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Runter von den Palmen – rein in den Wandel!

Eigentlich darf ich ja nichts zum Mobilitätswandel sagen – so finden zumindest viele, die mir sagen, dass mich
– mein städtischer Wohnort disqualifiziert, weil ich den ländlichen Raum nicht kenne (Spoiler: Ich wuchs jahrelang im Emsland auf, wo meine Eltern auch noch wohnen)
– mein fehlender Autobesitz disqualifiziert, da ich die Bedürfnisse Autofahrender nicht kenne (stimmt, ich hatte privat noch nie ein Auto und erinnere mich nur ungern an meine Zeit mit übermotorisiertem Dienstwagen zurück, vor allem an die Parkplatzsuche)
– ich als Kommunikatorin mein fehlender Fachverstand disqualifiziert, Mobilitätswandel sei nunmal technisch (hier ist der Spoiler 15 Jahre Tätigkeit in Logistik und Mobilität, aber ja: Ich sehe den Wandel nicht technisch, denn die Lösungen sind größtenteils schon da
).

Und damit sind wir auch schon bei des Pudels Kern:
Wandel ist nichts Technisches, Wandel ist in erster Linie menschlich. Denn er beinhaltet Verhalten, das sich ändern muss. Da kann die alternative Technik noch so toll sein, wenn die Bereitschaft zum Wandel nicht vorhanden ist, dann wird er sich nicht vollziehen.

Ein hoch emotionaler Triggerpunkt ist aktuell „der ländliche Raum“.
Statistisch wohnen in ihm 70 Prozent der Deutschen – zugleich ist vom einsamen Reetdachbauernhof bis zur 50.000 Einwohner fassenden Stadt aber auch alles in diesem Segment umfasst. Zumindest, wenn ich meine Twittertimeline so betrachte. Ich fragte nach: Warum gibt es auch hier dieses schon fast mechanisch anmutende Gegeneinander, das die Wandel verhindert? Warum bin ich, wenn ich sage, dass auch manche Autofahrt im ländlichen Raum heute schon ersetzbar ist, SOFORT und ohne Anwärmphase die „arrogante Stadtkartoffel“? Warum fällt es so schwer, einander zuzuhören – on- wie offline. Denn auch nach Keynotes und nicht nur bei Twitter ist es mir passiert, dass meine Statements ins Lächerliche gezogen wurden – ohne sich mit ihnen inhaltlich auseinanderzusetzen oder aber mir Alternativen zu meinen Aussagen zu unterbreiten. Was dabei immer gelingt: Es gibt Applaus aus der eigenen Blase.

Mir ist das zu einfach.

Aber es ergeben sich für mich im ersten Schritt vor allem diese Fragen:
1. Warum macht das Gegeneinander so viel mehr Spaß als miteinander etwas zu verändern?
2. Warum tun wir nicht zuletzt auch einer bequemen Politik den Gefallen, uns immer wieder in Lager spalten und damit Wirksamkeit schwinden zu lassen?
3. Warum messen wir mögliche Lösungen immer an den 100 Prozent – und nicht an den ersten Schritten, die erste Verbesserungen für das Klima bedeuten?
4. Warum fühlen wir uns so klein und schaffen es noch nicht mal, eine Vision zu sehen, von einer wahlfreien Mobilität, mit der JedeR selbst entscheidet, welches Fahrzeug sie nimmt – und nicht mehr das Auto nehmen MUSS?

Die Mehrheit scheint zu glauben, dass alles so bleiben wird wie am 10. Dezember 2019. Vielleicht auch, weil sich 2019 nichts Wahrnehmbares geändert hat. Es wird auf die Politik geschaut und gesagt, dass einzelne private Aktionen ja nix bringen. Das soll es dann gewesen sein? Ich erinnere immer daran, dass Politiker:innen auch einzelne Menschen sind – und keinen Überblick über alles haben.

Schreiben Sie doch mal Ihrem Bundestagsabgeordneten, dass Sie einen besseren Takt, eine bessere ÖV-Anbindung wollen. Regen Sie zusammen mit Ihren Nachbarn an, Bahnhalte zu reaktivieren, Buslinien auszubauen und um digitale On-Demand-Mobilität zu ergänzen. Vielleicht fahren auch mehrere immer parallel in die Stadt und können einander mitnehmen. Es gibt Orte mit Mitfahrbänden, wo der Malermeister die dort Sitzenden mitnimmt, wenn er zu seinen Kund:innen fährt.

Stattdessen stehen wir alle auf dem Spielbrett des Lebens, schauen verschreckt hinter uns auf die Klimakrise, die immer unvermeidbarer wird und dennoch stoisch in eine Zukunft, in der sich nichts ändert?
KeineR von uns wagt es, den ersten Zug zu machen. Denn er könnte Komfort kosten. Nix tun aber kostet jemandes Leben. Heute schon. Auch wenn das pathetisch klingen mag. Lassen Sie uns zusammen fantasievoll in Alternativen denken. Lasst uns die Zukunft gestalten und die Politiker:innen fröhlich vor uns hertreiben mit unseren guten kleinen Ideen.

Denn es geht nicht um die Einschränkung der uns eingeimpften Autoabhängigkeit, sondern um das Schaffen neuer Möglichkeiten – die weniger klima- und raumschädlich sind. Dass wir uns da in Gruppen aufteilen, ist kompletter – sorry – Schwachsinn. Ich erwarte nicht, dass sich überall gleich schnell die Dinge ändern lassen. Dafür wurde am öffentlichen Verkehrssystem zuviel kaputtgespart und stillgelegt. Aber damit gebe ich mich dennoch nicht zufrieden. Schauen Sie nach den Dingen, die es schon in schlechter Ausstattung gibt und fordern Sie mehr. Hier ein paar Beispiele, welche Rolle z. B. auch Arbeitgebende übernehmen können:

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