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Raus aus der Komfortzone?!

Ein paar Gedanken dazu, wie schwer es uns manchmal noch fällt – allen voran mir selbst – Menschen so zu nehmen, wie sie sind. Sich nicht anzumaßen, ihr Verhalten oder Leben ganzheitlich beurteilen zu können. Sondern offen zu sein dafür, dass es Gründe gibt, die uns nicht bekannt sind. Dass Menschen agieren, und wir das nicht verstehen – weil sie eben anders sind als wir. Wir alle wollen Diversität, um erfolgreich zu sein. Aber der Weg dorthin ist manchmal echt anstrengend. Das darf er aber auch sein. Wir sollten viel öfter darüber sprechen, was uns unterscheidet und andere Blickwinkel kennenlernen. Ich glaube fest daran, dass es dann allen leichter fallen würde, „echt“​ zu sein.

Immer wieder lesen wir begeistert darüber, wie Menschen alles aufgeben, um sich neu zu erfinden. Wie sie sich hinterfragen in ihrem Tun und mit schlafwandlerischer Sicherheit wissen:

Das hier ist vorbei, das lässt mich nicht mehr wachsen, es ist Zeit für einen Abbruch, um einen Aufbruch zu ermöglichen.

Auch ich habe diese Geschichten lange mit Bewunderung und einem gewissen „Ziehen“ im Herzen gelesen, um dann doch wieder dorthin zurückzukehren, wo es sich wenig abenteuerlich, aber dafür ein wenig bequem und vertraut anfühlte.

Und im November letzten Jahres habe ich nach schätzungsweise fünf Jahren Anlauf (vom ersten Gedanken bis zur „Tat“ – ich will ehrlich sein – hat es glaube ich diese Zeit benötigt) mich dazu bekannt: Ich passe nicht in die Strukturen der großen Unternehmen und Konzerne. Was nicht heißt, dass ich nicht hinter den Dingen, die große Unternehmen, familiengeführte Firmen und kommunale Anbieter tun, vor allem auch hinter den Werten, die sie nach außen vertreten. Aber in ihrem Inneren gerät mein Wirken zu schnell an Grenzen, weil wir uns in der Art, wie wir sind, schlicht missverstehen. Das ist überhaupt nicht schlimm, weil es eine ähnlich einfache Erkenntnis wie die einer Liebes- oder Freundschaftsbeziehung ist, bei der man feststellt, dass man sich gegenüber steht und merkt:

Es funkt nicht mehr.

Beide Seiten oder auch nur eine von beiden hat sich weiter entwickelt, Missverständnisse werden häufiger und manchmal auch lauter. Es ist Zeit, zu gehen. Im Guten. Vor gemeiner Eskalation. Das ist der beste Moment.

Warum habe ich diese fünf Jahre benötigt? Und was ist das Ziel meiner Reise?
Viele spiegeln mir, dass mein Schritt ein mutiger war. Für mich war es ein logischer. Einer ohne Alternative. Denn das Korsett wurde mir zu eng. Ich habe immer noch Flügel und möchte andere beflügeln. Ich brauche Routinen, aber ganz bestimmt darf bei mir nicht jeder Tag genau wie der nächste sein. Und schon gar nicht möchte ich zu jenen gehören, die „thank god it´s friday“ jubeln und „boah, schon wieder Montag“ muffeln. Ich mag mein Lebenskonzept, so wie es jetzt ist. Aber ich weiß nicht, ob es in drei Jahren noch dasselbe sein wird. Davon habe ich mich frei gemacht. Ich war in unzähligen Seminaren zum Zeitmanagement und Selbstführung. Und bekam durch diese eigentlich nur ein noch größeres schlechtes Gewissen, weil ich diesen großen Masterplan einfach nicht aufbauen konnte. Es fühlte sich künstlich an. Dennoch fühlte ich den Druck, diesen Leitplanken, die eben nicht meine waren, zu folgen.

Heute arbeite ich auch mal an einem Sonntag für eine Kundin oder einen Kunden mit Begeisterung, wenn ich genau an diesem Moment den Flow empfinde, den ich für eine Aufgabe benötige. Genauso kann ich aber auch akzeptieren, dass an manchen Tagen schon um 14 Uhr nichts mehr produktiv läuft. Dann schließe ich den Laptop und beschäftige mich mit völlig anderen Dingen.

Denn:
Das Ergebnis zählt.
Nicht die Anwesenheit.

Und diese Ergebnisse sind auch nicht immer messbar (noch so ein Druck aus der Vergangenheit), weil ich in allem, was ich tue, immer auch alles, was ich bewegen möchte, mitnehme, Ich verknüpfe Menschen, ich nenne Kunden als gute Beispiele in medialer Berichterstattung, wenn ich das für passend halte. Ich bin erfolgreich. Weil ich mir vertraue. Dass ich das Richtige tue. Das ist noch ziemlich neu. Und gewöhnungsbedürftig für mich. Hört sich schräg an für jemanden, der qua Job schon immer auch auf Bühnen steht. Aber neu ist, dass ich jetzt viel auch „für mich“ da stehe. Und das war ein großer Schritt.

Nun bin ich nominiert, für den Digital Female Leader Award. Kleiner Lifehack für alle, die behaupten, dass es für Konferenzen einfach keine Speakerinnen gibt: Setzt euch auf der verlinkten Seite ein Lesezeichen. Dann habt ihr gleich 740 Ladies zur Auswahl, die alle irre kompetent sind und was zu sagen haben. Und da stehe ich nun – zusammen mit diesen tollen Frauen. Erstmalig bin ich „nur“ für meine persönliche Arbeit in diesem Reigen und nicht für die Arbeit, die ich für andere organisiert oder erstellt habe. Ein tolles Gefühl!

Vorab der Nominierung durch vier wundervolle Damen, die ich sehr schätze, habe ich dennoch transparent gemacht, dass ich mich

1. nicht selbst nominieren werden und ich

2. nicht beurteilen kann und will, ob mein Engagement preiswürdig ist.

Und siehe da: Auch auf dieses „Outing“ hin wurde wieder Druck auf mich aufgebaut. Es wurde zum Teil sehr vehement geurteilt, was falsch an meinem Entschluss sei.
Diesem Druck habe ich jedoch im Vergleich zur Vergangenheit standgehalten. Ich habe mich erklärt und darum gebeten, meinen Standpunkt anzuhören. Mir wurde vorgeworfen (von Frauen), die Tatsache, dass ich mich nicht selbst bewerbe, sei „typisch Frau“, ich sei in der klassischen Falle: Als Lady zu bescheiden.

Aber genau darum geht es mir letztlich auch in meiner täglichen Arbeit:

Bitte lasst alle so sein, wie sie wollen, solange sie anderen oder sich selbst damit nicht schaden! Hört auf mit diesen grellen Polen, die einander unvereinbar gegenüber stehen. Wir brauchen die Solidarität, die das andere umarmt – und nicht falsch und richtig als Kategorie vergibt.
Gleichberechtigung bedeutet für mich, dass JedeR von uns frei ist, seinen/ihren/div Weg zu gehen. Ich muss diese Wege nicht immer verstehen, aber ich freue mich über jeden Menschen, der glücklich ist! Mein Feminismus definiert sich nicht über das Ja oder Nein zu Körperbehaarung, über Voll- oder Teilzeit, über Mutter oder kinderlos sein.

Wenn ihr von anderen Frauen etwas fordert, ihr Verhalten kritisieren wollt, denkt bitte nach, ob das 1. öffentlich 2. überhaupt nötig ist. Wenn die Frau 3.  für sich Stellung bezieht, sollte das 4. erstmal sacken.
Und nun zum Fazit:

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