Ich habe mir das Statement von Claus Weselsky, Chef der GDL, heute in ganzer Länge auf Phoenix angeschaut und die meiner Meinung nach wesentlichen Aussagen mal zusammengefasst.
Größter Minuspunkt für mich:
Einen Mann wie Rainer Wendt zum Chef der Genossenschaft Fair Train zu machen, die gewährleisten soll, dass die in Bahnkreisen übliche Leiharbeiter:innenschaft innerhalb von Tarifverträgen geschieht. Viele vergessen immer, dass Weselsky CDU und in dieser nicht gerade links ist. Das macht ihn auch interessant. Mit dieser politischen Verortung so krass für die Mitarbeitenden zu kämpfen.
Größter Wermutstropfen für Claus Weselsky:
Die DB AG wird diese Einigung nicht auf alles Konzernbereiche übertragen, obwohl sich Menschen an den Streiks beteiligten, die für denselben Konzern arbeiten, werden sie somit nichts an Verbesserung erhalten.
Durchaus spannendes Detail:
Auch Mehrarbeit zu wählen, wurde ermöglicht, und wird auch schon nachgefragt, natürlich bei entsprechendem gehaltlichen Ausgleich, aber so entsteht eine Flexibilität die beiden Seiten hilft.
Kurzes Fazit:
Ich sehe innerlich Menschen Salzsäure trinken, dass Claus Weselsky es geschafft hat, den Beruf Lokführer:in zu attraktivieren. Bessere Bezahlung. DB auch bei Optionsmodel Wochenarbeitszeit „eingeknickt“. Geringere Hürden Berufseinstieg, verkürzte Ausbildungszeit. Onlineangebote. Das wird viele Gruppen ansprechen. Menschen mit Carearbeit Familie. Teilzeitinteressierte.
Brauchen mehr Claus Weselsky in Bildung, Pflege, Niedriglohnsektoren?!
Menschen, die sich unbeliebt machen, aber für die Sache echt was erreichen“?
Weiter zu den Ausführungen:
Klarer Grund für die Fortführung der Wellenstreiks war für die GDL die Aufnahme der Prozesswelle der DB gegen Streikende und die GDL in die Einigung.
Das geschah dann. Diese Prozesse werden nicht weitergeführt.
DB-Bedingung war die Auswechslung des Aufsichtsrats der Fair Train, die nun eben ausgerechnet Rainer Wendt übernimmt.
Weselsky spricht von der Frustration, die diese Einigung bei den Tausenden auslösen wird, die von dieser ausgenommen sind. Und er kritisiert scharf all Jene, die das Streikrecht einschränken wollen.
Ihn treibt (wie mich 🙂 ) eine große Wertschätzung für die Menschen, ohne die das System nicht läuft. Weil sie nicht im Büro, sondern im Zug, in Leitstellen und Werkstätten tätig sind, sind die Möglichkeiten der Verbesserungen eingeschränkt. Erstmalig waren nun diese im Fokus.
Personalmangel zu begegnen, heißt Arbeitsplätze aufzuwerten. Mehr Geld, mehr Zeit, mehr Flexibilität.
Hier mein Protokoll des Redebeitrages – gekürzt. Hier gekürzt die Aussagen von Phoenix.
Ansprache Claus Weselsky
Das Schlechteste, was wir als Kompromiss in dieser Tarifrunde zugestehen mussten, ist, dass wir noch keinen Tarifvertrag für die Infrastruktur-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter abschließen konnten. Ich gebe gut und gerne zu, dass die Anzahl der vorhandenen Mitglieder und die Streikwirkung, die wir dort entfaltet haben, nicht ausgereicht haben, um in dieser Runde die Infrastruktur mit Tarifverträgen und verbesserten Arbeitszeiten hier zu bedienen.
Der Grund, warum wir das von den Moderatoren vorgeschlagene Ergebnis nicht akzeptieren konnten, war, dass sie keine Regelung getroffen hatten zu den vielen Gerichtsverfahren, die über uns hereingebrochen sind.
Wir haben es mit unserer Kraft und dem Druck durch Beginn der Wellenstreiks auch durchgesetzt, dass das, was wir hier vor deutschen Gerichten erleben mussten, endlich ein Ende hat. Nämlich, dass sich ein Arbeitgeber aufmacht und die Existenzvernichtung einer Gewerkschaft betreibt.
Wir haben gestern in der Generalversammlung unserer Genossenschaft (Fair Train – Anmerk.) die drei stellvertretenden Bundesvorsitzenden als Aufsichtsräte ausgewechselt. Das war der Deal. Wir haben insgesamt vier neue Aufsichtsräte benannt und ich kann Ihnen mitteilen, dass der neue Aufsichtsratsvorsitzende unserer Genossenschaft, mein Freund Rainer Wendt ist, der Vorsitzende der deutschen Polizeigewerkschaft.
Wer Tarifabschlüsse von Eisenbahnverkehrsunternehmen als PR-Gag bezeichnet, dann ist genau das eingetreten, was Sie alle mit uns erlebt haben, nämlich härtere und längere Arbeitskämpfe mit dem Ziel, dass eine Verbesserung im Eisenbahnsystem entsteht und dass diejenigen, die im direkten Bereich tätig sind und als Schichtarbeitende in ihren familiären sozialen Bindungen eingeschränkt sind, dass diejenigen in die Zukunft hinein wesentlich bessere Arbeits- und wesentlich bessere Einkommensbedingungen erhalten.
Wir haben es geschafft, wir sind froh und glücklich darüber und ich darf mich an der Stelle auch bei allen Fahrgästen bedanken, ob sie nun Verständnis oder Geduld hatten oder nicht. Ich darf mich bedanken und mich entschuldigen, wenn es nach uns gegangen wäre: Wir hätten diesen Kompromiss viel eher erzielen können.
Ich habe darauf aufmerksam gemacht, dass das, was unter der Überschrift Tarifeinheitsgesetz in diesem Land zur Anwendung gebracht wurde, von der Deutschen Bahn AG Gift im Brunnen ist und Sie können sich ungefähr die Motivationslage von 10.000 Eisenbahnerinnen und Eisenbahnern vorstellen, wenn sie mit uns gemeinsam für diese Verbesserung gekämpft haben und dann anschließend von diesen Verbesserungen ausgeschlossen werden.
Der Ruf nach einem Eingriff ins Streikrecht ist etwas, was ich als unanständig betrachte und zwar nicht, weil wir streikführende Partei sind, sondern weil es dieselben Politiker sind, die die Bahn privatisiert haben, die die Post privatisiert haben, die dafür Sorge getragen haben, dass der Beamtenstatus abgeschafft worden ist im Eisenbahnsystem. Damals gab es keine Streiks und glauben Sie mir, die als Behördenbahn beschimpften Deutsche Reichsbahn und Deutsche Bundesbahn waren um Lichtjahre besser, pünktlicher und zuverlässiger als das, was wir jetzt hier gemeinsam als Deutsche Bahn AG erleben müssen.
Es waren diese Vorstände, die das Eisenbahnsystem in Grund und Boden gefahren haben, nicht die Menschen, die draußen in den Zügen unterwegs sind oder in Stellwerken und Werkstätten arbeiten.
Wann und wie die deutschen Gerichte das Zählverfahren beim TEG endlich umsetzen, dann wird erst erkennbar, in welchen Betrieben wir tatsächlich die Mehrheiten haben. Denn das, was die Deutsche Bahn entschieden hat, ist niemals die Realität in den Eisenbahnverkehrsunternehmen. Und von daher sind Tausende von Kolleginnen und Kollegen frustriert und die werden sich überlegen, wie sie die Zukunft gestalten, wenn sie das nicht genießen dürfen, was wir für unsere Eisenbahnerinnen und Eisenbahner erkämpft haben.
Wer traut sich schon mit einem Schritt drei Wochenstunden Arbeitszeit abzusenken? Wir haben uns das getraut und zwar deshalb, weil wir es als zwingend erforderlich erachtet haben, dass die Eisenbahnerinnen und Eisenbahner in bessere Arbeitsverhältnisse kommen. Sie alle wissen, dass wir heute schon Personalmangel haben. Sie wissen, dass die Unternehmen Eisenbahnverkehre abbestellen, dass sie die Fahrpläne ausdünnen, weil sie es einfach nicht mehr leisten können. Und deswegen ist die Absenkung der Wochenarbeitszeit ein probates Mittel, um mehr Interessenten ins Eisenbahnsystem zu bringen.
Die Erhöhung des Werts der Arbeit ist unbestritten und auch das führt dazu, dass die Menschen sich in die Zukunft hinein wieder besser und mehr entscheiden können, im Eisenbahnsystem ausgebildet zu werden und im Eisenbahnsystem, im Schichtsystem tätig zu werden.
Die Innovation ist tatsächlich, dass Schichtarbeiterinnen und Schichtarbeiter hier erstmals nach vorne gestellt werden im direkten Bereich und denen eine verbesserte Arbeitszeit gebracht wird, die nicht auf andere Mittel und Methoden zurückgreifen können. Niemand im Eisenbahnsystem wird ins Homeoffice gehen können. Niemand im direkten Bereich wird mobiler arbeiten können, sondern die Kolleginnen und Kollegen sind nun mal 24 Stunden, sieben Tage die Woche und 365 Tage im Jahr im System drin.
Und das zu verbessern, das war unser Auftrag und den haben wir erfüllt. Und wenn 29 Eisenbahnverkehrsunternehmen mit uns Tarifverträge abschließen ohne Streiks, dann ist das das Maß der Dinge. Und nicht, dass sich ein Konzern, der Steuergelder verbrennen kann, hinstellt und sagt, das ist ein PR-Gag. Um den Herrschaften das auszutreiben, war mehr notwendig. Und da bekommt weder der Vorsitzende noch die GDL-Mitglieder ein schlechtes Gewissen. Es ist die Arbeitgeberseite gewesen, die diese Auseinandersetzung so lang gezogen hat und die sie so provokant geformt hat. Und erst zum Schluss ist sie eingeknickt. Und das bewerten bitte Sie.
Zu wenig Personal, das haben wir jetzt positiv beeinflusst und wir gehen davon aus, dass mehr Menschen im Eisenbahnsystem tätig werden. Die anderen zwei Elemente, eine kaputtgemachte Infrastruktur und zu wenig Fahrzeuge, das ist die Aufgabe derjenigen, die dafür die Verantwortung tragen. Die Vorstände der DB AG für die Infrastruktur und was die Menge der Fahrzeuge betrifft, ist das auch eine Frage dessen, was die Besteller am Ende des Tages hier für einen Takt vorgeben. Ich kann nur eins sagen, das Eisenbahnsystem ist in den letzten Jahren zu schnell gewachsen und die einzelnen Bedingungen, die dazu zum Tragen gekommen sind, sind nicht geeignet, pünktlich und zuverlässig zu fahren. Das erleben die Menschen in diesem Land jeden Tag. Das zu verändern, haben wir eine der besten Voraussetzungen geschaffen, nämlich in die Zukunft hinein besseres, motiviertes und gut bezahltes Personal.
Kaputte Infrastruktur und zu wenig Material kann die GDL nur bedingt beeinflussen. Aber zu wenig Personal, das haben wir jetzt so positiv beeinflusst und wir gehen davon aus, dass mehr Menschen im Eisenbahnsystem tätig werden.
Und das andere, die beiden Elemente, eine kaputtgemachte Infrastruktur und zu wenig Fahrzeuge, das ist die Aufgabe derjenigen, die dafür die Verantwortung tragen.
Die Vorstände der DB AG für die Infrastruktur und was die Menge der Fahrzeuge betrifft, ist das auch eine Frage dessen, was die Besteller am Ende des Tages hier für einen Takt vorgeben.
Ich kann nur eins sagen, das Eisenbahnsystem ist in den letzten Jahren zu schnell gewachsen und die einzelnen Bedingungen, die dazu zum Tragen gekommen sind, sind nicht geeignet, pünktlich und zuverlässig zu fahren.
Das erleben die Menschen in diesem Land jeden Tag.
Das zu verändern, haben wir eine der besten Voraussetzungen geschaffen.
Nämlich in die Zukunft hinein besseres, motiviertes und gut bezahltes Personal.
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