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Live on tape: Im Gespräch mit Gunnar Sohn, Wirtschaftsblogger

Unverhofft kommt oft – und zeigt mir dann, wie sehr ich doch im Thema stecke: Gunnar Sohn griff mich spontan und ohne Ankündigung in dem Moment, als ich im klimatisieren Bikini Berlin gerader für meine Keynote runterkühlte – und lenkte mich in sein Livestudio auf dem für IBM extra eingerichteten Eventcampus. In zwölf Minuten unternahmen wir einen Parforceritt durch alle Bereiche der Mobilität. Hier die Kernthesen und das Video im Anschluss zur Ansicht.

New Mobility – was ist das überhaupt?

Zurück auf Anfang: Ridepooling, ist das überhaupt neu? Gab es das nicht schon immer? Nein, neue Mobilität kümmert sich mehr um Konzepte, nicht mehr nur um Produkte, die vereinzelt nebeneinander stehen. In der Stadt ist für alle zu wenig Platz, deswegen sind wir gezwungen, Mobilität neu zu denken. Sonst bleiben wir im Verkehr stecken. Gunnar weist zurecht darauf hin: Wir warten seit Jahren auf „den großen Wurf“. Immer mehr Menschen pendeln – wir scheinen uns nicht nach vorne, sondern rückwärts zu bewegen. Das hohe Verkehrsaufkommen liegt auch an guten Dingen des gesellschaftlichen Wandels: Frauen arbeiten mittlerweile sehr selbstverständlich – tragen damit aber auch zum Verkehrsaufkommen bei. Leider gibt es in Deutschland immer noch große Vorurteile gegenüber mobilem Arbeiten, was eine echte Entlastung für Verkehr schwächt.

Diversität und neue Arbeitsmodelle sind auch ein Teil der Mobilitätswende

Leider sind momentan jedoch noch alle in ihren Silos verhaftet. Autobauer wollen Autos verkaufen, Hersteller von E-Stehscootern ihre Modelle an Mann und Frau bringen. Dabei ist Software wie jene von door2door ein echter Mehrwert, um ein System wie den Öffentlichen Nahverkehr zu transformieren und kundenzentriert aufzubauen – gerade auch im ländlichen Raum. Auch neue Ideen wie Dienstradleasing sind ein echter Hebel, in einer Facette, die durch Arbeitgeber getrieben werden kann. Es geht um die ganzheitliche Sicht auf das Thema – und die ist eben nicht nur privat. Alle müssen sich bewegen, und auch die betriebliche Mobilität ist enorm wichtig, um unsere Wege nachhaltig zu gestalten. Auch das Entzerren von Arbeitszeiten bei uns Wissenarbeitern ist zum Beispiel eine Möglichkeit, Verkehrsbelastung zu entzerren. Schon die Verdopplung der Besetztquote bedeutet die Hälfte an Autos!

Verkehrsminister-Bashing fällt leicht – bringt aber nix

Wir müssen das Gegeneinander überwinden, wir sollten an allem gemeinsam arbeiten – mit unseren jeweiligen Kernkompetenzen. Das gilt für Politik, Verbände und Unternehmen. Die Zulassungszahlen steigen, das ist nicht gut – aber auch Zeichen, das wir noch ganz am Anfang befinden. Das Auto ist enorm einfach in seiner Bedienung – und in unserer DNA. Die neuen Ideen müssen erstmal gefunden werden, das ist aktuell schwierig, weil Jeder für sich vermarktet. Zudem ist das Auto gefühlt billig und immer verfügbar. Mobilität ist definitiv auch ein Technikthema, die Zukunft liegt in intelligenter datenbasierter Verkehrssteuerung – aber eben auch in der Überwindung der Emotionen, die wir zum Auto haben. Die Kunst wird sein, das „neue Gesamtwerk Mobilität“ sowohl in Stadt als auch auf dem Land so attraktiv zu gestalten, dass es eine echte, lässige und smarte Alternative ist, die intuitiv funktioniert und nachhaltig ist.

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