Ein paar Fakten zu Beginn:
. die von Männern verursachten Kosten bei Unfällen mit Personenschaden sind doppelt so hoch wie die von Frauen
- 83 % der Menschen, denen der Führerschein weggenommen werden muss, sind männlich
- Geschwindigkeitsüberschreitungen sind zu 78 % männlich
- Punkte in Flensburg zu 77 %
- bei der MPU sind es bis zu 95
Interessanterweise war es für Boris von Heesen nicht leicht bis unmöglich, geschlechtsspezifische Daten bei Verkehrsdelikten zu erheben. Vielleicht eine absichtliche Verschleierung, um die massiven Auswirkungen männlicher Verhaltensweisen in der Mobilität zu verschleiern? „Was ich nicht so wirklich verstehe“, sagte Boris in unserem Gespräch, „denn gerade für Versicherungen wäre es ja total sinnvoll, auf Basis dieser Daten entsprechende Tarifsysteme zu erstellen.“
Auch in der Politik zeigt sich ein ähnliches Bild: Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer hatte 80 Treffen mit der Autoindustrie, aber keines mit den Verbänden der Mobilität. Der ADAC war noch bis Herbst 2021 mit einem komplett männlichen Präsidium versehen und tagte am Nürburgring. Die Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV), die das Technische Regelwerk für das gesamte Straßen- und Verkehrswesen in Deutschland erstellt, ist zu 87 Prozent von Männern dominiert. Männer fahren 15 Kilometer mehr am Tag Auto als Frauen und haben zu 62 Prozent den Autobesitz inne. Nur 38 Prozent der Pkw in Deutschland sind auf Frauen zugelassen.
Spannend fand ich auch die Hinweise von Boris aus seiner Recherche, dass mit der heteronormativen Kernfamilie (Mama, Papa, Kinder) erst der Privatbesitz Bedeutung erhielt und damit auch Faktoren wie Vereinsamung, Abwehr gegen „andere“ und letztlich auch die fossile Umweltzerstörungsspirale zu wirken begannen.
Nun aber zu Boris: Er wird von manchen auch als „Zahlenfeminist“ beschrieben, was ich total klasse finde, weil es betont, wie sehr seine Forderung nach Abschaffung des Partriarchats und der daraus resultierenden toxischen Männlichkeit auf Fakten beruht. Was kostet eigentlich toxisch männliches Verhalten? Boris hat es in seinem Buch „Was Männer kosten“ ausgerechnet: 63 Milliarden Euro gibt Deutschland im Jahr mehr für Männer als für Frauen aus.
Seine Methode? Mit der einzigen Sprache des Patriarchats, dem Geld, die Folgen toxisch-männlichem Verhalten für Männer und Frauen aufzeigen – die wir alle zahlen. Boris von Heesen hat dafür unzählige Statistiken in seinem Buch zusammengetragen. Für nicht-binäre Menschen gibt es übrigens leider kaum aussagekräftige Daten, weil diese überhaupt erst seit 2018 erhoben werden.
Die Kosten für Frauen sind dabei bereits abgezogen – dass das klar ist: es geht darum, was Männer MEHR kosten. 3,23 Milliarden Euro der Kosten des Justizvollzugs fällt zum Beispiel auf Männer, 94 Prozent der Häftlinge in Deutschland sind männlich. Dazu kommen Kosten für häusliche Gewalt, Polizei und Frauenhäuser, und Suchtverhalten. Allein das sind 49,7 Milliarden Euro pro Jahr – entsprechend dem BIP von Serbien.
Boris ist dabei auch sehr daran gelegen, aus diesem toxischen Patriarchat zu befreien, Wege aufzuzeigen. Das macht er in seiner täglichen Arbeit, aber auch in seinem Buch. Beginnen bei fachlich kompetenter und zugewandter Beratung für Männer und – wie schon erwähnt, besserer statistischer Grundlage zum Beispiel bei der Zusammenwirkung von Geschlecht und Verkehrstoten. Männer sollten sich aus schädlcihen gesellschaftlichen Zwängen lösen und ihre männlichen Privilegien teilen – es winke: “Ein längeres Leben, bessere Beziehungen zu den Kindern, richtige intensive Freundschaften und eine Entmystifizierung des Berufslebens, das ja für viele Männer das absolut wichtigste ist.”
Hier findet ihr Boris´ Buch https://www.penguinrandomhouse.de/Autor/Boris-von-Heesen/p733739.rhd
Hier findet ihr mich: Kleiner Hinweis in eigener Sache: Mein Buch ist für den Umweltmedienpreis der Deutschen Umwelthilfe nominiert. Hier könnt ihr abstimmen: https://www.duh.de/publikumspreis/
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