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Zur Mobilitätswende gehört das Auto – nicht im Privatbesitz, sondern als Mittel der Wahl – geteilt und vollelektrisch

Es amüsiert mich immer SEHR, wenn mich innerhalb weniger Tage Menschen „bashen“, weil ich Autos angeblich hasse, nur um dann „vom anderen Teil der Menschheit“ wenig später dafür gerügt zu werden, dass ich was Positives über Autos sage.

Lassen Sie es mich klarstellen:
Ich habe nix gegen Autos, das sind tote Dinge, die hoffentlich gute Dienste leisten für Jene, die sie wirklich wirklich brauchen.
Also fahren, nicht parken.
Und damit geht es schon los:
Die Privilegien, die sie milliardenschwer und quadratkilometergroß aktuell erhalten, sind absurd, unser Nutzungsverhalten ist im Vergleich zum Ressourceneinsatz, den der Bau und Betrieb eines Autos bedarf, aberwitzig und ineffizient.

Es gibt aktuell 49 Millionen Autos und 41 Millionen Haushalt – Cardispositas inklusive.

, die ich meine, hat beides im Blick:
Die Möglichkeiten, die uns Autos für die Mobilität bieten, UND die Korrektur der Privilegien. Das heißt kurzum: Nutzen rauf, die Schulden, die der Autoverkehr für die Gesellschaft bedeutet, runter. Denn zuviel der Folgekosten wird auch von Jenen getragen, die z. B. gar kein Auto besitzen.

Ein Baustein wäre, das Auto anders zu denken.

Es von Beginn als als teilbares Produkt zu etablieren, mit einer App, die es erlaubt, als Besitzerin des Autos dieses, wenn ich es nicht benutze, für Menschen frei zu geben, denen ich es anvertrauen will. Oder Fahrgemeinschaften auf meinen Wegen zu bilden. Oder anderen meine Batterie als Speicher oder Ladestation anzubieten. Oder es in der Sommersonne zu parken und das Auto sich selbst aufladen zu lassen. Oder oder oder.

Denkbar ist für mich z. B., dass sich mit dem Sion Carsharing in Räumen gestalten lässt, die aktuell sich für Anbieter:innen wie Cambio nicht wirtschaftlich „lohnen“. Ein Mensch schafft sich den Sion an, stellt sich eine Gruppe von Nachbar:innen, Kolleg:innen oder Freund:innen zusammen, die – wenn sie ein Auto benötigen – den Sion buchen und nutzen können. Beispiel: Mensch fährt täglich zur Arbeit, lässt Auto am Bahnhof stehen, Menschen in der Nähe können diesen acht Stunden lang nutzen. Die Community kennt sich persönlich, daher wird das Auto auch gut behandelt, nicht so wie manche Autos in Free Floating Carsharing Systemen.

Denkbar wäre aber auch, dass sich berufliche oder freizeitorientierte feste oder sponante Fahrgemeinschaften bilden. Ein Mensch fährt in ein Industriegebiet, in dem viele anderen Menschen arbeiten, die er:sie auf dem Weg einsammeln und nach Feierabend auch wieder mitnehmen oder andere Menschen fahren kann. Auf dem Weg zum Konzert oder zum Segeln ist es sogar noch flexbiler denkbar. Neue Elternfahrgemeinschaften poolen ihre Kinder, weil sie den anderen Eltern vertrauen.

Das, was ich gestern inklusive Burnout (ja – ich habe zum ersten Mal in meinem Leben Autoreifen „durchdrehen“ lassen, so viel Spaß machte die Fahrt mit Christian Scheckenbach (Günthner) 顾司南 und seinem Kollegen Vincent :)) erfahren durfte, ist, was ich mir als Flächenbrand wünsche:
Mobilität denken, anbieten, teilen.

Chapeau an Laurin Hahn, Jona Christians, dass ihr den Biss habt, das seit Jahren voranzutreiben. Ich bin 2017 den zweiten Prototypen in Hamburg gefahren, eure Geschichte sollte irgendwann mal ein Buch werden finde ich 🙂
Zündet weiter alle an, die Auto immer noch als Statussymbol ohne Funktion für andere denken. Wenn Auto, dann bitte in Bewegung und vollelektrisch.

3 Gedanken zu „Zur Mobilitätswende gehört das Auto – nicht im Privatbesitz, sondern als Mittel der Wahl – geteilt und vollelektrisch“

  1. Hallo,

    irgendwie lässt mich dieser Text nachdenklich zurück…
    Meine Frau nutzt Ihren PKW für den Arbeitsweg (60 km nach Bln-Spandau), zwei Stunden pro Tag. Mit dem ÖPNV wären es fünf Stunden pro Tag. Würde eine Frau Diehl meiner Frau ein Auto genehmigen? Ich nutze mein PKW im Außendienst in der Region Ost, irgendwas zwischen 400 und 800 Kilometer die Woche. Dienstliche Termine an einem Tag in Magdeburg und Potsdam: kein Ding! Oder Dresden und Bautzen an einem Tag gehen auch. Mit ÖPNV möchte ich das gar nicht erst versuchen, schon gar nicht nach dem Erlebnissen beim Fahrradurlaub im Sommer mit der DB.. Durch Videokonferenzen hat sich das bei mir deutlich reduziert, aber es gehen auch extrem viele Informationen verloren, die sonst vor Ort offensichtlicher waren. Aber wenn wir dann bei 12 Stunden Arbeits- und Reisezeit sind, dann sollten wir uns wohl besser scheiden lassen.
    Dann haben wir noch betreuungsbedürftige Eltern und Kinder, die alle noch/wieder kein Auto haben. Der Landkreis Barnim hat sich mit Corona entschieden, Fahrkarten zu 100% per App abzuwickeln. Toll, das klappt dann auch mit den Senioren, die eben mit dem Internet oder Handys nix am Hut haben. Nicht! Also machen wir den Fahrdienst für die Arzttermine, OPs und Einkäufe. Das kommt oben im Text nicht vor, weiß nicht, ob das Leben von Familienmitgliedern im Leben von Frau Diehl eine Rolle spielt…. Wenn man mitten in Hamburg mit besten ÖPNV wohnen möchte, dann geht das vielleicht. Ich höre lieber morgens um 04:30 den Hahn von Nachbarn, als die besoffenen Touristen, die früh aus den Clubs fallen…

    Das Auto ist für uns ein Werkzeug, nix tolles. Autofahren macht kein Spaß, aber es ist die beste Mittel für den Zweck. Und Alternativen sind nicht absehbar. Fahre zwischen 8 und 10 tkm Rad pro Jahr, aber dienstliche Radtouren machen für mich nur Berlin Sinn.

    Bzgl. „geteilten“ Eigentum habe ich in der DDR und im Sportverein schlechte Erfahrungen gemacht. Was allen gehört, gehört niemandem. Entsprechend ist der Umgang, das Verantwortungsgefühl für dieses „Volkseigentum“. Mit entsprechenden Auswirkungen auf die Einsatzfähigkeit. Lässt sich ja auch bei den Elektro-Rollern oder Leihrädern beobachten, die auf die Bürgersteige gekippt wurden.

    1. Frau Diehl schreibt niemanden etwas vor. Wer wäre ich, wenn ich das täte!
      Erstmal danke für Ihren langen Post.
      Ich freue mich, wenn Sie Auto fahren UND den Wunsch nach Veränderung laut postulieren.
      Denn:Es kann uns allen schnell passieren, dass wir zu krank oder zu arm für ein Auto werden.

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