöglichen, auch gerecht werden…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert