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#SheDrivesMobility zu Gast auf der trans4log

Die Digitalisierung beschäftigt derzeit alle Branchen und ist insbesondere für die Logistikbranche ein zentrales Thema. Logistikunternehmen müssen die Digitalisierung vorantreiben, sonst gefährden sie ihre Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit. Der Trans4Log Kongress ist als Fachinformationsveranstaltung zum Thema Digitalisierung und Logistik 4.0 für die Logistikwirtschaft konzipiert. Den Teilnehmern werden konkrete Anknüpfungspunkte und entsprechende Lösungsansätze für das eigene Unternehmen sowie die Möglichkeiten der Interaktion und Vernetzung mit Branchenexperten und mit den neuen Treibern der Digitalisierung – den Startups – geboten. Ich war in Hannover zu Gast, um mit Vertreter:innen dieser auch für die Verkehrswende so wichtigen Branche über aktuelle Trends zu sprechen.

Der „Logistics Fightclub“ ist immer Teil der trans4log. Hier begegnen sich zwei gegensätzlich agierende Welten, dieses Mal ein tradiertes Unternehmen versus Rocket Internet (Ebit versus Exit). Gunnar Gburek (TIMOCOM GmbH) und Maximilian Schäfer (InstaFreight GmbH) stiegen in den Ring und diskutierten über schnell wachsende Digitale Plattformen in der Logistik. Werden diese wirklich benötigt? Wie steht es um die nachhaltige Zusammenarbeit? Wie wichtig sind hier noch Werte wie Treue und Zuverlässigkeit? Krause bewegt vor allem, die 130 Gäste in Gespräche zu verwickeln, die Basis von Allianzen zu legen. Sich wirklich zu begegnen und zu verstehen: Wie funktioniert mein Gegenüber? Er ist kein Fan von „Frontalbeschallung“, sondern will die Kompetenz im Auditorium nutzen.

Sein Statement: „Das Paket wird ausgetauscht gegen Einsen und Nullen. In der Rückschau haben wir die Lieferung im Fokus gehabt. Zukünftig wird das digitale Denken über Geschäftserfolg entscheiden.“ Krause hat Logistik „von der Pike auf“ gelernt, ist Speditionskaufmann. Er sieht das Wichtige in der Mitarbeiter:in in der „persönlichen DNA“, der Begeisterung für eine Sache. Fach- und Kommunikationskompetenz sind nicht so wichtig wie Methodenkompetenz. Diese hält Krause für deutlich entscheidender als diverse Abschlüsse und Auslandsaufenthalte, die seiner Meinung nach nicht Siegel für Eignung sind.

Er sieht große Chancen für neue Geschäftsmodelle durch Digitalisierung: „Wir reden wir mit den Kund:innen mehr über die Dinge rund um die Lieferung, den Vor- und Nachlauf, mehr als in der Vergangenheit. Weil hier noch Möglichkeiten zur Verbesserung vorhanden sind, die es beim reinen Transport kaum noch gibt. Vor allem auch: Übernahme von Prozessen vom Kund:innen in das Logistikunternehmen.“ Die Logiline Gruppe, mit 60 Mitarbeiter:innen, hohem internationalen und paritätischem Frauenanteil sieht sich gut aufgestellt für die Zukunft. So hat Krause auch keinen Schreibtisch mehr, sondern hohe Reisetätigkeit, weil Business Development für ihn eben auch meint, viel draußen zu sein und Inspiration und Trends aufzunehmen.

Am Ende stets sein Fazit: Wir brauchen das Beste auf beiden Seiten, um die Zukunft zu gestalten. Die große Lösung hat aktuell noch niemand, aber die Kollaboration hat Kraft. Wo sind Gemeinsamkeiten, auch im Sinne von Zielen, die uns zusammen erfolgreich machen gegenüber internationaler Konkurrenz? Die traditierte Logistikwelt ist seiner Einschätzung nach schon sehr hoch digitalisiert, dennoch ist da noch viel Potential, vor allem auch durch Begegnung mit jungen, „hungrigen“ StartUps. Diese Begegnung muss jedoch noch inszeniert werden. Veranstaltungen wie die trans4log bieten diesen Raum außerhalb von Arbeitsalltag.

Julia Kümper, Geschäftsführerin der VentureVilla Accelarator in Hannover, unterstützt mit ihrem Team StartUps finanziell sowie in Kompetenz und Räumlichkeiten. Julia interessiert die Transformation tradierter Branchen durch Begegnung mit Innovationsträger:innen. Sie sieht hier großes Potential für zukunftsfähige Geschäftsmodelle. Die Venture Villa betrachtet sich dabei vor allem auch als Vermittler von Netzwerkkontakten. Sie unterscheidet dabei StartUps, die Ausgründung von etablierten Unternehmen sind, von jenen, die sich komplett neu aufstellen. Vor allem letztere sind für sie wichtig, um den Wandel zu gestalten, weil sie anders und nicht von bekannten Rahmenbedingungen aus denken. Diese beschäftigen sich unter anderem mit Human Relations, der Fachkräftegewinnung. Und dem neuen Denken von Netzwerken auch in diesem Bereich. Aber auch mit neuen technischen Lösungen für bessere Einarbeitung mit VR-Technologie. Interessanter Hinweis von Julia: „Viele StartUps begreifen sich gar nicht als sooo innovativ, sondern als „State of the art“. Das muss erstmal vermittelt werden – auch für die Kommunikation mit möglichen Kund:innen in tradierten Branchen.“ Sie beobachtet dabei jedoch ein massives Problem: StartUps imitieren traditionelle Unternehmen. Was sich auf mangelnde Diversität auswirkt, die sich damit auch bei StartUps wiederholt. Die VentureVilla hat hier einen bewussten Fokus gesetzt. Sie wünscht sich, dass Frauen sich hier mehr zutrauen und bietet sich gern als Ansprechpartnerin an. Und dabei sieht sie Geschlecht nur als ersten Schritt zur echten Diversität.Im

Gunnar Gburek von Timocom ist für die öffentliche Wahrnehmung seines Unternehmens zuständig. Auch er bewegt sich viel im „Außen“, um hier Inspiration aufzunehmen und nach innen zu tragen. Timocom ist die größte Plattform Europas, die täglich bis zu 600.000 Transaktionen managed. Güter von A nach B zu bringen hat sich seit ewigen Zeiten nicht geändert, Gburek sieht Chance, dieses Business durch Digitalisierung noch besser zu organisieren. Andere Branchen sind hier vorangegangen, die Logistik war noch nicht getrieben, es zu tun, ist aber gut beraten, proaktiv tätig zu werden. Timocom sieht sich hier vor allem auch als Anreger für die Kund:innen, Prozesse einfacher und flexibler zu gestalten. Lange Vertragsbeziehungen und gute Planungen über Jahre hinweg sind nicht mehr selbstverständlich. Auch weil die Erwartungen von Endkund:innen sich verändern. Hier gilt es, als Netzwerk zu agieren, um die beste Leistung für Nachfrage zu bieten und damit Wettbewerbsvorteile zu heben. Transparenz ist ihm wichtig – diese kommt für ihn vor allem durch die Digitalisierung. Digitalisierung heißt aber auch, sich Zeit zu nehmen für echten Austausch, um Netzwerke zu bilden. Denn Basis ist weiterhin auch Vertrauen in das menschliche Gegenüber. Und das schließt auch die Fahrer:innen ein, die für die wichtigste Aufgabe, die Übergabe an die Kundin, verantworten.

Steffen Hochhaus von Lyreco will mit seinen Kund:innen zusammen nachhaltiger werden – und probiert sich gerade bei Instagram aus. Er wird zunehmend – so gibt er es zu – offen für „dieses Internet“ und lernt mittlerweile beständig dazu. Auch sein Geschäft, das mit klassischem Büromaterial begann, hat sich hier zu einer Art „Rundum-Sorglos-Anbieter“ weiterentwickelt. Denn Papierprodukte und andere Details werden weit weniger nachgefragt als noch vor fünf Jahren. Dabei setzt er darauf, in engem Kontakt zu Kund:innen und deren sich wandelnde Bedürfnisse zu sein. Hochhaus sieht Logistik als unterschätzte Branche, da ohne diese Dienstleistungen das alltägliche Leben nicht funktionieren würde. Dabei nimmt er auch wahr, dass Logistik eine Rolle in der Nachhaltigkeit einnehmen muss. Zusammen mit dem Kunden. Hier geht Lyreco in den direkten Diskurs, um gemeinsam „grüner“ zu werden. Aber auch intern ist Lyreco bestrebt, von Mitarbeiter:innen Anregungen anzunehmen. So auch mit den Lagerverantwortlichen, die darauf hinweisen, dass unnötig Plastiktüten zur Verpackung verwendet werden. Damit wurde um 70 Prozent der Plastikverbrauch gesenkt. Klarer Treiber ist dabei ein Eigentümer, der nachhaltiger agieren will und kann – im Gegensatz zu börsennotierten Unternehmen.

Der Tag war für mich sehr lehrreich, ich habe mit Freude mal wieder in meine „alte Welt“ geschnuppert – und bin zuversichtlich, dass wir auch diese Branche bald noch diverser gestalten werden. Danke für die Einladung!

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